Heilpraktiker*in werden: Berufsbild, Perspektiven und die Ausbildung

Heilpraktiker*innen, das sind doch alles nur Scharlatane. Die versuchen doch nur, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen – das ist ein gängiges Klischee, das viele Heilpraktiker*innen immer wieder zu hören bekommen. Doch stimmt das überhaupt? Wir räumen auf mit dem Klischee und geben Ihnen umfassenden Einblick in das Berufsfeld: Was machen Heilpraktiker*innen eigentlich? Wer kann Heilpraktiker*in werden? Und wie steht es um die beruflichen Perspektiven? Wir fassen alles rund um den Beruf für Sie zusammen.
Interesse an alternativen Methoden steigt
Die Heilkunde ist eine der ältesten Formen der Medizin – schon in den frühen Kulturen gab es immer kundige Menschen, die sich die Kraft der Natur zu nutze machten, um ihren Mitmenschen zu helfen. Den Heilpraktiker*innen-Beruf gibt es in Deutschland offiziell schon seit den 1930er Jahren. Aber erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist das Interesse an Alternativen zur Schulmedizin gestiegen – heute gilt die Profession für viele als willkommene Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsmethoden. Derzeit gibt es rund 40.000 staatlich geprüfte Heilpraktiker*innen in Deutschland. Die meisten davon arbeiten in Vollzeitpraxen, einige in Teilzeit1.

Was machen Heilpraktiker*innen eigentlich
Wie arbeitet ein*e Heilpraktiker*in?
Heilpraktiker*innen betrachten den Menschen als Ganzes, nicht nur einzelne Teile. Das gilt dann auch für die Behandlung. Körper, Geist, Seele und die Umwelt des Menschen sind die Bereiche, um die sich ein*e Heilpraktiker*in kümmert. Während der Diagnose und auch der Behandlung geht er oder sie immer auf all diese Bereiche ein, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Ziel ist es immer, die Selbstheilungskräfte des Köpers zu stärken, um so eine Veränderung hervorzurufen. Heilpraktiker*innen werden ist also mit viel Einfühlungsvermögen und Gespür für den Menschen verbunden.
Die Grundlage: Das Heilpraktiker-Gesetz
Das sogenannte Heilpraktiker-Gesetz (HeilPrG) ist seit 1939 in Kraft und schützt die Berufsbezeichnung Heilpraktiker*in. Anders als bei vielen anderen Berufen macht das Gesetz allerdings keine konkreten Vorgaben, wie die Ausbildung für diejenigen, die Heilpraktiker*innen werden möchten, auszusehen hat. Das erleichtert den Einstieg in das Berufsfeld enorm. Allerdings heißt das auch, dass in Deutschland nur Ärzt*innen und Heilpraktik*innen Heilkunde ausführen dürfen. Dadurch soll den Klischee-formenden Scharlatanen von vorneherein das Handwerk gelegt werden.
Behandlungsmethoden
Grundsätzlich darf jede*r, der Heilpraktiker*in geworden ist, physische und psychische Leiden feststellen und deren Behandlung ausführen. Dabei nutzt er oder sie klassische schulmedizinische Methoden ergänzt mit Methoden aus der Naturheilkunde . Dabei darf er oder sie unterschiedliche Verfahren anwenden, wie zum Beispiel:
- Akupunktur
- Aromatherapie
- Autogenes Training
- Homöopathie
- Phytotherapie
- TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)

Akupunktur durch eine Heilpraktiker*in
Vorrausetzung ist nur, dass diese Behandlungsmethoden auch beherrscht werden. Meist ist es so, dass alle, die Heilpraktiker*in werden, sich bereits in der Ausbildung auf ein paar Behandlungsmethoden spezialisieren.
Übrigens: Heilpraktiker*innen sind nicht approbiert, das heißt der Beruf ist nicht gleichzusetzen mit Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen.
Was darf ein*e Heilpraktiker*in nicht?
- Verschreibungspflichtige Medikamente verordnen
- Meldepflichtige oder zahnmedizinische Krankheiten behandeln
- Sexuell übertragbare Geschlechtskrankheiten (ausgenommen Menstruationsbeschwerden, Prostatavergrößerung oder andere nicht übertragbare Krankheiten) behandeln
- Strahlentherapien durchführen
- Geburtshilfe leisten
Was beinhaltet die Ausbildung zur Heilpraktiker*in?
Heilpraktiker*innen sind heute gefragter denn je. Daher gibt es auch zahlreiche (überwiegend private) Institutionen, bei denen Sie die Ausbildung absolvieren können. Jede Schule kann ihren eigenen Lehrplan und ihre eigenen Schwerpunkte setzen, da im Heilpraktiker-Gesetz keine konkrete Regelausbildungsinhalte festgeschrieben sind. Wenn Sie daran interessiert sind, Heilpraktiker*in zu werden, sollten Sie sich daher zunächst genau überlegen, welche Schwerpunkte für Sie persönlich wichtig sind. Danach können Sie auf die Suche nach der passenden Heilpraktiker-Schule gehen.

… die passende Schule finden
Wie aber die passende Schule finden?
Folgende Fragen müssen Sie für sich beantworten:
- Fühlen Sie sich dort wohl und gut aufgehoben?
- Wurden Sie umfassend beraten?
- Welche Rahmenbedingungen gibt es? Kündigungsfrist, Unterrichtseinheiten, Dozenten, etc.
- Welche Erfahrungen haben andere mit der Schule gemacht?
- Welche Weiterbildungen beziehungsweise aufbauende Einheiten gibt es?
Grundsätzlich ist die Wahl der Schule etwas sehr Persönliches. Nehmen Sie sich also genug Zeit, um die jeweiligen Ausbildungsinhalte zu studieren. Vielleicht gibt es ja sogar Info-Veranstaltungen oder einen Tag der offenen Tür, bei dem Sie die Schule und die Dozenten direkt kennenlernen können. Danach fällt Ihnen die Auswahl mit Sicherheit leichter.
Was sind die Voraussetzungen, um Heilpraktiker*in zu werden?
Um nach der Ausbildung auch als Heilpraktiker*in staatlich anerkannt zu werden, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Ärztliches Attest, dass Sie gesundheitlich und geistig in der Lage sind, den Beruf auszuüben
- Mindestalter 25 Jahre
- Mindestens ein Hauptschulabschluss
- Positives polizeiliches Führungszeugnis
Teilweise legen die Schulen aber auch noch andere Zulassungskriterien fest2.
Wie hoch sind Kosten der Ausbildung zur Heilpraktiker*in?
Die Kosten, um Heilpraktiker*in zu werden variieren von Schule zu Schule. Zudem sind sie von der Ausbildungsform (Voll- oder Teilzeit) abhängig. Intensivkurse mit medizinischen Vorkenntnissen sind beispielsweise günstiger, als reine Anfängerkurse. Wichtig zu wissen: Sie tragen die Kosten, um Heilpraktiker*in zu werden, in der Regel komplett selbst. Zusätzlich gibt es spezielle Förderungen, die Sie in Ihrer Agentur für Arbeit und Jobcenter erfragen können. Dazu muss die Schule in der Regel zertifiziert sein und Sie selbst müssen noch zusätzliche Auflagen erfüllen.

Kosten der Ausbilung zur Heilpraktiker*in
Wie lange ist die Ausbildungsdauer zur Ausbildungsdauer zur Heilpraktiker*in?
Die Ausbildung kann meistens in Voll- oder Teilzeit absolviert werden. Dementsprechend staffelt sich dann auch die Ausbildungsdauer, wenn Sie Heilpraktiker*in werden wollen. Viele Schulen bieten zudem berufsbegleitende Kurse an, sodass Sie nebenbei nicht auf Ihr Einkommen verzichten müssen. Im Durchschnitt dauert die Ausbildung 1-3 Jahre.
Die Ausbildung schließt aber immer mit einer umfassenden schriftlichen und mündlichen Prüfung ab. Die Prüfung wird durch das lokale Gesundheitsamt durchgeführt. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist daher unverzichtbar, um diese Prüfung auch zu bestehen.
Die Ausbildung bei campus naturalis
Bei campus naturalis zum Beispiel haben Sie die Möglichkeit, innerhalb von 1,5 Jahren die Ausbildung zum Heilpraktiker*in für Psychotherapie zu absolvieren. Diese gibt Ihnen den perfekten Einstieg in den Bereich der Psychotherapie. Sie sind sich nicht sicher, ob dieser Beruf etwas für Sie ist? Dann melden Sie sich doch einfach zu unseren kostenfreien Online-Schnupper-Workshops an und bekommen Sie umfassende Einblicke ganz bequem von zu Hause aus.
Wie sind die beruflichen Perspektiven für Heilpraktiker*innen?
Wer Heilpraktiker*in geworden ist und auch die staatliche Heilpraktiker-Prüfung absolviert hat, der kann niedergelassen arbeiten. Das heißt in einer Gemeinschaftspraxis angestellt oder in einer eigenen Praxis. Ein durchschnittliches Gehalt lässt sich nicht genau bestimmen. Das liegt daran, dass Sie in der Regel mit Ihren Klient*innen direkt abrechnen, da viele Krankenkassen die Behandlung noch nicht oder nur begrenzt unterstützen. Ein tadelloser Ruf ist daher essentiell, um die Vertrauensbasis zwischen Ihnen und Ihren Klient*innen aufrecht zu erhalten und um schlussendlich Geld zu verdienen. Die Behandlungshonorare können Sie selbst frei bestimmen.

Berufliche Perspektiven für Heilpraktiker*innen
Fazit: Heilpraktiker*in werden ist eine Bestimmung
Heilpraktiker*innen müssen immer viel Einfühlungsvermögen für ihr Gegenüber aufbringen – daher ist der Beruf eher eine Bestimmung als ein normaler Job. Dank der immer größer werdenden Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden ist das Berufsfeld in den letzten Jahrzehnten immer beliebter geworden. Auch das gesellschaftliche Bewusstsein für physische und psychische Erkrankungen und die sich verändernde Perspektive darauf sind gute Ausgangsbedingungen für Heilpraktiker*innen. Wenn dann noch ein Funken Leidenschaft dazu kommt, steht Ihrem Traumberuf fast nichts mehr im Wege.
Quelle1: heilpraktiker-schulen.de
Quelle2: praktischarzt.de