Kunsttherapie: die heilende Wirkung künstlerischen Schaffens

Malen, Töpfern, Fotografieren – Alle kreativen Schaffensprozesse können eine heilende Wirkung haben. Das gilt für unterschiedlichste Leiden, etwa psychische Erkrankungen oder somatische Störungen. Patienten jeden Alters profitieren von einer Kunsttherapie. Was zeichnet diese aus? In welchen Bereichen findet sie Anwendung? Wie läuft sie ab? Und wie können Sie Kunsttherapeut werden?
Was steckt hinter dem Begriff?
Bilder gestalten, etwas mit den eigenen Händen erschaffen und sich kreativ ausleben: Das kann eine ungeahnte Wirkung erzielen, welche die Kunsttherapie nutzt. Dabei ist das Talent übrigens unerheblich, weshalb sich auch der Begriff Gestaltungstherapie etabliert hat. Es geht einzig und allein um den heilenden Effekt des Schaffensprozesses. Denn Kunst kann einen Zugang zu den eigenen Gefühlen und der inneren Welt verschaffen.
Kunsttherapie: Eine Definition

Kunsttherapie – eine Kreativtherapie
Diese Therapieform fördert die Fähigkeit einer Person, ihre Umwelt mithilfe der eigenen Sinne zu erfahren. Sie wird den Kreativtherapien zugeordnet, zu denen auch Musik-, Tanz- und Theatertherapie gehören. Ziel ist es, innere Prozesse sichtbar zu machen und dadurch Leiden zu lindern. Über die Kunst können Menschen mit anderen in Kontakt treten. Sie lernen, sich selbst anders wahrzunehmen und ihre innere Umwelt zu verstehen. Welche Bedürfnisse haben Sie? Was fühlen Sie? Wer sind Sie? Auf diese Fragen kann die Kunsttherapie eine Antwort finden. Außerdem bereitet diese einen Weg, um das eigene Leben zu verändern und sich dabei an individuellen Wünschen zu orientieren. Aber auch auf die eigenen Fähigkeiten können sich Patienten mithilfe der Kunsttherapie besser besinnen. Sie ist ressourcenaktivierend und kann letztlich helfen, das eigene Selbstvertrauen aufzubauen. Zudem hat sie einen erholsamen Effekt. Diese Therapieform bietet eine kurze Auszeit vom Alltag und hilft zu entspannen.
Kurz und knapp – wobei unterstützt Kunsttherapie?
- Förderung der Eigeninitiative
- Stärkung des Selbstbewusstseins
- Erarbeitung neuer Denkweisen
- Neuentdeckung kreativer Ressourcen
- Umgestaltung des Lebens
- Besinnung auf die eigene innere Umwelt
- Aktivierung vorhandener Fähigkeiten
- Unterstützung der Resilienz
Dazu nutzt die Kunsttherapie verschiedenste Methoden. Patienten können nämlich auf unterschiedliche Weisen gestalterisch tätig werden, beispielsweise:
- Malerisch mit Stift, Papier, Farben etc.
- Plastisch beispielsweise mit Ton oder Stein
- Bildgebend mithilfe von Fotografie
Diese Kunstformen sind zwar sehr verschieden, haben aber eines gemeinsam: Sie drücken individuelle Empfindungen auf nonverbale Weise aus. Dies ist besonders für Patienten angenehm, denen es schwer fällt, ihre Probleme sprachlich auszudrücken.
In welchen Bereichen findet Kunsttherapie Anwendung?

Kunsttherapie – Machtlosigkeit verarbeiten
Es profitiert jede Altersklasse – von Kindern über Erwachsene bis zu Senioren. Diese Therapieform kann bei vielen psychischen Krankheiten helfen, etwa Essstörungen oder Schizophrenien. Bei depressiven Menschen stärkt Kunsttherapie die Selbstwahrnehmung und polt negative Gedankengänge um. Wer unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, kann sich künstlerisch mit seinen Erfahrungen auseinandersetzen. Krebskranke Personen beschäftigen sich in den Sitzungen gestalterisch mit dem Thema Tod. Farben, Pinsel und Co. können helfen, die eigenen Emotionen besser zu verstehen oder das Gefühl der Machtlosigkeit zu verarbeiten, mit dem sich viele dieser Patienten konfrontiert fühlen. Erfolgversprechend ist Kunst- bzw. Maltherapie also in verschiedenen Bereichen:
- Heilpädagogik
- Demenzprävention
- Traumatherapie
- Krisenintervention
- Kulturpädagogik
- Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
Wie läuft eine Sitzung ab?
Kunsttherapie wird in Kliniken, Altersheimen, Förderschulen, aber auch ambulant durchgeführt. Oft ergänzt sie andere medizinische Behandlungsmaßnahmen. Es gibt Einzel- ebenso wie Gruppensitzungen. Der Turnus wird individuell festgelegt, empfehlenswert ist in vielen Fällen aber einmal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens 10 Terminen. Wie läuft so eine Therapie ab? Ein festgelegtes Vorgehen gibt es meist nicht. Zu Beginn steht ein Erstgespräch, in dem geklärt wird, aus welchem Grund ein Patient die Therapie benötigt. In den Sitzungen übernimmt der Therapeut eine unterstützende Funktion. Er schlägt zum Beispiel vor, was die Teilnehmer gestalten können. Zudem ermutigt er sie, möglichst spontan und frei zu arbeiten. Oft hält er sich im Hintergrund, beobachtet und gibt bei Bedarf Hinweise oder Tipps. Er lenkt die Aufmerksamkeit außerdem in eine positive Richtung, sprich: auf Fähigkeiten und Potenziale. Denn oft sind diese den Patienten gar nicht bewusst. Am Ende der Sitzung haben Patienten in der Regel die Gelegenheit, über ihr Werk, ihre Gefühle und Eindrücke zu reden. Oft ist bei den Patienten eine interessante Entwicklung zu beobachten. Während sie anfangs vertraute Techniken oder Werkstoffe benutzen, werden sie im Verlauf experimentierfreudiger. Neue Erkenntnisse oder Wendungen spiegeln sich dann in den Bildern wider.
Sie möchten Kunsttherapeut werden?
In diesem Beruf arbeiten Sie zum Beispiel in sozialen Einrichtungen, Kliniken, Rehabilitationszentren oder ambulanten Praxen. Sie helfen Kindern, Erwachsenen und Senioren bei unterschiedlichen Krankheitsbildern oder Problemen. Dabei fördern Sie den künstlerischen Schaffensprozess. Die Beziehungsebene und ein Austausch auf Augenhöhe mit den Patienten spielen dabei eine große Rolle. Wenn Sie aktiv erleben möchten, was Kunst bewirken kann, entscheiden Sie sich für unsere Ausbildung in der Kunsttherapie . An verschiedenen Standorten in ganz Deutschland lernen Sie alles, was Sie über dieses Berufsfeld wissen müssen. Den Schwerpunkt legen wir auf den künstlerischen Prozess. Die Ausbildung bedient sich interdisziplinärer, kunsttherapeutischer Techniken und ist tiefenpsychologisch fundiert.