Psychische Erkrankungen bei Kindern: Von Depressionen bis Burnout
Burnout ist nicht erst seit gestern ein großes Thema in unserer auf Erfolg getrimmten Gesellschaft. Was bei Erwachsenen im Arbeitsleben kein Tabu-Thema mehr ist, tritt heute vermehrt auch bei den Kleinsten unter uns auf: Mediziner beobachten seit einigen Jahren einen deutlichen Anstieg von psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen oder Burnout bei Kindern und Jugendlichen.
Das bestätigt auch die KiGGS-Studie des Robert Koch Instituts. Dabei wurden Kinder und Jugendliche von 3-17 Jahren umfangreich untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend: Deutschlandweit sind laut den aktuellen Zahlen rund 20 Prozent der Befragten psychisch auffällig. 10 Prozent sind sogar akut gefährdet – sie zählen zur Risikogruppe* . Wie äußern sich diese Erkrankungen bei Kindern? Welche Ausprägungen und Formen gibt es? Wie kann es schon so früh dazu kommen? Und welche Anzeichen für Depressionen und Burnout bei Kindern sollten Pädagogen beachten?
Welche Formen der psychischen Erkrankungen bei Kindern gibt es?
Generell gilt: Erwachsene und Kinder leiden oftmals unter denselben psychischen Erkrankungen. Bei den Kleinsten in unserer Gesellschaft ist Hyperaktivität, auch ADHS genannt, die wohl bekannteste Form. Daneben gibt es zahlreiche andere:
- Emotionale Probleme: Angststörungen, Depressionen bis hin zu Burnout und Essstörungen sowie Somatisierungsstörungen. Letztere drücken sich besonders häufig körperlich, beispielsweise als Bauch- oder Kopfschmerzen, aus.
- Verhaltensauffälligkeiten: Aggressivität, gravierende soziale Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen, Hyperaktivität (ADHS).
- Seltene psychische Erkrankungen: Legasthenie, Dyskalkulie, Autismus, Psychosen, hirnorganische Krankheiten wie Schädel-Hirn-Traumata oder geistige Behinderungen.
Laut der KiGGS-Studie nahm die Zahl der Erkrankungen im psychischen Bereich bei Kindern zwischen 2003 und 2012 zwar nicht nennenswert zu. Aber schon die bloße Existenz von Erkrankungen wie Depressionen und Burnout bei Kindern sollte uns allen zu denken geben. Jedes fünfte Kind ist heute davon betroffen. Daher ist es wichtig, dass sowohl Eltern als auch Pädagogen sich dessen bewusst sind und gegebenenfalls sofort handeln.
Depressionen und Burnout bei Kindern erkennen: Das sind die Symptome
Das Problem bei Kinderdepressionen aller Art ist, dass viele Eltern und Pädagogen die Anzeichen dafür oft viel zu spät erkennen. Gerade im Kindergarten oder Grundschulalter gehen Erziehungsberechtigte nicht davon aus, dass Kinder unter Depressionen bis hin zum Burnout leiden können.
Veränderungen an Kindern und Jugendlichen lassen sich zwar einfach feststellen. Aber daraus im Zweifelsfall die richtigen Schlüsse zu ziehen, das ist der entscheidende Punkt. Experten unterscheiden bei den Symptomen für Depressionen und Burnout im Kinder- und Jugendalter zwischen zwei Typen:
- Selbstzerstörerische und deutlich erkennbare Anzeichen wie Magersucht oder das Ritzen der Haut, was besonders bei Mädchen auftritt. In extremen Fällen kommt es zu Suizidgedanken. Letzteres ist vermehrt bei Jungen zu beobachten.
- Sogenannte „stille“ Anzeichen wie Lustlosigkeit, der Wunsch nicht mehr in die Schule zu gehen oder sich vollständig aus dem Familien- und Freundeskreis zurückziehen. Viele Kinder resignieren bereits im Vorfeld von Leistungen. Auch Angst- und Panikattacken sind kennzeichnend.
Hinzu kommen in den meisten Fällen weitere Nebensymptome wie Stimmungsschwankungen, Erschöpfung sowie generelle Antriebslosigkeit. Gerade im Jugendalter werden diese Symptome leicht mit denen der Pubertät verwechselt. Daher ist es wichtig, das einzelne Kind über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten. Depressionen und Burnout bei Kindern äußern sich ähnlich wie bei Erwachsenen, die Kleinen wirken ausgebrannt und sind mit den einfachsten Situationen überfordert. Einen konkreten Test für Burnout bei Kindern gibt es nicht. Ein Facharzt für Kinderpsychiatrie stellt die Diagnose. Gegebenenfalls können Medikamente die Störungen lindern.
Die Ursachen von Depressionen und Burnout bei Kindern
Experten wie der Psychiater und Buchautor Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort sehen die Auslöser für Depressionen und Burnout bei Kindern und Jugendlichen in der heutigen Gesellschaft. Der Professor benennt drei Ursachen:
- Der Optimierungsgedanke der Gesellschaft, der schon im Kindergarten-Alter beginnt und sich auch bei Schulkindern vermehrt feststellen lässt. Kinder wachsen heute mit dem Gefühl auf, nicht scheitern zu dürfen.
- Kinder müssen immer selbstständiger werden. Das führt dazu, dass Bezugspersonen, die Halt geben können, fehlen. Eltern sind durch den eigenen Leistungsdruck oft keine Ansprechpersonen mehr.
- Leistungsstress in der Schule: Das Abitur gilt heute als das einzig wahre Ziel zur Selbstverwirklichung. Hinzu kommt, dass Lehrer zu oft überfordert sind mit den hohen Ansprüchen der Eltern.
Besonders der letzte Punkt ist für Schulte-Markwort ein entscheidender. Pädagogen sehen sich heute mit ganz anderen Problematiken konfrontiert als noch vor zehn Jahren. Die frühe Selektion in Gymnasium, Real- und Mittelschule sorge dafür, dass Eltern vermehrt versuchen, ihre Kinder bestmöglich zu positionieren. Auch gegen ihre Fähigkeiten. Elternabende und Schülergespräche werden zu reinen Optimierungsversuchen. Musikalische, sportliche und sprachliche Förderung der Kleinen setzt dem Ganzen die Krone auf. Die Folge: Kinder werden in der Schule von ihren Klassenkameraden abgehängt und leiden darunter. Mobbing und andere klasseninterne Problematiken können so leichter entstehen. Depressionen und Burnout bei bereits gefährdeten Kindern sind vorprogrammiert.
Als Pädagoge Lösungsansätze anbieten
Pädagogen, die gezielt gegen diesen Druck und damit gegen Depressionen und Burnout bei Kindern und Schülern vorgehen möchten, können sich weiterbilden. In unserer Ausbildung zum Kinder- und Jugendtherapeut erlernen Sie verschiedene Techniken der Stress-Prophylaxe bei Kindern. Wie kann ein kinderfreundliches Umfeld geschaffen werden? Vor welchen Herausforderungen stehen Kinder und Jugendliche heute? Wie können individuelle Therapie-Pläne gestaltet werden? Diese Fragen werden in unserem 1,5-jährigen Lehrgang beantwortet.
Parallel zur Ausbildung zum systemischen Kinder- und Jugendberater*in erlernen Sie nützliche Anwendungen aus der Heilpraktik für Psychotherapie. Der Fokus des Kurses liegt auf:
- Lernschwierigkeiten
- Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen
- ADHS
- Essstörungen
Mit den dort erlernten Lösungsansätzen können Sie Depressionen und Burnout bei Kindern und Jugendlichen gezielt entgegenwirken. Zudem können Sie Familien im Umgang mit ihren depressiven Kindern unterstützen.
Sie möchten sich noch weiter mit der Materie auseinandersetzen? Mit unserer Weiterbildung zu Stressbewältigung und Burnout Prophylaxe können Sie das Gelernte nochmal spezifizieren. In fünf Wochenendblöcken dreht sich alles um das Thema Burnout: Ziel ist es Depressionen und Burnout bei Kindern vorzubeugen.
Als Elternteile Geborgenheit schaffen
Die beste Lösung ist Depressionen und Burnout bei Kindern gar nicht erst entstehen zu lassen. Mütter und Väter sollten sich bewusst sein, dass sie einen großen Beitrag zur Prävention leisten können. Die folgenden Punkte sind entscheidende Vorleistungen:
- Gemeinsame Rituale wie Essenszeiten, Gute-Nacht-Geschichten, Auszeiten zusammen
- Geregelte Tagesabläufe
- Mitentscheiden des Kindes fördern
Sollten Sie schon den leisesten Verdacht haben, dass Ihr Kind unter einer psychischen Erkrankung leiden könnte, kontaktieren Sie einen Kinderarzt. Dieser entscheidet über eine mögliche Behandlung. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, ist eine gute Weiterentwicklung des Kindes ohne bleibende seelische oder körperliche Schäden garantiert.
* Quelle: Edoc: Studie „Psychische Auffälligkeiten und psychosoziale Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren in Deutschland – Prävalenz und zeitliche Trends zu 2 Erhebungszeitpunkten (2003-2006 und 2009-2012)
https://edoc.rki.de/handle/176904/1894