Ärztemangel auf dem Land: Zwischen Fachkräftemangel und neuen Chancen
Wir befinden uns auf dem Land, genauer gesagt, im Wartezimmer eines Landarztes. Er ist Allgemeinmediziner, der Hausarzt von Menschen im Umkreis von bis zu 60 Kilometer. Das Wartezimmer ist gerappelt voll, das Telefon am Empfang scheint nicht still zu stehen und es gibt viel zu tun mit der Versorgung aller Patient*innen. Der Fachkräftemangel zeigt sich auch hier: Es herrscht akuter Ärztemangel in ländlichen Regionen, die Aussichten auf Besserung sind trübe. Wie Kommunen den Ärztemangel auf dem Land entgegenwirkten und welche Chancen es für Ärzt*innen aber auch Heilpraktiker*innen auf dem Land gibt.
Fakten auf den Untersuchungstisch
Bis 2035 sollen in Deutschland rund 11.000 Hausärzt*innen fehlen beziehungsweise Stellen frei sein, so das Ergebnis der Robert-Bosch-Stiftung aus einer Untersuchung. Der Ärztemangel auf dem Land ist eines der wichtigsten Themen in der Gesundheitspolitik und das nicht erst seit gestern. Bereits 2009 zeigte sich eine Überalterung bei den Ärzt*innen auf dem Land: 22 Prozent der niedergelassenen Ärzt*innen in ländlichen Gebieten waren älter als 60 Jahre. Heute sind es bereits 35 Prozent. Besonders auf dem Land zeigt sich eine klare Problematik: Hier rücken kaum junge Ärzt*innen und Heilpraktiker*innen nach.
Die Herausforderung in den kommenden Jahren wird also sein, den Ärztemangel auf dem Land konkret anzugehen und junge, gut ausgebildete Ärzt*innen und Heilpraktiker*innen vom Leben und arbeiten auf dem Land zu überzeugen.
Allgemeinmedizin ist der Renner unter den Medizinstudent*innen
Der Ausblick bezüglich des Ärztemangels auf dem Land könnte düsterer sein, ist er aber scheinbar doch nicht. Eine Befragung des Berufsmonitorings Medizinstudierende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ergab, dass sich 39,6 Prozent der sich in der Ausbildung befindlichen angehenden Ärzt*innen vorstellen können, in der Allgemeinmedizin zu praktizieren.
Die Krux: Allgemeinmediziner*innen sind die schlechtbezahltesten Ärzt*innen. Dazu kommen auf dem Land
- Lange Arbeitszeiten
- Hohe Kosten und hohes finanzielles Risiko
- Zunehmende bürokratische und informationstechnische Hürden
- Meist keine oder kaum Möglichkeiten auf ein reguläres Angestelltenverhältnis
Ein weiteres Problem, so Expert*innen, welches den Ärztemangel auf dem Land mit erklärt: Im Medizinstudium werden Student*innen nur auf das Praktizieren vorbereitet, nicht jedoch auf die Niederlassung. Sprich es fehlt vielen schlicht und ergreifend an dem Wissen zur Lenkung und Leitung einer eigenen Praxis. Das schreckt Absolvent*innen zusätzlich ab, sich auf dem Land niederzulassen. Dennoch, soziale und Gesundheitsberufe haben eine Zukunft, darin sind sich Expert*innen einig.
Mögliche Lösungen, um dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzutreten
Maßnahmen, um dem Ärztemangel auf dem Land aktiv entgegenzutreten gibt es vielfältige. Wir werfen einen Blick darauf.
Ärzt*innen aus dem Ausland anwerben
Im Fachkräftemangel setzt nicht nur die Industrie auf geschultes Personal auf dem Ausland. Der Fachkräftemangel in der Pflege und die daraus resultierenden Programme machen es vor: Auch bezüglich des Ärztemangels auf dem Land sind Fachkräfte aus dem Ausland zum Teil die Lösung. Das Projekt „Specialized!“ der Bundesagentur für Arbeit beispielsweise unterstützt Arbeitgeber*innen in ländlichen Praxen und Kliniken dabei, Fachkräfte aus Mexiko, Kolumbien oder Jordanien anzuwerben. Bei diesem Projekt profitieren alle:
- Menschen, die in ihrem Heimatland keine Arbeits- oder Facharztausbildungsstelle erhalten
- Deutsche Landkliniken und -ärzt*innen
Förderungen für Aus- und Weiterbildungen in der ganzheitlichen Gesundheitsbranche
Eine weitere Möglichkeit, um dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzutreten ist die gezielte Förderung von Aus- und Weiterbildungen in der ganzheitlichen Gesundheitsbranche. Wir bei campus naturalis bieten Ihnen hier ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie beispielsweise die Ausbildung zum Heilpraktiker*in für Psychotherapie oder unsere Ausbildung in systemischer Kinder- und Jugendtherapie. In all unseren Aus- und Weiterbildungen legen wir unter anderem einen Schwerpunkt darauf, dass sich Absolvent*innen danach gezielt selbstständig niederlassen können. Ein großer Pluspunkt mit Hinblick auf die Herausforderungen im Ärztemangel auf dem Land. Zudem sind viele unserer Aus- und Weiterbildung im ganzheitlichen Gesundheitssektor AZAV-förderfähig. Sie möchten sich dahingehend weiter informieren? Dann vereinbaren Sie unverbindlich einen Beratungstermin mit unseren campus Expert*innen und finden Sie für sich heraus, wie Ihr Beitrag gegen den Ärztemangel auf dem Land aussehen könnte.
Die Landarztquote
In 9 Bundesländern gibt es sie schon, um dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzuwirken: Die sogenannte Landarztquote. Dabei vergeben die Länder und Kommunen einige Studienplätze gezielt an angehende Ärzt*innen, die später auf dem Land arbeiten möchten. Sie verpflichten sich mit dem Studienplatz vertraglich darauf, mindestens 10 Berufsjahre im jeweiligen Bundesland zu arbeiten und das zumeist direkt auf dem Land. Die Kriterien zur Zulassung sind sehr unterschiedlich:
- Medizinertests
- Vorherige Ausbildung(en) in einem Gesundheitsberuf
- Ehrenamtliche Tätigkeiten
Auch Stipendien, bei denen Student*innen bereits während der Ausbildung ein monatliches Gehalt bekommen, sind geschaffen worden um dem Landärzt*innen-Mangel entgegenzuwirken.
Gesundheitspolitisch wird die Forderung nach mehr medizinischen Ausbildungs- und Studienplätzen ebenfalls immer lauter – Expert*innen warnen jedoch vor dem Verramschen der Gesundheitsberufe. Es gibt also noch viel zu tun in den kommenden Jahren.
Quelle1: zdf.de
Quelle2: landarzt-sein.de
Quelle3: arbeitsagentur.de
Quelle4: zdf.de