21. Dezember 2019

Depressionen bei Kindern & Jugendlichen: Zahlen, Gefahren, Lösungen

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: Zahlen, Gefahren, Lösungswege

Das ist wohl der absolute Super-Gau für Eltern: Ihr Kind wirkt lustlos, frustriert und ist mit keinem Mittel aus diesem dauerhaften Tief herauszuholen. Die Noten verschlechtern sich, Freunde bleiben fern und zu guter Letzt gibt es nicht mal mehr einen Ton von sich. Im schlimmsten Fall versucht das Kind sogar sich selbst das Leben zu nehmen. Die Diagnose: Depression.

Die Zahl der an einer Depression erkrankten Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren steigt stetig an. Laut einer Hochrechnung der Barmer-Versicherung hat sich die Anzahl der gemeldeten Erkrankungen zwischen 2005 und 2017 mehr als verdoppelt *. Der aktuelle Bericht der DAK bestätigt diesen Aufwärtstrend nochmals drastisch. Welche konkreten Entwicklungen lassen sich in den letzten Jahren identifizieren? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Und wie können Eltern überhaupt erkennen, ob ihr Kind möglicherweise depressiv ist?

DAK Kinder- und Jugendreport 2019

2017 wurden 2,79 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit einer Depression diagnostiziert. Die Hauptgruppe mit 127.672 Diagnosen sind Mädchen. Im Vergleich zu der Untersuchung aus dem Jahr 2005 ein klarer und schockierender Anstieg **. Was 2017 schon ein Problem war, hat sich nochmals verschlechtert. Das beweist der jüngst veröffentliche Kinder- und Jugendreport 2019, der von der Versicherung DAK-Gesundheit durchgeführt wurde ***. Der Schwerpunkt der Untersuchung war diesmal „Ängste und Depressionen bei Kindern“.
Ein Thema, das vielen in Deutschland nicht fremd ist, wie sich im Vergleich zum Report aus 2017 herausstellte:

  • Jedes vierte Kind zeigt psychische Auffälligkeiten.
  • 2 Prozent bekommen die Diagnose Depression.
  • Die Zahl der Klinikeinweisungen aufgrund von Depressionen ist um 5 Prozent gestiegen.
  • Durchschnittlich 39 Tage verbringen junge Menschen in stationärer Behandlung. Der Grund sind Depressionen und Angststörungen.
  • Die Rehospitalisierungsquote der KlientInnen liegt bei 24 Prozent.

Die Problematik, dass Mädchen deutlich öfter betroffen sind als Jungen, bleibt auch weiterhin bestehen. Der Report verdeutlichte zudem, dass ab dem 14. Lebensjahr die Entwicklungen zwischen den Geschlechtern gravierend auseinandergehen. Experten gehen übrigens davon aus, dass die Dunkelziffer der Erkrankungen weit höher ist. Das liege daran, dass Kinder nicht rechtzeitig diagnostiziert oder überhaupt erst gar nicht im System erfasst werden, da sie nie einen Arzt sehen.

Depression bei 2,79 Prozent der Kinder und Jugendlichen

Depression bei 2,79 Prozent der Kinder und Jugendlichen

Diese Kinder und Jugendlichen sind besonders betroffen

Besonders gefährdet und anfällig für eine Depression sind Kinder und Jugendliche, die bereits unter einer Vorerkrankung leiden. Dazu gehören insbesondere chronische körperliche Erkrankungen, die sie in ihrer Entwicklung behindern oder einschränken. Diese Kinder trügen ein 4,5-fach höheres Risiko an depressiven Störungen zu erkranken. Ebenfalls in diese Risikogruppe fallen Kinder und Jugendliche mit:

  • Chronischem Übergewicht bis hin zu Adipositas: 2,5- bis 3-mal häufiger erkrankt
  • Schmerzerkrankungen wie Rücken-, Bauch- oder Kopfschmerzen: 2- bis 2,5-mal häufiger erkrankt
  • seelisch oder suchtkranken Eltern: 2,4- bis 3,0-mal häufiger erkrankt

Interessant ist, dass es einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Angststörungen gibt. Laut dem DAK-Bericht treten sie in vielen Fällen parallel auf.

Weitere Ursachen für Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Was genau die Ursachen für Depressionen sind, ist noch lange nicht genau geklärt. Das gilt übrigens für Depressionen in Kindheit und Pubertät genauso wie im Erwachsenenalter. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Depressionen ein Ergebnis aus der Kombination von Umwelteinflüssen und genetischen sowie anderen biologischen Belastungen sind.
Bei Kindern und Jugendlichen gehen Ärzte und Psychiater davon aus, dass direkte Umweltfaktoren die größten Auslöser sind. Dazu zählen unter anderem:

  • Beziehung zu Eltern und Geschwistern
  • Rückhalt in der Familie

Negativ und Depressions-fördernd bei Kindern und Jugendlichen wirken sich folgende Einflüsse aus:

  • Leistungsdruck
  • Scheidung oder Tod
  • Hänseleien in der Schule sowie Armut
  • Sexueller Missbrauch

Wichtig ist auch, in wie weit das Kind bereits gelernt hat, mit Krisen und starken Emotionen umzugehen. Ein Kind wird weniger schnell erkranken, wenn es eine solide Persönlichkeitsentwicklung hinter sich hat oder sich darin befindet.

Eine solide Persönlichkeitsentwicklung ist wichtig

Eine solide Persönlichkeitsentwicklung ist wichtig

Daran können Sie als Eltern erkennen, ob Ihr Kind an einer Depression leidet

Solche Zahlen schüren natürlich die Unsicherheit bei Eltern, deren Kinder in ihrem Verhalten auffällig sind. Allerdings müssen Sie immer abwägen, ob es sich dabei um eine Erkrankung oder die ganz natürliche Entwicklung in der Pubertät handelt: Depressiv wirkende Symptome sind zum Teil vollkommen natürlich in der Altersspanne zwischen 12 und 18 Jahren. Im Zweifelsfall lohnt es sich immer Rücksprache mit dem Kinder- oder Hausarzt zu halten. Ärzte oder auch Psychotherapeuten betrachten das Kind oder den Jugendlichen dann ausgiebig innerhalb seines Umfeldes, bevor sie eine Diagnose stellen.
Experten bestätigen unterschiedliche Symptome der kindlichen Depression je nach Alter:

Depressionen bei Kleinkindern: 1 bis 3 Jahre

In dieser Altersgruppe dominieren Symptome wie vermehrtes Weinen, anhaltende Ausdruckslosigkeit und niedrige Reizschwelle. Dazu kommt, dass Ihr Kind schlecht alleine sein kann und in Gesellschaft trotzdem teilnahmslos wirkt. Viele Kleinkinder mit Depressionen sind nicht zum Spielen aufgelegt, leiden unter massiven Schlafstörungen und legen sogenannte selbststimulierende Verhalten an den Tag. Dazu gehören zum Beispiel Schaukeln des Körpers oder exzessives Daumenlutschen.

Depressionen bei Vorschulkindern: 3-6 Jahre

Reduzierte Gestik und Mimik kombiniert mit einer sichtbaren Ängstlichkeit sowie eine permanente innere Unruhe gehören zu den verbreitetsten Symptomen in dieser Altersgruppe. Die Kinder sind introvertiert und haben wenig Interesse daran, motorisch tätig zu werden. Auch fehlt ihnen in vielen Fällen die Fähigkeit sich zu freuen und sie leiden unter Ess- sowie Schlafstörungen.

Depressionen bei Schulkindern: 6-12 Jahre

Neben verbalen Berichten über Traurigkeit schlagen in dieser Gruppe besonders Denkhemmungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisstörungen zu Buche. Auch die Ängstlichkeit und eine übertriebene selbstkritische Sichtweise sind bei Schulkindern, die unter einer Depression leiden, vorprogrammiert. Neben den auch in den anderen Gruppen vorhandenen Ess- und Schlafstörungen kommen Suizidgedanken hinzu.

Depressionen bei Teenagern: 13 bis 18 Jahre

Diese Altersgruppe ist von der Entwicklungsgruppe her die komplexeste. Daher ist es ratsam, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Dennoch können Sie sich an folgenden Symptomen orientieren:

  • massive Selbstzweifel, gepaart mit vermindertem Selbstvertrauen
  • Stimmungsauffälligkeiten wie Ängste und übermäßige Lustlosigkeit
  • Schwankungen des Empfindens über den Tag hinweg
  • Isolation und sozialer Rückzug
  • Psychosomatische anhaltende Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen
  • Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Essstörungen
  • Suizidgedanken

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen verlaufen sehr individuell

Eltern sollte bewusst sein, dass je nach Kind die Depression und vor allem die einzelnen Symptome stark variieren können. Nicht jeder Jugendliche reagiert gleich – Eltern verwechseln Symptome oft, beispielsweise kann ein Kind überfordert sein statt an einer Depression zu leiden. Auch aus diesem Grund ist es unbedingt von Nöten, sich mehrere Expertenmeinungen einzuholen. Gemeinsam können dann Strategien gefunden werden, die zur Besserung beitragen. Die Psychotherapie ist heute eine gute Alternative zu gängigen Antidepressiva und bietet Kindern und Jugendlichen ihre Krankheit nachhaltig zu bekämpfen.

Gegenmaßnahmen zu den aktuellen Entwicklungen

Ärzte fordern aufgrund der steigenden Zahlen der Depressionserkrankungen und der hohen Dunkelziffer eine bessere medizinische Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen. Mit ein paar Optimierungsmaßnahmen könnte schon viel passieren: So könne zum einen die Früherkennung für psychische Erkrankungen bei Kindern besser greifen. Zum anderen kämen mehr Kinder in den Genuss einer adäquaten Grundversorgung. Die DAK-Gesundheit hat die Nachsorge im Blick: Mit ihrem Programm „veo“ holen sie Therapeuten, Psychiater sowie Haus- und Fachärzte an einen Tisch. Ziel ist es, die ambulante Nachsorge zu verbessern.

Ziel: ambulante Nachsorge verbessern

Ziel: ambulante Nachsorge verbessern

Eine weitere Möglichkeit für Pädagogen oder Eltern, die mit depressiven oder verhaltensauffälligen Kindern zu tun haben, ist die Kinder-Eltern-Bildungsbrücke. Die KEB-Weiterbildung von campus naturalis bietet eine interdisziplinäre Herangehensweise an die Themen Bildung, Selbsthilfe und Emotionale Stabilität von Kindern und Jugendlichen. Emotionen, Körper, (Selbst-)Bewusstsein und gezielte Elternbegleitung sind die Kernthemen der Weiterbildung.

Was können Eltern tun?

Der Umgang mit depressiven Kindern und Teenagern ist nie leicht, besonders nicht für Sie als Elternteile. Um Ihr Kind vor dieser Erkrankung zu schützen, haben Sie allerdings die Möglichkeit präventiv tätig zu werden. Haben Sie beispielsweise immer ein offenes Ohr für Ihr Kind und „parken“ sie es mit seinen Problemen nicht einfach vor dem Fernseher. Zuhören sollte immer im Vordergrund stehen. Fühlen Sie sich mit der Situation überfordert oder sehen Sie erste Anzeichen für psychische Belastungen? Dann holen Sie sich schnellstmöglich Hilfe bei einem Experten. Einen wichtigen Beitrag zum Anpacken der Herausforderungen kann in diesem Fall eine KEB Weiterbildung zum Kinder-Eltern-Bildungsbrücken-Anwender bzw. TrainerIn leisten.
Gerade bei Jugendlichen im Teenageralter sind Eltern oft die letzten Ansprechpersonen. Haben Sie in dieser Phase den Verdacht, dass Ihr Kind unter einer Depression leidet, dann geben Sie Ihrem Sprössling die Möglichkeit sich jemandem Anzuvertrauen. Am besten ebenfalls einem Experten.

* Quelle: Barmer-Versicherungen
** Quelle: Ärtzeblatt
*** Quelle DAK

 

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