Angststörungen – wie äußern sie sich?
Ein Leben ohne Angst gibt es nicht. Furcht ist beim Menschen ein instinktiv vorhandenes Gefühl und lässt sich daher auch nicht wegtrainieren. Darüber hinaus ist der menschliche Angst-Impuls je nach Situation schützend oder lebensrettend. Durch das Unbehagen schätzen wir bedrohliche Umstände ein und gehen so Gefahren aus dem Weg. Manche Personen sind allerdings von einem überaus starken Angstverhalten betroffen, wenn es eigentlich gar nicht zu erwarten ist. Ungefährliche Gegebenheiten sind für diese Personen ein unüberwindbares Hindernis. In diesem Fall spricht man über Angststörungen. Diese Art der psychischen Störungen sind weit verbreitet1:
Betroffene in Europa: | ca. 60 Millionen Angstpatient*innen |
Betroffene in Deutschland: | ca. 12 Millionen Menschen |
Angsterkrankung durch genetische Vererbung: | ca. bei 6 Millionen Betroffenen |
Heilung durch professionelle Angsttherapie: | ca. 80-90 % der Patient*innen können Ihre Ängste erfolgreich therapieren lassen |
Doch was genau sind Angststörungen, woran erkennen Sie diese und wie lassen sich Ängste bewältigen? Wir zeigen mögliche Gründe, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Grundlegende Fakten zu Angststörungen
Bei einer Angststörung handelt es sich grundsätzlich um eine untypische Angstregung. Das heißt, eine Person verspürt eine tiefsitzende Furcht in einem Moment, der nach allgemeingültigem Verständnis als nicht bedrohlich gilt. Was andere Menschen als normal und ungefährlich definieren, schätzen Personen mit einer Angststörung als risikobehaftet ein. Die Psychologie unterscheidet verschiedene Arten der Angststörungen:
Panikstörung | Überraschend eintretende Panikattacken. Diese Angstzustände können zwischen 5-30 Minuten dauern. Panikstörung ist der generelle Begriff für Schockanfälle. |
Agoraphobie
(Platzangst) |
Enge und verschlossene Räume können vehemente Angstgefühle auslösen. Platzangst kann auch bei großen Menschenmassen auftreten oder da, wo Betroffenen keinen Ausweg erkennen. |
Akrophobie
(Höhenangst) |
Hohe Aussichtsplattformen oder der Blick in tiefe Abgründe lösen bei Betroffenen Angst und Beklemmung aus. |
Generalisierte
Angststörung |
Betroffene fürchten sich vor Situationen, die sich in diversen Lebensbereichen eventuell ereignen können. Diese Angst entsteht bereits im Vorfeld. Auch die Furcht vor Bedrohungen wie Autofahrten, Zugfahrten oder ein Hausbrand können angstauslösend sein. Diese Panikattacken entstehen verstärkt über Einbildung. |
Soziale
Angststörung |
Menschen mit sozialer Angststörung fürchten sich vor Begegnungen mit anderen Mitmenschen. Hierzu zählt z.B. die Angst, vor mehreren, fremden Personen zu reden. |
Spezifische
Angststörung |
Spezifische Phobien beziehen sich immer auf die Angst vor konkreten Dingen, wie z.B. die Furcht vor Spinnen, Wespen, Schlangen oder Spritzen o.ä. |
Hypochondrie | Angst vor Erkrankungen. Betroffene reden sich bei geringen Symptomen ein, sie wären von einer Krankheit betroffen. Menschen mit Hypochondrie erörtern Ihre Krankheiten ständig und gehen deswegen auch regelmäßig zum Arzt. |
Angststörung: Welche Symptome treten auf?
Eine Angststörung äußert sich in vielen Fällen über verschiedene, körperliche Merkmale und Reaktionen:
- Atemnot: Die Lunge zieht sich zusammen und Sie bekommen keine Luft mehr. Hiermit ist eine enge in der Brust oder im Hals verbunden.
- Starkes Zittern: Ihr gesamter Körper beginnt zu beben und hört nicht mehr auf.
- Herzrasen: Sie verspüren einen schnellen, starken und unregelmäßigen Herzschlag.
- Kälte- oder Hitzewallungen: Ihren gesamten Körper durchfährt entweder starkes Schwitzen oder Frieren. Besonders Ihre Hände sind entweder kalt oder nass.
- Magenbeschwerden: Sie empfinden eine unangenehme Enge und Schwere in der Magenregion. Sie spüren, wie sich Ihr Magen aus Angst zusammenzieht.
- Taubheitsgefühl im Kopf: In Ihrem Kopf entsteht ein Gefühl der Leere oder ein starkes Pochen. Auch die Sinneswahrnehmungen über Ihre Ohren oder Augen sind gestört. Zudem kann im Kopf ein starker Schwindel auftreten.
Menschen mit Angststörungen zeigen ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Sie tendieren dazu, vielen Situationen im Alltag aus dem Weg zu gehen, da Sie eine Konfrontation mit der Angst fürchten.
Wann spricht man von einer Angsterkrankung
Jeder kennt das Gefühl, vor unsicheren Situationen eine Habacht-Stellung einzunehmen. Es kann auch sein, dass unter bestimmten Gegebenheiten (enger Raum/Höhe) oder bei gewissen Dingen (Spinnen, Schlangen, Spritzen) diese ängstliche Störung immer wieder eintritt. Bedenklich wird dieses Verhalten jedoch, wenn Sie selbst oder bei Betroffenen ein Panikverhalten im Alltag feststellen oder, wenn Ängste auch ohne Auslöser stattfinden. Wenn die tägliche Routine vor Angst geprägt ist und kein normaler Tagesablauf mehr stattfindet, spricht die Psychologie von Angsterkrankungen. Diese gehen dann über situationsbedingte Angststörungen hinaus.
An folgenden Symptomen erkennen Sie eine Angsterkrankung:
- Sie haben Angst vor der Angst. Sie werden in panisches Verhalten versetzt, wenn Sie nur an die Angst denken oder grübeln, wann diese Furcht eintreten könnte.
- Sie denken mehr als die Hälfte des Tages über Ihre Angst nach.
- Sie denken nicht mehr nur permanent an Ihre Ängste, sondern thematisieren diese konstant mit Familienangehörigen oder Freunden.
- Die Ängste schränken Sie in Ihren täglichen Abläufen ein und tragen dazu bei, dass Sie sich isolieren.
- Die Ängste führen dazu, dass Sie depressiv sind oder gar Suizid-Gedanken
- Sie versuchen, die Ängste mit Alkohol, Drogen oder Beruhigungstabletten zu behandeln. Diese Form der Selbsttherapie sollten Sie nicht durchführen, da Alkohol oder Drogen Ängste und Gefühle häufig nur verschlimmern.
Hintergründe: Wie kommt es zu Angststörungen?
Angststörungen sind emotionale Vorgänge, die sich in der Psyche des Menschen abspielen. Für Ängste oder Panikattacken gibt es die unterschiedlichsten Ursachen:
- Emotional beeinträchtigende Lebensereignisse. Eine negativ ablaufende Situation kann so prägend sein, dass hieraus eine festsitzende Angst resultiert.
- Gründe in der Kindheit: Eine strenge, gewaltsame Erziehung oder Mobbing können Gründe für Angststörungen sein.
- Schockierende Ereignisse sind häufig der Grund für posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) oder Traumata , die mit Angststörungen einhergehen.
- Bestimmte körperliche Grundvoraussetzungen können Angststörungen hervorrufen. In der Regel wird das Gehirn dann nicht mit wichtigen Botenstoffen versorgt.
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Wie erfolgt die Behandlung von Angststörungen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie mit Angststörungen umgehen können.
- Nehmen Sie Ängste ernst
Es ist wichtig, dass Sie mit Angststörungen seriös umgehen und den Betroffenen die notwendige Aufmerksamkeit schenken. Nur wenn sich Angstpatient*innen verstanden fühlen, kann eine Besserung erfolgen. - Stellen Sie sich Ihren Ängsten
Die eigenen Ängste zu überwinden, bedeutet auch, sich diesen zu Stellen. Wenn Ängste sehr tief sitzen, kann eine Konfrontation nur kurz oder in kleinen Schritten erfolgen. Nach dem Gegenübertreten benötigt der Körper auch genügend Zeit, um sich von der ausgesetzten Situation zu erholen. Angsttherapie braucht daher viel Zeit. - Professionelle Verhaltens- oder Psychotherapie
Konsultieren Sie in einem ersten Schritt den/die Allgemeinmediziner*in Ihres Vertrauens. Von diesem/r erhalten Sie eine erste Einschätzung und eine Überweisung an eine/n Therapeuten*in, um eine professionelle Therapie zu erhalten.
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Fazit
Angststörungen sind innerhalb der psychischen Krankheiten weit verbreitet und ein ernst zu nehmendes Thema. Patient*innen, die von dieser psychischen Belastung betroffen sind werden in bestimmten Situationen in Panik versetzt. Meistens handelt es sich hier um Umstände, die aus rationaler Sicht als nicht bedrohlich gelten. Im einfacheren Stadium der Angststörung treten Panikattacken immer nur bei jeweiliger Konfrontation auf. Schlimmer ist es, wenn die Ängste den Alltag der Betroffenen bestimmen und sich die Gedanken nur noch um die Phobie drehen. In diesem Fall sollten Sie sich um therapeutische Hilfe bemühen.
Quelle1: dgppn.de