Digitale Kunsttherapie: Kreativer Ausdruck in Zeiten der Distanz
Digitale Kunsttherapie: Kreativer Ausdruck in Zeiten der Distanz
Unsere Welt ist in Bewegung: Digitale Kommunikationsformen sind längst zum Alltag geworden, und viele Menschen nutzen Apps und Internetportale, um sich zu informieren oder untereinander auszutauschen. Auch vor der therapeutischen Landschaft macht dieser Trend keinen Halt. Seit einigen Jahren wird verstärkt erforscht, wie sich das Internet und digitale Medien sinnvoll für Therapiezwecke einsetzen lassen. Gerade in Zeiten, in denen physische Kontakte eingeschränkt oder ungewiss sein können – wie während der COVID-19-Pandemie – zeigt sich der Nutzen der digitalen Welt ganz besonders deutlich.
In der Kunsttherapie kommen kreative Techniken zum Einsatz, um Menschen bei psychischen, emotionalen und sozialen Herausforderungen zu unterstützen. Dieses Therapieformat kann bei der Verarbeitung von Traumata helfen, kreative Denkprozesse fördern und die persönliche Entwicklung begleiten.
Doch nicht immer ist es möglich, eine physische Sitzung in einem Therapieraum wahrzunehmen. Hier kommt die digitale Kunsttherapie ins Spiel: Sie ermöglicht die künstlerische Arbeit über Online-Plattformen, wo Kunstwerke erstellt, ausgetauscht und gemeinsam analysiert werden können. Gerade für Personen in abgelegenen Regionen oder mit eingeschränkter Mobilität ist dies eine große Chance.
Was ist digitale Kunsttherapie?
Digitale Kunsttherapie ist eine Weiterführung der traditionellen Kunsttherapie und nutzt digitale Tools wie Grafiktabletts, Bildbearbeitungssoftware, 3D-Modellierungsprogramme und vieles mehr1|2.
Dabei bleibt der Kern der Therapie unverändert: Menschen setzen sich künstlerisch mit ihren Themen auseinander, reflektieren ihre Gefühle und Gedanken und werden von einer ausgebildeten Fachkraft begleitet. Die Besonderheit ist, dass die Erstellung und Bearbeitung der Kunstwerke online stattfindet, wodurch eine ortsunabhängige Zusammenarbeit zwischen Klient und Therapeut möglich ist.
Dank verschiedener Apps und spezieller Online-Plattformen können Klientinnen und Klienten ihre Arbeiten jederzeit mit ihren Therapeutinnen und Therapeuten teilen und Feedback erhalten. Dabei ist ein sicherer und geschützter Raum wichtig, in dem vertrauliche Daten und persönliche Inhalte geschützt werden.
Viele digitale Programme bieten bereits solche Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen an.
Digitale Tools in der Kunsttherapie
Wer profitiert von digitaler Kunsttherapie?
Digitale Kunsttherapie richtet sich prinzipiell an Menschen aller Altersstufen. Kinder und Jugendliche, die gerne am Tablet zeichnen oder auf dem Smartphone kreative Apps nutzen, finden oft intuitiv einen Zugang. Ältere Erwachsene, die zum ersten Mal mit digitalen Medien in Berührung kommen, können ebenso davon profitieren. Der Einsatz digitaler Geräte ist heutzutage weit verbreitet und erfordert meist nur eine kurze Einarbeitungsphase.
Besonders relevant ist die digitale Kunsttherapie für Menschen, die keinen einfachen Zugang zu konventionellen Therapieangeboten haben. Das können Personen sein, die in ländlichen Gebieten leben oder deren Mobilität eingeschränkt ist. Auch wer aus Zeit- oder Organisationsgründen nicht jede Woche in die Praxis fahren kann, hat mit einem Online-Angebot mehr Flexibilität bei der Terminplanung.
All das trägt dazu bei, dass die digitale Kunsttherapie ein wachsendes und zukunftsträchtiges Feld ist.
Psychologische Effekte und Erfolgsaussichten
Die Grundidee der Kunsttherapie ist es, durch kreatives Schaffen innere Prozesse sichtbar zu machen und damit eine Grundlage für Veränderungen und Lösungsansätze zu schaffen. Das gilt in der traditionellen analogen Form ebenso wie in der digitalen Variante. Eine genaue statistische Erfassung von Erfolgsquoten in der digitalen Kunsttherapie ist schwierig, da es sich um ein relativ neues Gebiet handelt6.
Trotzdem zeigen erste Auswertungen, dass digitale Programme durchaus vergleichbare therapeutische Effekte erzielen wie klassische Methoden2.
Während der COVID-19-Pandemie ist der Einsatz digitaler Medien rasant gestiegen, weil viele Menschen nur so weiterhin an ihrer Therapie teilnehmen konnten6.
Ein Vorteil der digitalen Kunsttherapie liegt in der breiten Palette an Gestaltungsmöglichkeiten. Ob Collagen aus Fotos, Animations– und Filmsequenzen oder 3D-Modelle – der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Die Ausrichtung der Therapie wird natürlich immer an die persönlichen Bedürfnisse angepasst. So kann ein Teenager eher zu Animationen und Videoclips greifen, während eine Seniorin vielleicht lieber digitale Collagen oder ein Zeichenprogramm nutzt.
Technische Voraussetzungen und Tools für digitale Kunsttherapie
Um digitale Kunsttherapie in Anspruch nehmen zu können, benötigt man in der Regel ein Smartphone, Tablet oder einen Computer sowie eine stabile Internetverbindung.
Das ist heute in vielen Haushalten bereits gegeben. Zusätzliche Hardware, wie Grafiktabletts, ist zwar nützlich, aber nicht zwingend erforderlich – viele Programme lassen sich auch per Touchscreen oder Maus bedienen.
Typische Software-Tools sind:
- Bildbearbeitungsprogramme:
z.B. Photoshop, Procreate, GIMP - 3D-Modellierungssoftware:
z.B. Blender - Virtuelle Whiteboard-Apps:
z.B. Miro, Conceptboard - Videokonferenz-Plattformen:
z.B. Zoom, Microsoft Teams, Therapie-spezifische Plattformen
Neuere Entwicklungen wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) werden in der Kunsttherapie bereits erprobt.
Klientinnen und Klienten können dank spezieller Brillen und Controllersysteme in digitale Welten eintauchen und hier ihre Kreativität ausleben4|6.
Erste Studien sehen in der VR-Kunsttherapie besonders großes Potenzial für Menschen mit Angststörungen, Autismus oder posttraumatischen Belastungsstörungen5.
Praktische Tipps für die Anwendung
- Beginne mit einfachen Tools:
Probiere am Anfang unkomplizierte Zeichen-Apps oder Online-Whiteboards aus, bevor du dich in komplexe 3D-Programme wagst. - Sorge für eine stabile Internetverbindung:
Das vermeidet Frust bei Videokonferenzen und sichert den reibungslosen Austausch mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten. - Schaffe dir einen festen „Kreativ-Ort“:
Richte dir zu Hause eine ruhige Ecke mit guter Beleuchtung ein, in der du ungestört arbeiten kannst. - Experimentiere:
Trau dich, verschiedene Farben, Formen, Apps und digitale Techniken auszuprobieren, um herauszufinden, was dir besonders liegt. - Nutze die Möglichkeit zur Nachbearbeitung:
Digitale Kunst bietet vielfältige Editier-Optionen. Scheue dich nicht, ein Projekt mehrmals zu verändern, bis es dir entspricht.
Digitale Kunsttherapie – Einfacher Einstieg ist problemlos möglich!!
Neue Entwicklungen und Trends in der Kunsttherapie
Das Feld der digitalen Kunsttherapie wächst und entwickelt sich stetig weiter. Immer mehr Therapeutinnen und Therapeuten spezialisieren sich darauf, ihre Klientinnen und Klienten auch online zu unterstützen.
Dabei helfen eigens entwickelte Plattformen, die den geschützten Austausch von sensiblen Daten gewährleisten2. Zahlreiche Menschen haben bereits gemerkt, wie wertvoll es ist, sich auf kreativer Ebene über Distanzen hinweg verbinden zu können.
Virtual Reality und Augmented Reality eröffnen ganz neue Horizonte:
Immersive VR-Räume können genutzt werden, um gemeinsam mit dem Therapeuten digitale Skulpturen zu erschaffen. AR-Apps lassen Kunstobjekte in der realen Umgebung erscheinen und bieten so einen erweiterten Bezug zum Alltag.
Darüber hinaus werden digitale Kunst- und Kreativ-Workshops immer häufiger angeboten, in denen Betroffene sich austauschen und Tipps zu Programmen und Techniken erhalten. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und kann in schwierigen Lebenslagen eine wichtige emotionale Stütze sein4.
Die Tatsache, dass Kunstschaffende und Therapeutinnen ortsunabhängig zusammenarbeiten können, trägt zur Demokratisierung der Kunsttherapie bei: Alle Menschen, die einen Internetzugang haben, können daran teilnehmen.
Schritt-für-Schritt-Leitfaden zum Einstieg in die digitale Kunsttherapie
Möchtest du selbst digitale Kunsttherapie ausprobieren? Hier eine kleine Anleitung, wie du starten kannst:
- Recherche:
Finde eine Therapeutin oder einen Therapeuten, der digitale Kunsttherapie anbietet. Du kannst dich online in Verzeichnissen umsehen oder bei Fachverbänden informieren. - Technische Grundlagen klären:
Stelle sicher, dass du ein geeignetes Gerät und eine stabile Internetverbindung hast. Lade alle notwendigen Programme oder Apps herunter. - Erstes Gespräch:
Sprich mit deinem Therapeuten über deine Ziele, Interessen und technischen Möglichkeiten. So kann die Therapie optimal auf dich zugeschnitten werden. - Erste kreative Übungen:
Beginne mit kleinen Aufgaben, um dich mit dem digitalen Tool vertraut zu machen. Oft sind es einfache Zeichenübungen oder Collagen. - Feedback einholen:
Teile dein Kunstwerk online mit deiner Therapeutin und besprecht gemeinsam deine Erfahrungen, Gefühle und Gedanken. - Regelmäßige Sitzungen:
Plane feste Termine ein, um Kontinuität zu gewährleisten. Auch in der digitalen Welt ist Beständigkeit wichtig für den Therapieerfolg. - Weiterentwicklung:
Trau dich an komplexere Projekte heran. Experimentiere mit 3D-Elementen oder VR, wenn es dich reizt und für deine Ziele sinnvoll ist.
Kunstwerke jederzeit bearbeiten, speichern und teilen
Digitale Kunsttherapie: Unsere Zusammenfassung
Die digitale Kunsttherapie zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich die therapeutische Landschaft durch moderne Technologien wandeln kann.
Sie öffnet neue Räume für Menschen, die ihre Kreativität entdecken oder entfalten möchten, ohne an einen physischen Ort gebunden zu sein. Dabei geht es nicht darum, die traditionelle Kunsttherapie zu ersetzen, sondern sie zu erweitern. Dank digitaler Tools können Klientinnen und Klienten ihre Kunstwerke jederzeit bearbeiten, speichern und mit Gleichgesinnten oder ihrer Therapeutin teilen. Auch geografische Distanzen spielen plötzlich keine Rolle mehr, was vielen Betroffenen eine echte Chance eröffnet.
Die bisherigen Erfahrungen und Studien weisen in eine vielversprechende Richtung. Insbesondere in Zeiten der Distanz, wie wir sie während der Pandemie erlebt haben, bietet die digitale Kunsttherapie einen Weg, körperliche Einschränkungen oder weite Entfernungen zu überbrücken.
Gleichzeitig sorgt sie für ein neues, oft spielerisches Erleben von Kunst und Kreativität. Wer sich einmal darauf einlässt, wird schnell merken, dass in jedem digitalen Pinselstrich und jedem Mausklick nicht nur Technik, sondern auch ganz viel Gefühl steckt.
Du möchtest mehr über Kunsttherapie erfahren und interessierst dich dafür, selbst kreativ tätig zu werden? Dann wirf doch einen Blick auf die Kunsttherapeutenausbildung bei campus naturalis und entdecke, wie du deine therapeutischen Fähigkeiten in der Praxis einsetzen kannst.
Wenn du dir noch unsicher bist, nutze die Gelegenheit, dich in einem Online-Schnupperkurs auszuprobieren. Dort findest du ein vielfältiges Angebot, um direkt einzusteigen und Kunsttherapie näher kennenzulernen.
Quelle1:
Digitale Kunsttherapie: Kreativtherapie mit Photoshop und Co. | BetaGenese.
betagenese.de
Quelle2:
Digitale Kunsttherapie – Blog | Atelier Courage – Claudia Vonderlind.
atelier-courage.com
Quelle3:
A practical development protocol for evidence-based digital integrative arts therapy content in public mental health services: digital transformation of mandala art therapy – Hyungsook Kim et al.
doi.org
Quelle4:
Art Therapy in the Digital World: An Integrative Review of Current Practice and Future Directions – Zubala et al.
doi.org
Quelle5:
Digital Art and Mental Health: A Study on Art Therapy in Virtual Reality Environments – Zhang Jing et al.
doi.org
Quelle6:
Digitale Kunsttherapie
bezirkskliniken-mfr.de
