20. März 2020

Kopfschmerzen bei Kindern: Ursachen & Therapie

Kopfschmerzen bei Kindern

Pochende Schläfen, eine drückende Stirn oder ein permanentes Spannungsgefühl rund um den Schädel – solche Symptome sind auch in jungen Jahren weit verbreitet. Studien zufolge leiden über 40 Prozent aller Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren gelegentlich an Kopfschmerzen mit unterschiedlichen Symptomen.* Unter den Sieben bis 14-Jährigen haben knapp 10 Prozent sogar mit Migräne zu kämpfen. Als Erwachsene greifen wir in solchen Fällen schnell zu Aspirin oder Ibuprofen. Aber ist es sinnvoll, Kopfschmerzen auch bei Kindern immer mit Medikamenten zu behandeln? Der regelmäßige Konsum von Tabletten geht bekanntlich mit zahlreichen Risiken** einher, darunter:

  • unangenehme Nebenwirkungen
  • Abhängigkeitsgefahr
  • Belastung von Leber und Nieren

Daher sollten Eltern so weit wie möglich auf chemische Arzneimittel verzichten. Das gilt für Kopfschmerzen genauso wie für psychische Erkrankungen, beispielsweise Depressionen bei Kindern und Jugendlichen . Zum Glück gibt es heutzutage eine Vielzahl von alternativen Therapiemöglichkeiten. Dieser Artikel verrät, wie Sie Ihr Kind von lästiger Migräne und ähnlichen Beschwerden befreien können – schonend, effektiv und dauerhaft.

Auf chemische Arzneimittel verzichten

Auf chemische Arzneimittel verzichten

Kopfschmerzen und ihre körperlichen Symptome bei Kindern

Die International Headache Society (IHS ) unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Krankheitsbildern: primäre Kopfschmerzen (als eigene Erkrankung) und sekundäre Kopfschmerzen (als Folge von anderen Erkrankungen). Die Gruppe der primären Formen unterteilt sich wiederum in Migräne und Spannungskopfschmerzen mit spezifischen Symptomen, die auch bei Kindern häufig vorkommen. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Diagnosekriterien auf einen Blick:

Spannungskopfschmerzen
Migräne
Symptome helmartiger, drückender oder beengender Schmerz beidseitiger, stirnbetonter und pulsierender Schmerz
Schmerz-intensität leicht bis mittelstark mittelstark bis sehr stark
Neben-symptome leichte Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Appetitlosigkeit
Schwindel
Zähneknirschen
starke Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Bauchschmerzen
Müdigkeit
Schwindel
Heißhunger
Übelkeit
Erbrechen
Dauer Eine Stunde – 7 Tage 1 Stunde – 3 Tage

Wenn Sie herausfinden möchten, um welches Krankheitsbild es sich im Einzelfall handelt, können Sie gemeinsam mit Ihren Kindern ein Kopfschmerztagebuch nutzen. Darin notieren Sie über mehrere Wochen, wann und in welcher Form sich Beschwerden zeigen.

Ursachen für Kopfschmerzen im Kindesalter

Um ein Problem zu lösen, müssen wir im ersten Schritt klären, woher dieses überhaupt kommt. Denn wer nur die Symptome alleine bekämpft, wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie möchten Unkraut in Ihrem Garten beseitigen: Das wird Ihnen nur gelingen, indem Sie die ganze Pflanze inklusive Wurzel herausreißen. Nach dem gleichen Prinzip müssen Sie vorgehen, wenn Ihr Kind über Kopfschmerzen klagt. Hinterfragen Sie zunächst, was mögliche Auslöser sein könnten. Abgesehen von genetischen Veranlagungen kommen zahlreiche äußere Faktoren (sogenannte Trigger) infrage. Hierzu gehören:

  • zu wenig Flüssigkeit
  • zu wenig Schlaf
  • Eisenmangel
  • muskuläre Verspannungen
  • hoher Stresspegel

Vor diesem Hintergrund gibt es einige präventive Maßnahmen, die Sie vorsorglich treffen können. Um das Kopfschmerz-Risiko bei Ihren Kindern auf einem Minimum zu halten, helfen folgende Faustregeln für den Alltag:

  • Kinder ab 7 Jahren sollten mindestens einen Liter pro Tag trinken.***
  • Vor allem unter der Woche brauchen Kinder eine feste Zeit, zu der sie ins Bett gehen.
  • Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung bildet eine essenzielle Grundlage für das Wohlbefinden Ihres Kindes. Lassen Sie gegebenenfalls von der Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt prüfen, ob Mangelerscheinungen vorliegen.
  • Je länger Ihr Kind vor dem Bildschirm sitzt, desto eher entstehen schmerzhafte Verspannungen. Verbringen Sie so viel Freizeit wie möglich in Bewegung und an der frischen Luft.
Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung hilft

Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung hilft

Natürlich lassen sich nicht alle Risikofaktoren durch einen gesunden Lebensstil vollständig eliminieren. Dementsprechend kommt es nicht selten vor, dass bei Kindern trotz aller Bemühungen immer wieder starke Kopfschmerzen an der Stirn oder den Schläfen auftreten. Wie Sie in solchen Fällen vorgehen und welche Ansprechpartner Ihnen zur Verfügung stehen, lesen Sie im nächsten Abschnitt.

Mein Kind hat Kopfschmerzen: Was tun?

Falls Ihr Nachwuchs wochen- oder monatelang immer wieder von Schmerzen geplagt wird, sollten Sie im ersten Schritt die Hausärztin bzw. den Hausarzt Ihres Vertrauens aufsuchen. Dort klären Sie im gemeinsamen Gespräch relevante Fragen wie:

  • Zu welchen Zeiten machen sich die Kopfschmerzen beim Kind besonders bemerkbar? Morgens, mittags oder abends? Nach der Schule oder vor Prüfungen?
  • Wie läuft eine Kopfschmerzattacke normalerweise ab?
  • Welche Krankheiten hatte das Kind bisher?

Um auszuschließen, dass es sich um sekundäre Kopfschmerzen handelt, kann die Hausärztin oder der Hausarzt auch weitere Untersuchungen in Fachpraxen (z. B. HNO, Augen- oder Zahnmedizin) anordnen. Wenn Ihr Kind tatsächlich an primären Kopfschmerzen leidet, die nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen sind, stellt sich nun die Frage: Was tun? Als kurzfristige Krisenintervention können Sie durchaus auf rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol zurückgreifen. Auf Dauer ist das jedoch keine Lösung. Ganz im Gegenteil: Unter Umständen führt die regelmäßige Einnahme von Medikamenten sogar zu noch mehr Kopfschmerzen bei Kindern.**** Anstatt lediglich die unangenehmen Symptome zu lindern, müssen Sie noch einen Schritt weitergehen und das Problem sprichwörtlich „an der Wurzel packen“.

Unbedingt Untersuchung durch Hausarzt oder Fachpraxen

Unbedingt Untersuchung durch Hausarzt oder Fachpraxen

Mehr Entspannung, weniger Kopfschmerzen

Stress gilt allgemein als der Hauptauslöser für Migräne und Spannungskopfschmerzen bei Kindern. Experten empfehlen daher, bestimmte Entspannungsverfahren zu trainieren, um Beschwerden zu behandeln bzw. vorzubeugen. Wenn Sie Stress abbauen möchten, spielt es prinzipiell keine Rolle, welches Verfahren Sie anwenden. Das fanden niederländische Forscher im Rahmen einer Studie an sechs Krankenhäusern heraus *****. Dort nahmen insgesamt 131 betroffene Kinder, die an primären Kopfschmerzen leiden, über drei Monate hinweg an jeweils einer von drei Maßnahmen teil:

  1. Transzendentale Meditationsübungen
  2. Hypnosetherapie
  3. Progressive Muskelentspannung

Das Ergebnis fiel durchweg positiv aus. Nach drei Monaten waren die Kopfschmerzen bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erheblich zurückgegangen, ohne dass es erkennbare Unterschiede zwischen den drei Gruppen gab. Ebenso sank der Verbrauch von Schmerzmitteln: Nachdem die Studie beendet war, nahmen nur noch zwei bis drei Kinder aus prophylaktischen Gründen Kopfschmerztabletten ein.

Meditationsübungen im Alltag

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Entspannung ist die beste Medizin, und zwar egal in welcher Form. Um die richtige Methode zur Behandlung von Kopfschmerzen bei Ihrem Kind zu finden, probieren Sie am besten verschiedene Übungen aus. Wir empfehlen unter anderem folgende Praktiken:

  • Progressive Muskelentspannung:
    Diese Übung können Sie im Liegen oder Sitzen durchführen. Dabei spannen Sie eine Muskelgruppe kurz an, bevor Sie wieder loslassen. So arbeiten Sie sich von den Händen über Arme, Gesicht und Nacken bis hin zu den Beinen und Füßen vor. Sowohl während der Anspannungs- als auch während der Entspannungsphasen richtet sich die Aufmerksamkeit auf die eigenen Empfindungen. So können Kinder lernen, ihren Körper und seine Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen.
  • Fantasiereisen:
    Um Kinder Stück für Stück an die Meditation heranzuführen, eignen sich kurze Sitzungen mit strukturierten Inhalten. Das kann folgendermaßen aussehen: Während es sich das Kind auf einer Matte oder mit Decke und Kissen bequem macht, lesen Sie einen Text vor. Dieser Text lädt das Kind dazu ein, sich in Gedanken auf eine Fantasiereise zu begeben. Insgesamt sollte das Ganze nicht länger als 10 Minuten dauern. Danach können Sie das Erlebte im Gespräch reflektieren oder auch ein Bild dazu malen lassen.
  • Yoga:
    Die indische Lehre zur Schulung von Körper und Geist begeistert heutzutage Menschen in allen möglichen Ländern und Altersstufen. Selbst Kleinkinder können bereits von Yoga-Übungen profitieren. Damit fördern Sie nicht nur die Beweglichkeit, sondern steigern auch das Konzentrationsvermögen und allgemeine Wohlbefinden. Yoga bietet also eine ideale Möglichkeit, chronisches Kopfweh bei Kindern zu behandeln bzw. zu verhindern.
Bereits Kleinkinder profitieren von Yoga-Übungen

Bereits Kleinkinder profitieren von Yoga-Übungen

Professionelle Hilfe für Kinder mit Kopfschmerzen

Nicht immer können Eltern die Probleme Ihrer Kinder aus eigener Kraft lösen. Egal, wie sehr Sie zuhause auf feste Strukturen und eine gesunde Lebensweise achten – darüber hinaus gibt es immer Umstände, auf die Sie nur bedingten Einfluss haben. Abgesehen von Leistungsdruck in der Schule können auch soziale Konflikte im Freundeskreis bei Kindern Stress und dadurch wiederum Kopfschmerzen auslösen. Ebenso ist es möglich, dass Spannungen innerhalb der Familie (beispielsweise bei Trennungen oder Scheidungen) eine zusätzliche Belastung darstellen. Falls Ihr Kind dauerhaft an Symptomen wie Migräneattacken, Erbrechen oder Druckkopfschmerzen leidet, sollten Sie durchaus auch therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen. Zu diesem Zweck empfehlen sich Fachkräfte, die eine spezifische Weiterbildung für Stressbewältigung und Burnout-Prophylaxe oder eine Ausbildung in systemischer Kinder- und Jugendtherapie absolviert haben. Im Rahmen einer ambulanten Therapie mit wöchentlichen Sitzungen können Kinder ebenso wie Eltern familiären Konflikten auf den Grund gehen und gemeinsam praktische Lösungsansätze entwickeln. Dabei stellt sich nicht selten heraus, dass Kopfschmerzen in engem Zusammenhang mit psychischen Belastungen stehen. Bei solchen psychosomatischen Beschwerden hilft letztendlich nur ein ganzheitliches Behandlungskonzept, das sowohl das körperliche als auch das seelische Wohlbefinden stärkt.

* QUELLE: deutsches-kinderschmerzzentrum
** QUELLE: medikamente-und-sucht
*** QUELLE: familie.de
**** QUELLE: aponet.de
***** QUELLE: carstens-stiftung

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