Kann zu viel Achtsamkeit schaden?
In unserer hektischen Welt, in der ständige Ablenkungen und Stress allgegenwärtig sind, hat das Thema der Achtsamkeit erheblich an Bedeutung gewonnen. Kein Wunder, die Idee, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und bewusst im Hier und Jetzt zu leben, das klingt hervorragend. Doch kann es auch zu viel Achtsamkeit geben? Welche Auswirkungen hat das? Und kann zu viel Achtsamkeit im Alltag uns als Individuum, unserer Gesundheit und der gesamten Gesellschaft sogar Schaden zufügen?
Was ist Achtsamkeit eigentlich?
Achtsamkeit und insbesondere Achtsamkeitstrainings sind der wahrscheinlich größte Selbsthilfe-Trend unseres Jahrzehnts. Dabei ist Achtsamkeitstraining zunächst etwas durchweg Positives.
Achtsamkeit bedeutet zunächst einmal, die Gegenwart und ganz speziell den einzelnen Moment, bewusst wahrzunehmen und zu erfahren. Dabei entscheiden wir uns, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten. Ziel ist es, die vielen auf uns einprasselnden äußeren Einflüsse nicht zum Aufmerksamkeitskiller werden zu lassen1.
Die Effekte von Achtsamkeitstraining auf uns Menschen sind verlockend:
- Stress wird reduziert
- Wir erkennen unsere Bedürfnisse klarer
- Unser Bild von uns selbst wird deutlicher
- Wir können der Fear of Missing Out entgehen
- Wir lernen bessere Selbstfürsorge
Warnungen vor zu viel Achtsamkeit
Achtsam leben und sich selbst bewusst wahrnehmen ist zunächst mal etwas sehr Gutes. Allerdings kommen immer mehr Experten und Expertinnen, wie zum Beispiel die amerikanische Psychologin Willoughby B. Britton von der Brown University zu dem Schluss, dass zu viel Achtsamkeit uns auch schaden kann. Welche Effekte zu viel Achtsamkeit haben kann, das beleuchten wir jetzt2.
Das macht zu viel Achtsamkeit mit uns als Individuum
Im persönlichen Bereich ist Achtsamkeit gegenüber uns und unserer Umwelt sehr wichtig. Allerdings betonen Experten und Expertinnen, dass zu viel Achtsamkeit insbesondere bei Menschen mit Vorbelastungen wie Traumata oder negativen Erlebnissen sowie Depressionen eher ins Gegenteil umschlagen können.
So kann Achtsamkeitstraining wie Meditation alte Situationen immer wieder hochkommen lassen. Auch ein obsessives Streben danach, ständig achtsam zu sein, kann mehr Schaden anrichten als es uns gut tut. Das Streben nach ständiger Achtsamkeit kann dazu führen, dass wir3:
- Unter ständigem Druck stehen
- Frustration verspüren
- Den Stress erhöhen statt zu mildern
- Psychische Belastungen sogar erhöhen
Wichtig ist hier, so ist sich die Fachmeinung einig, eine weitere Begleitung. Zum Beispiel durch einen Trainer oder eine Trainerin, die von außen auf uns blickt. Bei campus naturalis im Seminar Achtsamkeit und Meditation erlernen Sie beispielsweise, wie Sie Menschen dabei unterstützen können, für sich das jeweils passende Maß an Achtsamkeit individuell zu definieren.
Zu viel Achtsamkeit auf Gesellschaftlicher Ebene
Auch auf gesellschaftlicher Ebene kann die übermäßige Betonung von Achtsamkeit unerwünschte Folgen haben. In einer Welt, die von ständigem Fortschritt, Wettbewerb und Produktivität geprägt ist, könnte eine Gesellschaft, die auf zu viel Achtsamkeit setzt, Gefahr laufen den Antrieb für Innovation und Veränderung zu verlieren.
Zu viel Achtsamkeit im gesellschaftlichen Kontext könnte dazu führen, den Antrieb und Drang zur Weiterentwicklung zu drosseln – was, wie Sie jetzt vielleicht denken, war nicht so schlecht ist.
Dennoch, die Menschheit wäre ohne einen gewissen kompetitiven Gedanken heute lang nicht da, wo sie ist. Immer wieder gab es Menschen, die Grenzen durchbrochen haben und damit Fortschritt und Entwicklung eingeleitet haben – ein zu viel an Achtsamkeit hätte das womöglich verhindert. Auch hier gilt also: Das gesunde Mittelmaß machts.
Die Kunst der ausgewogenen Achtsamkeit
Es ist wichtig an dieser Stelle zu betonen, dass Achtsamkeit per se hier nicht das Problem ist. Vielmehr geht es darum, das richtige Maß zu finden. Achtsamkeit sollte nicht als Flucht vor den Herausforderungen des Lebens verstanden werden, sondern als Werkzeug, das dabei hilft, dass wir uns in der Gemeinschaft mit anderen besser einbringen können und gerade auch mit beruflichen Herausforderungen besser umzugehen lernen.
Daher ist es wichtig, in der eigenen inneren Welt verankert zu sein und gleichzeitig sich aktiv in der äußeren Welt zu engagieren. Wir bei campus naturalis setzen auf eine ganzheitliche Erwachsenenbildung, die uns Menschen systemisch, also innerhalb unserer individuellen Gefüge betrachtet. So, dass ein zu viel oder auch zu wenig an Achtsamkeit gar nicht erst entstehen kann.