Wie Lebenserfahrungen uns den richtigen Weg weisen
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Der Zuhörer
Das Gespräch mit dem campus naturalis Dozenten Steffen Zöhl, Heilpraktiker Psychotherapie, wurde aufgeschrieben von Kristina Simon
Schneller, besser, größer, teurer – Unsere Welt definiert sich zunehmend in Superlativen. Was die Technologie und Digitalisierung als rasanten Fortschritt bezeichnet, ist für uns Menschen nur schrittweise und in kleinen Häppchen zu begreifen. Mit neuen Errungenschaften brechen neue Zeitalter an, die wiederum neue Herausforderungen mit sich bringen. Reize und Verpflichtungen prasseln auf uns ein, die uns nicht nur Zeit und Aufmerksamkeit, sondern oftmals auch unsere psychische und mentale Gesundheit kosten. Immer weniger Menschen nehmen sich die Zeit, zuzuhören und sich auf sich und ihren Körper und Geist zu besinnen.
Auch Steffen Zöhl entschied sich beruflich zunächst für den augenscheinlich krisensicheren, anerkannten Job. Er wurde Banker und arbeitete 20 Jahre lang auch gern in diesem Beruf. Vor knapp fünf Jahren wagte er den Karrierewechsel in die Selbstständigkeit als Heilpraktiker für Psychotherapie. Wenn der 45-Jährige von seiner Laufbahn erzählt, schlägt ihm fast ausschließlich dieselbe erstaunte Reaktion entgegen: Vom Banker zum Heilpraktiker für Psychotherapie? Wie ungewöhnlich! „Das sehe ich anders“, sagt er. „In beiden Berufen ist die Fähigkeit, auf Menschen einzugehen, zuzuhören und auf ihre Wünsche zu reagieren, essentiell.“ Dieses zwischenmenschliche Talent, zu verstehen, was andere bewegt, und stets ein offenes Ohr zu haben, entdeckte er schon in der frühen Schulzeit. Immer mehr Mitschüler*innen schätzten Steffen für sein Talent sowie für seine Ratschläge und machten während der Pausen Gebrauch davon. „Ich war auf der einen Seite zwar ein Sonderling, weil ich nicht der typische Junge war, der sich für Sport und Fußball interessierte, aber das Zuhören ist vielleicht etwas, das mir in die Wiege gelegt wurde.“
Die Berufung zum Beruf machen
Diese Gabe zum Beruf zu machen, auf diese Idee ist Steffen trotzdem erst viele Jahre später gekommen. Und zwar, als er selbst zu jemanden wurde, der aufgrund einer akuten Überlastung professionelle therapeutische Hilfe suchte. „Es gab eine Phase in meiner Banklaufzeit, in der es sehr stressig war“, erinnert er sich zurück. „Damals bin ich zu einer Hypnosetherapeutin gegangen und bat diese, mein Problem doch mal eben weg zu hypnotisieren“, sagt er lächelnd. Dass sich Konflikte aber nicht so einfach in Luft auflösen lassen, sondern eigene Arbeit und viel Eigenmotivation bedeuten, weiß Steffen heute. Parallel zu seinem Job in der Bank wälzte er monatelang Lektüren zu Rhetorik und beschäftigte sich mit der Mediation, einem auf Kommunikation basierendem Lösungsansatz. Später weitete er sein Interessenfeld auf die Achtsamkeit und Psychologie aus, um schließlich zu dem Entschluss zu kommen, selbst psychotherapeutisch zu arbeiten. Einen klangvollen Namen für seine eigene Praxis hatte er ja bereits: Der Zuhörer.
Warum ist die Arbeit des Heilpraktikers für Psychotherapie wichtig?
Auf die Frage, welche Sorgen und Probleme Menschen in der heutigen Zeit dazu veranlassen, psychotherapeutische Hilfe zu beanspruchen, sagt er: „Ein ganz großer Faktor ist gesellschaftlich, gerade auch in Deutschland, das Thema Stress. Dieser zeigt sich in den unterschiedlichsten Darbietungsformen.“ In seine Selbstständigkeit startete „der Zuhörer“ u.a. mit Vorträgen für Physiotherapeut*innen zum Thema (psychosomatische) Ursachen für Rückenschmerzen, eine der häufigsten Gründe für Krankmeldungen in Unternehmen. „80 bis 90 Prozent der Menschen, die mit diesen Beschwerden zum Arzt kommen, gehen mit der Diagnose „unspezifische Rückenschmerzen“. Das heißt: Es kann kein konkreter Auslöser gefunden werden, der diese Schmerzen erklärt, sie sind oft psychosomatisch.“ Häufig greifen Betroffene aber zunächst einmal in den Medizinschrank, bevor sich Gedanken zu einem „tieferliegenden“ Verursacher gemacht werden.
Diesem geht Steffen, der sich in seiner Praxis schwerpunktmäßig mit den Themen Ängste, Phobien und Stress beschäftigt, gerne mit der Hypnosetherapie auf den Grund. Ein Verfahren, das sehr viel Zwischenmenschlichkeit und Sympathie erfordert. „Ich kann jemanden nicht gegen seinen Willen in Trance versetzen. Hypnose ist Teamarbeit, die eben auf Vertrauen basiert.“
Von der Pike auf lernen: Was lerne ich in der Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie?
Um den Beruf des Heilpraktikers ranken sich die kuriosesten Vorstellungen und Mythen. Auf das Bild eines Wünschelruten tragenden Quacksalbers wird von den Medien gerne zurückgegriffen. Oftmals wird die Vorstellung vertreten, Personen, die als Heilpraktiker*in praktizieren möchten, müssten lediglich einen Multiple-Choice-Test beim Gesundheitsamt bestehen. „Die Aussage, ein Heilpraktiker müsste nichts lernen, ist falsch“, stellt Steffen klar, der für seine Tätigkeit eine mehrstufige Heilpraktikerausbildung durchlaufen hat. Während dieser Zeit wurde ihm ein ganzer Baukasten an Methoden, die sich in der Praxis als wirksam erwiesen haben, an die Hand gegeben. Darunter u.a. die Erickson Hypnose, Elemente aus der Gestalt- und Schematherapie sowie aus der lösungsorientierten Kurzzeittherapie. „Das war mir von Anfang an sehr wichtig. Ich wollte das Handwerk von der Pike auf lernen!“ Auf diese Weise kann er sich bei seiner Arbeit mit Klient*innen an einem breiten Spektrum verschiedenster Therapiemethoden bedienen und individuell reagieren.
Warum steht die Arbeit des Heilpraktikers in der Kritik?
Trotzdem wird das Image des Heilpraktikers zeitweise von negativen Schlagzeilen überschattet. Hierfür nennt Steffen einen wesentlichen Grund: „Für die eigentliche Erlaubniserteilung, um als Heilpraktiker zu arbeiten, brauche ich oftmals keine abgeschlossene Therapieausbildung vorzu
weisen. Das ist etwas, woran sich gerieben wird. Wenn es dann mal ein schwarzes Schaf gibt, wird dies gleich darauf zurückgeführt.“ Was viele jedoch vergessen ist, dass diesem Umstand ein wesentlicher Gesetzesinhalt entgegensteht. Das Patientenrechtegesetz (BGB §§ 630a ff.) regelt nämlich, dass Heilpratiker*innen nur mit Methoden arbeiten dürfen, die sie auch fundiert gelernt haben. Daneben bestimmt die Aufklärungspflicht (BGB § 630c) gegenüber Klient*innen, sie ausführlich darüber zu unterrichten, wie behandelt wird, was Alternativen sind und auch wo die Grenzen dieser Alternativmedizin liegen. „Das heißt rückschlüssig, dass ich sehr wohl eine Therapieform erlernt haben muss, um damit in der Praxis zu arbeiten.“ Darüber hinaus steht den Heilpraktiker*innen eine sehr große Auswahl an Therapieverfahren zur Verfügung, oft auch in Absprache und Ergänzung zu den Behandlungsmethoden der behandelnden Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen. Immer mehr klassische medizinische Berufsgruppen wie Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen interessieren sich für diesen ganzheitlichen Gesundheitsansatz und wenden diesen auch an. Die gesetzlichen Krankenkassen geben aktuell jedoch vier Richtlinienverfahren vor, das sind die Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Verfahren, die Verhaltenstherapie und seit 2020 die systemischen Verfahren – diese Methoden können bei der Krankenkasse abgerechnet werden. „Neben diesen vier Methoden gibt es aber noch andere wissenschaftlich anerkannte Verfahren, wie eben die Hypnose, die aber nicht in diesem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung mit drin sind“, erklärt Steffen. „Doch nur, weil etwas nicht bezahlt wird, heißt das noch lange nicht, dass es unwirksam ist!“
Einen Aspekt jedoch würde auch Steffen gerne ändern, denn: Es gibt keine einheitliche Ausbildung und keine offiziellen „Qualitätsstandards“. „Letztendlich liegt es immer in der Verantwortung des Einzelnen, dieses Berufsbild auszuleben und mit Qualität zu füllen. Das gilt für alle Berufe, aber insbesondere für die in der Gesundheitsbranche“, ist er überzeugt.
Was erwartet mich bei der Ausbildung am campus naturalis?
Die durch eine externe Prüfung, die mündlich und schriftlich beim Gesundheitsamt abgelegt werden muss, anerkannte Ausbildung als Heilpraktiker*in für Psychotherapie an der campus naturalis AKADEMIE richtet sich an Menschen, die sich für die seelischen und psychosomatischen Prozesse ihrer Mitmenschen interessieren. Als Ausbilder, der die Lernenden bei Campus vorbereitet, begegnen Steffen hier viele unterschiedliche Persönlichkeiten. „Manche kommen schon aus dem Bereich wie Pfleger*innen, Erzieher*innen oder Physiotherapeut*innen, andere interessieren sich aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte für diese Tätigkeit und dann gibt es noch solche Exoten wie mich, die aus ganz anderen, fremden Berufen kommen“, lacht er. Wer also eine positive Einstellung zum Menschen hat, gerne kommuniziert und Menschen helfen will, hat gute Voraussetzungen, um diese Berufung zum Beruf zu machen. Denn aller Kritik zum Trotz: Heilpraktiker*innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Menschen, insbesondere in Zeiten, in denen die Wartelisten für einen Therapieplatz bei ansässigen Psychotherapeut*innen endlos erscheinen.
Wie sieht der Praxisanteil aus?
Um diesem Anspruch gerecht zu werden und die Auszubildenden auf ihre spätere Tätigkeit bestmöglich vorzubereiten, arbeitet campus naturalis mit einem hohen Praxisbezug. Unter anderem wird Wert daraufgelegt, dass ein Praktikum absolviert und bestimmte Präsenzstunden erfüllt werden. „Dinge, die ich mir selbst erarbeite, bleiben besser und anders in Erinnerung als solche, die ich nur passiv in Vorträgen höre“, begründet Steffen den didaktisch-pädagogischen Ansatz, der u.a. in Gruppenarbeiten seiner Vorlesungen Anwendung findet. Die Studierenden schulen ihre Kenntnisse zwar in Theorieblöcken, müssen ihr Wissen aber vor allem auch in die Praxis transferieren. „Das geht am besten am lebenden Objekt“, scherzt Steffen. Das Üben spielt dabei eine große Rolle und fängt an bei Erstgesprächen, in denen das gezielte Fragen erlernt wird, bis hin zu der Erarbeitung einer Fragenstruktur und dem Aufstellen von Verdachtsdiagnosen. Ziel ist es, die Studierenden für die Prüfung und die Arbeit mit späteren Klient*innen bestmöglich vorzubereiten. Dieses Ziel verfolgt das Institut mit messbarem Erfolg: Auf der Website informiert campus naturalis darüber, dass die Chancen derjenigen, die bei campus naturalis ihre Ausbildung absolviert haben, beim Prüfungsamt zu bestehen, liegen bei 90 Prozent, wohingegen sich der bundesweite Durchschnitt der erfolgreichen Abschlüsse deutlich darunter, bei 30 bis 40 Prozent einpendelt. „Es macht viel Freude zu sehen, wie sehr die Teilnehmer*innen im Laufe der Ausbildung wachsen und alle nötigen Fähigkeiten entwickeln, die es für die Ausübung dieses wertvollen Berufes braucht“, fasst Steffen abschließend zusammen.