Die Aromatherapie – die duftende Form der Naturheilkunde
Schon seit Jahrhunderten beschäftigt sich der Mensch mit den natürlichen Heilkräften der Kräuter. Das beweist unter anderem der Fund eines Destillationsgeräts in einem pakistanischen Grab, das, laut den Untersuchungen der Forscher, etwa 5000 Jahre alt ist*. Zwar ist nicht ganz klar, ob die damit produzierten Öle für medizinische Zwecke genutzt wurden. Dennoch belegt der Fund, dass sich Menschen schon sehr lange mit der Extraktion von Stoffen aus Pflanzen beschäftigen. Nicht nur diese Fundstücke zeugen von der Bedeutung der Aromatherapie: In der traditionellen Chinesischen Medizin und auch bei den alten Ägyptern werden und wurden Pflanzensäfte sowie -düfte zur Heilung von Beschwerden aller Art eingesetzt.
Heute ist die Aromatherapie ein fester Bestandteil der Naturheilkunde sowie der alternativen Heilmethoden. Im Folgenden beleuchten wir diese ganz spezielle Praxis der Aromatherapeuten im Detail: Wie lässt sich die Duft-Behandlung beschreiben? Was sind ätherische Öle und wie werden sie eingesetzt? Welche Düfte bewirken im Menschen was?
Was ist die Aromatherapie genau?
Diese Therapieform ist heute ein Teil der Phytotherapie, also der Pflanzenheilkunde. Damit reiht sie sich in die Riege der Naturheilkunde ein, ähnlich wie zum Beispiel die Ernährungs- oder Bewegungstherapie. Ziel ist es bei diesen Ansätzen immer, den Menschen mit natürlichen Mitteln zu kurieren, Erkrankungen vorzubeugen und das generelle Wohlbefinden zu steigern.
Die Aromatherapie beschäftigt sich im Kern genau mit dem, was der Name schon sagt: Mit Duftstoffen. Zu ihrem Namen ist sie durch den französischen Chemiker René-Maurice Gattefossé gekommen. Dieser beschäftigte sich sehr intensiv mit unterschiedlichen Pflanzenessenzen. 1936 erscheint sein Buch „Aromatherapie“ mit all seinen Erkenntnissen zum Thema. Seine Erkenntnisse prägen die Praxis bis heute. In der Regel üben heute Heilpraktiker oder Ärzte diese Therapieform aus, aber auch Masseure, Hebammen und Psychotherapeuten bedienen sich an unterschiedlichen Elementen dieser Form der Naturheilkunde. Auch im Privaten lässt sich mit Düften viel Wohlbefinden auslösen.
Ätherische Öle: Das Herzstück der Aromatherapie
Die Bezeichnung „ätherisch“ lässt sich am besten mit „flüchtig“ übersetzen. Und genau darum geht es bei diesen speziellen Ölen, die Anwendung in der Aromatherapie finden. Mit diversen Verfahren werden die flüchtigen Inhaltsstoffe der Kräuter aus den unterschiedlichsten Pflanzenteilen herausgelöst. Gemeint sind die Duftstoffe, die sich in der Luft ausbreiten und die wir mit der Nase aufnehmen können:
- Kaltpressung oder Expression, die Schalenessenzen zum Beispiel aus Zitrus-Schalen lösen.
- Enfleurage, hierbei werden mit hohem Zeit- und Kostenaufwand alle Aromastoffe schonend aus den Pflanzen gelöst.
- Gewinnung durch Lösungsmittel, dieses Verfahren wird zu Therapiezwecken allerdings eher selten eingesetzt. Rückstände der Lösungsmittel können nicht komplett ausgeschlossen werden.
- Destillation, die mittels heißen Wasserdampfes die wertvollen Öle extrahiert.
Danach werden die Duftstoffe in einem Trägeröl gebunden. Ätherische Öle werden in unterschiedlichen Konzentrationen angeboten. Für die Aromatherapie eigenen sich ausschließlich Öle, die zu 100 Prozent rein sind. Sogenannte Parfumöle sollten nicht verwendet werden. Diese Angaben auf dem Etikett helfen beim Kauf, die Öle zu identifizieren:
- Ursprungsland, das entscheidet oft über die genaue Aromen-Zusammensetzung sowie die Qualität
- Botanische Bezeichnung der Pflanze, aus der sie hergestellt sind sowie eine Liste aller Pflanzenteile, die verwendet wurden
- Die Angabe: 100% reines ätherisches Öl
- Füllmenge
- Biologischer oder konventioneller Anbau oder Wildsammlung
- Fortlaufende Chargennummer
- Verfahren der Gewinnung
Zu kaufen gibt es ätherische Öle, die Sie zu Anwendungen der Aromatherapie einsetzen können, beispielsweise in Bio-Läden, der Apotheke oder auch in gut sortierten Reformhäusern.
Die drei Kategorien von Ölen in der Aromatherapie
Generell werden drei Duftnoten für ätherische Öle unterschieden:
- Kopfnoten: Sie verfügen über einen hellen, klaren Duft und wirken erfrischend sowie anregend. Zu dieser Kategorie gehören unter anderem schnell verfliegende Aroma-Öle aus Zitrusfrüchten oder Eukalyptus.
- Herznoten: In dieser Kategorie dominieren florale und würzige Düfte. Sie wirken stabilisierend auf den Körper und die Seele wie beispielsweise Ylang-Ylang oder Geranie.
- Basisnoten: Diese wirken kräftigend und zentrierend. Sie vereinen balsamische und erdige Duft-Komponenten und halten sich besonders lange. Zu diesen Noten gehören unter anderem Weihrauch, Sandelholz oder auch Benzoe.
Alle drei Noten-Gruppen gehören zur Grundausstattung in der Aromatherapie. Traditionell werden niemals zu viele Düfte aus einer Kategorie zusammen angewandt. Für eine ausgewogene Duftmischung werden allerdings mehrere Noten aus den unterschiedlichen Klassifikationen miteinander vermischt. Oft kommen die Öle auch anhand einer Verdünnungstabelle aufgelöst zum Einsatz.
In welchen Bereichen wird die Aromatherapie angewandt?
Die Kraft der Pflanzen bei Beschwerden aller Art nutzen – das ist das Ziel von Aromatherapeuten. In diesen Bereichen greift die Therapie-Form:
- Bei Stress bis hin zu Angstzuständen von Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen
- In der Schwangerschaft
- Bei Sport und Bewegung, um den Nervenapparat zu stärken
Ein interessantes Feld bietet die Aromatherapie in der Palliativpflege. Die Arbeitsbereiche sind so vielfältig wie die natürlichen Duft-Nuancen selbst. Daher kann jeder, der eine professionelle Ausbildung in der Aromatherapie absolviert hat, in ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern kreativ aktiv werden.
In der Praxis: Anwendungsbeispiele
Je nach Bereich wenden die ätherischen Öle, mit welchen die Aromatherapie arbeitet, unterschiedlich angewandt. Es gilt auch immer abzuwägen, unter welchen Erkrankungen oder Problemen der Patient leidet:
- Schmerzen
- Erkrankungen der Atemwege
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Demenz
- Ängste
Ein Heilpraktiker oder Aromatherapeut richtet die Behandlung immer individuell nach den Bedürfnissen seines Patienten aus. Zu den klassischen Anwendungsmethoden gehören beispielsweise:
- Druckpunkt-Massagen mit ätherischen Ölen
- Bäder
- Orale Einnahme
- Duft-Kompressen
- Aroma-Anwendungen mit einer Duftlampe oder einem Aromadiffuser
Meist reichen schon einige wenige Tropfen der unterschiedlichen ätherischen Öle aus, um eine grundlegende Veränderung bei den Probanden zu erzielen.
Wichtig ist zu wissen, dass die Aromatherapie und besonders ihre Wirkung sehr individuell sind. Je nach Typ-Mensch ist sie wirkungsvoller oder schwächer – ein ausgebildeter Aromatherapeut wird daher immer auf den Einzelnen, sein Duft-Erlebnis und seine individuellen Vorlieben eingehen.
QUELLE: https://www.sanfte-therapien.de/geschichte-der-aromatherapie.html