Gesund arbeiten – weniger Stress, mehr Wohlbefinden: Wege zur mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz

„Ich kann nicht mehr.“ – Dieser Satz fällt in deutschen Büros, Praxen und Pflegeheimen immer häufiger.
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind längst keine Randerscheinung mehr. Depressionen, Burnout, Erschöpfung und Angststörungen gehören inzwischen zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Allein im Jahr 2024 gingen 342 Fehltage je 100 Beschäftigte auf psychische Erkrankungen zurück – Tendenz weiter steigend 1. Besonders betroffen sind soziale Berufe wie Kindertagesstätten und Altenpflege, wo die Belastung besonders hoch ist 2.
Doch hinter diesen Zahlen stehen Menschen. Menschen, die ihre Arbeit lieben, aber an ihren Grenzen angekommen sind. Menschen, die merken: Der Job macht krank – und trotzdem nicht wissen, wie sie das ändern können.
In diesem Beitrag erfährst du, warum Mentale Gesundheit im Job so wichtig ist, welche Folgen chronischer Stress haben kann – und vor allem: wie du aktiv gegensteuern kannst. Sowohl für dich selbst als auch in deinem beruflichen Umfeld.
Warum der Job krank machen kann
Arbeit kann bereichern, Sinn stiften und unser Selbstbewusstsein stärken. Aber wenn Belastungen überhandnehmen, kippt die Waage.
- Chronischer Stress entsteht, wenn wir über lange Zeit mehr leisten müssen, als wir Ressourcen haben.
- Fehlende Erholungszeiten verhindern, dass Körper und Psyche sich regenerieren.
- Emotionale Überlastung tritt auf, wenn wir uns täglich um andere kümmern, ohne selbst genug Unterstützung zu erfahren.
- Schlechtes Arbeitsklima oder mangelnde Wertschätzung verstärken den Druck.
Die Folgen sind ernst: Schlafprobleme, innere Unruhe, körperliche Beschwerden, soziale Rückzüge – bis hin zu Burnout oder Depressionen. Und genau hier zeigt sich, wie eng Arbeitswelt und mentale Gesundheit miteinander verwoben sind.
Die Dimension des Problems
Psychische Erkrankungen verursachen heute fast jeden fünften Fehltag 1. Damit stehen sie auf Platz drei aller Erkrankungsgruppen in Deutschland. Besonders auffällig ist: Die Dauer dieser Krankschreibungen ist oft länger als bei körperlichen Erkrankungen. Ein Bandscheibenvorfall mag nach einigen Wochen ausheilen – eine Depression braucht Monate oder Jahre.
Und die Tendenz ist klar: In den letzten zehn Jahren sind psychisch bedingte Fehlzeiten um über 50 % gestiegen 3. Das ist nicht nur ein Alarmzeichen für die Betroffenen, sondern auch für die gesamte Arbeitswelt.
Denn: Unzufriedene und erschöpfte Mitarbeitende sind weniger produktiv, weniger kreativ und seltener bereit, langfristig im Unternehmen zu bleiben. Betriebe zahlen doppelt – mit steigenden Krankenkosten und mit verlorenen Talenten.
Psychologische Mechanismen – warum Stress so gefährlich ist
Unser Körper ist darauf ausgelegt, kurzfristig Stress zu bewältigen. Früher half uns die sogenannte Stressreaktion („Fight-or-Flight“) in Gefahrensituationen. Heute springt sie im Büro an – wenn die E-Mails nicht enden wollen, die To-Do-Liste wächst oder das Meeting eskaliert.
- Der Körper schüttet Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin
- Herzschlag und Blutdruck steigen, die Muskeln spannen sich an.
- Kurzfristig sind wir fokussiert und leistungsfähig.
Doch wenn diese Phase nicht aufhört, wird Stress krankmachend: Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen sind die Folge. Die Wissenschaft spricht von „Allostatischer Last“ – der Preis, den der Körper zahlt, wenn er im Dauerstress bleibt.
Impulse für den Alltag
Manchmal helfen kleine Schritte mehr als große Veränderungen. Hier sind zwei einfache Übungen, die sofort Wirkung zeigen können:
Übung 1: Atemanker gegen Stress
- Setze dich aufrecht hin, lege eine Hand auf den Bauch.
- Atme tief durch die Nase ein, bis sich der Bauch hebt.
- Atme langsam durch den Mund wieder aus.
- Wiederhole das für eine Minute.
Ergebnis: Dein Nervensystem beruhigt sich, dein Puls sinkt, du fühlst dich wieder klarer.
Übung 2: Mini-Check – Bin ich stressgefährdet?
Frage dich regelmäßig:
- Schlafe ich erholsam oder liege ich nachts wach?
- Habe ich Hobbys oder Freundschaften vernachlässigt?
- Fühle ich mich oft gereizt oder leer?
Wenn du hier öfter „Ja“ sagst, ist es Zeit, aktiv gegenzusteuern.

Stress am Arbeitsplatz – Einfache Übungen, die Wirkung zeigen können.
Was Unternehmen für mentale Gesundheit tun können
Die Verantwortung darf nicht allein auf den Schultern der Beschäftigten liegen. ArbeitgeberInnen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, psychische Gesundheit zu schützen und zu fördern.
Wichtige Schritte sind:
- Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastung durchführen (gesetzlich vorgeschrieben) 4.
- Führungskräfte schulen, damit sie frühzeitig Warnsignale erkennen und ein offenes Ohr haben.
- Arbeitsmodelle flexibilisieren: Homeoffice, Teilzeit, Pausenräume – Rahmenbedingungen, die Spielräume lassen.
- Kultur der Wertschätzung fördern: Lob, Feedback und Transparenz stärken die Motivation enorm.
- Gesundheitsangebote bereitstellen: Stressmanagement-Kurse, Resilienztrainings, psychologische Ersthilfe.
Hilfreich kann es auch sein, Entwicklungen regelmäßig mit geeigneten Indikatoren wie dem Business Health Index (BHI) zu beobachten, um Fortschritte sichtbar zu machen und gezielt nachzusteuern.
Wenn diese Maßnahmen ernst genommen werden, profitieren alle: weniger Ausfälle, bessere Stimmung, mehr Loyalität.
Rolle der Fachkräfte – warum Prävention so wichtig ist
Hier kommen Fachkräfte ins Spiel, die speziell in Stressbewältigung, Burnout-Prävention und psychologischer Ersthilfe ausgebildet sind:
- Sie sind die Brücke zwischen Mitarbeitenden, Unternehmen und dem Gesundheitssystem.
- Sie können Präventionsprogramme entwickeln und im Betrieb umsetzen.
- Sie erkennen Frühwarnzeichen bei Einzelnen und Teams.
- Sie bieten niedrigschwellige Unterstützung, bevor aus Stress eine Krankheit wird.
Genau solche Kompetenzen vermitteln die Ausbildungen und Fortbildungen bei campus naturalis. Sie richten sich an Menschen, die anderen helfen wollen – und gleichzeitig einen Beruf suchen, der Sinn stiftet.

Stress – Ein Gespräch kann viel Druck nehmen!
Mentale Gesundheit – Praxisnahe Tipps für Beschäftigte
Auch als Einzelperson kannst du einiges tun, um dich vor den Folgen von Stress zu schützen:
- Grenzen setzen:
Feierabend ist Feierabend. Keine Mails mehr checken. - Erholungszeiten einplanen:
Pausen gehören zum Arbeitstag, nicht an den Rand. - Bewegung nutzen:
Sport reduziert Stresshormone und hebt die Stimmung. - Offen über Belastungen sprechen:
Ein Gespräch mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten kann viel Druck nehmen. - Professionelle Hilfe annehmen:
Coaching, Therapie oder Beratungsstellen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke.
Unser Fazit
Die Zahlen sind eindeutig: Immer mehr Menschen werden durch ihren Job krank. Doch das muss nicht so bleiben.
Indem wir mentale Gesundheit ernst nehmen, können wir nicht nur Leid verringern, sondern auch Lebensqualität, Arbeitsfreude und Produktivität steigern.
Jeder Schritt zählt – ob kleine Übungen im Alltag, neue Routinen, ein Gespräch mit Vorgesetzten oder betriebliche Gesundheitsangebote. Und wer sich tiefergehend mit diesem Thema befassen möchte, kann mit der richtigen Ausbildung nicht nur sich selbst stärken, sondern auch anderen helfen.
Wenn du spürst, dass dich dieses Thema bewegt, dann könnte das dein nächster Schritt sein:
Außerdem kannst du dir in den Online-Schnupperkursen einen ersten Eindruck verschaffen.
Starte jetzt – für deine eigene Gesundheit und für die Menschen, die auf deine Unterstützung warten.
Quelle1:
DAK-Psychreport 2025. Anteil psychischer Erkrankungen an allen Fehltagen ~17–18 %.
dak.de
Quelle2:
DAK-Gesundheit. Branchenvergleich: Kita- und Altenpflege mit besonders hohen Fehlzeiten (2024).
dak.de
Quelle3:
IGES Institut / Fehlzeiten-Report. Psychisch bedingte Fehlzeiten stiegen in 10 Jahren um >50 %.
iges.com
Quelle4:
gesund.bund.de. Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, gesetzliche Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung.
gesund.bund.de