Zukunftsangst besiegen:
Systemische Beratung als Rettungsanker für Jugendliche

Klimawandel, Pandemie, Kriege und ein ständiger Strom schlechter Nachrichten prasseln heute auf Kinder und Jugendliche ein. Viele fühlen sich von einer Polykrise umzingelt und fragen sich: „Hat meine Zukunft überhaupt eine Chance?“ Studien sprechen bereits von der „Generation Zukunftsangst“ – einer Altersgruppe, für die Hoffnung kein Selbstläufer mehr ist 1.
Dieser Beitrag zeigt, wie systemische Kinder‑ und Jugendberatung jungen Menschen Halt gibt, erklärt zentrale Fakten und liefert praxisnahe Tipps für Familien, Schulen und Fachkräfte.
Was bedeutet Zukunftsangst?
Zukunftsangst beschreibt ein diffuses Gefühl ständiger Bedrohung, das sich schwer in konkrete Worte fassen lässt. Laut der Studie „Jugend in Deutschland 2024“ haben 68 % der 14‑ bis 29‑Jährigen Angst vor Krieg, 56 % fürchten den Klimakollaps und 65 % machen sich Sorgen um steigende Lebenshaltungskosten 2. Die Sorge ist nicht nur gedanklich, sie hat körperliche Folgen: Schlafstörungen, Gereiztheit oder anhaltende Erschöpfung sind häufige Begleiter.
Warum trifft Zukunftsangst junge Menschen besonders hart?
- Lebensphase der Weichenstellung:
Schule, Ausbildung, erste Jobs. Unsicherheiten schlagen hier doppelt schwer zu. - Digitale Dauerbeschallung:
Push‑Meldungen vergrößern jede Krise, Algorithmen verstärken negative Inhalte 3. - Mangelnde Kontrolle:
Anders als Erwachsene können Jugendliche Politik oder Wirtschaft kaum beeinflussen – das erzeugt Hilflosigkeit.
Aktuelle Daten zur psychischen Belastung
- Jeder zweite Jugendliche berichtet laut COPSY‑Studie von depressiven Symptomen 3.
- Wartezeit auf einen Therapieplatz: durchschnittlich 5 Monate6.
- Erziehungs‑ und Familienberatungen verzeichneten 2022 ein Plus von 9 % gegenüber 2021 4.
Diese Zahlen machen deutlich: Professionelle Unterstützung ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung, damit junge Menschen nicht im Angstkreislauf stecken bleiben.
Warum ist Systemische Kinder- und Jugendberatung so wirksam?
Systemische Beratung betrachtet das Kind nie isoliert, sondern als Teil mehrerer vernetzter Systeme (Familie, Schule, Freundeskreis). Probleme gelten nicht als „Defekt“ des Einzelnen, sondern als Signal, dass das Gesamtgefüge aus dem Gleichgewicht geraten ist 5.
Kernprinzipien
- Ressourcenorientierung:
Was läuft schon gut? Wo liegen Stärken, die man ausbauen kann? - Allparteilichkeit:
Berater steht jeder Person im System gleichermaßen wertschätzend gegenüber. - Selbstwirksamkeit fördern:
Kinder erleben, dass sie trotz Krisen Handlungsspielräume besitzen. - Kurzzeit‑ & Lösungsfokus:
Nicht das Problem wird seziert, sondern gemeinsam eine gewünschte Zukunft entworfen.
Wissenschaftlich anerkannt: Seit 2024 ist die systemische Therapie für Kinder und Jugendliche Kassenleistung 6. Studien zeigen messbare Verbesserungen bei Angst‑ und Depressionswerten sowie der Bindungssicherheit in Familien 5.

Systemische Beratung betrachtet das Kind nie isoliert, sondern als Teil vernetzter Systeme
Wie läuft eine systemische Beratung ab?
- Auftragsklärung (1 Sitzung)
Eltern, Kind und Berater definieren Ziele („Ich will ohne Panik in die Schule gehen“). - Ressourcen‑ und Problemanalyse (1–2 Sitzungen)
Genogramme, Familienbrett oder Online‑Interviews decken Muster auf. - Intervention (3–10 Sitzungen)
- Wunderfrage:
„Stell dir vor, über Nacht ist das Problem weg – woran merkst du es zuerst?“ - Externalisierung:
Die Angst bekommt einen Namen („Drache Rot“) und verliert Schrecken. - Perspektivwechsel:
Eltern und Kind nehmen die Haltung des jeweils anderen ein.
- Wunderfrage:
- Evaluation & Abschluss:
Fortschritte feiern, Notfall‑Plan für Rückfälle erstellen, Netzwerk aktivieren.
Eine Sitzung dauert meist 60–90 Minuten; Termine liegen oft alle zwei Wochen. Bei Akutfällen (Panikattacken, Suizid‑Gedanken) wird das Tempo erhöht und ggf. medizinische Hilfe hinzugezogen.
Typische Themen aus der Praxis
- Klimakrise & Ohnmacht:
Beratung hilft, Gefühle in Handeln zu verwandeln (z. lokale Umwelt‑Projekte). - Leistungsdruck Schule:
Realistische Ziele, Lernpläne, Stärkung des Selbstwerts. - Soziale Medien:
Digitale Auszeiten vereinbaren, Social‑Media‑„Diät“ testen. - Familiäre Konflikte:
Moderierte Gesprächsrunden, bei denen Vorwürfe in Wünsche übersetzt werden.
Durch diesen System‑Blick reduziert sich das Problem nicht auf die Psyche des Kindes, sondern umfasst Schule, Familie, Freizeit – genau dort, wo Veränderungen wirken.
Ausbildung zum systemischen Kinder‑ & Jugendberater
- Grundlage:
Pädagogischer, psychologischer oder therapeutischer Erstberuf. - Dauer:
2 Jahre berufsbegleitend (550–700 Stunden). - Inhalte:
Entwicklungspsychologie, spieltherapeutische Methoden, Online‑Beratung, Selbsterfahrung, Supervision. - Zertifikat:
DGSF oder SG. Dadurch entsteht ein Qualitätssiegel, das Familien Orientierung gibt, wenn sie Hilfe suchen 7.

Offene Gespräche unterstützen die Bewältigung von Ängsten
Zukunftsangst – Handlungsempfehlungen für Eltern & Schulen
Eltern
- Offene Gespräche:
Fragen Sie konkret „Was macht dir am meisten Angst?“ – nicht abwiegeln. - Medien‑Time‑Out:
Legen Sie täglich Krisen‑freie Zonen fest (z. keine Nachrichtensites vor dem Schlafen). - Ressourcen‑Tagebuch:
Jeden Abend drei Situationen notieren, die gut liefen.
Schulen
- Auszeiten schaffen:
„Silent Rooms“ oder Garten‑AGs für Stress‑Abbau. - Beteiligung fördern:
Klassensprecher stärker in Schulentwicklung einbinden – Selbstwirksamkeit schlägt Angst. - Beratung sichtbar machen:
Aushänge mit Kontaktdaten der Schulsozialarbeit und Online‑Angeboten.
Unser Fazit
Zukunftsangst ist real – doch sie muss kein Dauerzustand sein. Systemische Kinder‑ & Jugendberatung macht Ängste besprechbar, aktiviert familiäre Ressourcen und zeigt jungen Menschen, dass sie trotz Krisen wirksam handeln können. Wer früh Unterstützung nutzt, verwandelt Angst in Gestaltungskraft.
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Quelle1:
Germanwatch-Blog (A. Lehnert) – Generation Zukunftsangst (2023).
germanwatch.org
Quelle2:
Tagesschau.de – Studie „Jugend in Deutschland“ – So pessimistisch wie noch nie (23.04.2024).
tagesschau.de
Quelle3:
Tagesschau.de – Social-Media-Konsum: Jugendliche mit psychischen Problemen anfälliger? (05.05.2025).
tagesschau.de
Quelle4:
Robert Bosch Stiftung – Deutsches Schulbarometer 2024: Kriege, Leistungsdruck und Klimakrise belasten Schüler:innen (19.11.2024).
bosch-stiftung.de
Quelle5:
DGSF (idw) – Systemische Familienberatung wirkt: Erste empirische Befunde zur Verbesserung der Bindungssicherheit (Pressemitteilung 12.06.2019).
idw-online.de
Quelle6:
Kassenärztliche Bundesvereinigung – Systemische Therapie für Kinder und Jugendliche startet (PraxisNachrichten, 27.06.2024).
kbv.de
Quelle7:
campus naturalis Akademie – Ausbildung Systemische Kinder- und Jugendberatung (o.J.).
campusnaturalis.de