Menschen brauchen Kunst zum Leben
Ein Museumsbesuch, der Gang in die Oper oder einfach nur das gemeinsame kreative Spielen mit den Kindern – wir Menschen sind darauf getrimmt, die schönen Künste in unser Leben zu integrieren. Warum braucht der Mensch die Kunst zum Leben? Was genau hat es damit auf sich und woher kommt dieser urtypische Wunsch in uns, unsere Welt künstlerisch zu gestalten? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Wie künstlerischer Ausdruck unsere Evolution beeinflusste oder warum wir die schönen Künste zum Leben brauchen
Der künstlerische Ausdruck – also Tanz, Malerei, Bildhauerei, und so weiter –, waren und sind schon seit Beginn der menschlichen Evolution von wichtiger Bedeutung für den Menschen. Viele Studien und wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass die Kunst eine kulturelle Errungenschaft und der Ausdruck des menschlichen Daseins mit all seinen Facetten ist. Betrachten wir unsere Vorfahren, so wird klar, dass Menschen in jeder Entwicklungsstufe bereits Kunstwerke geschaffen haben. Von Höhlenmalereien über rituelle Kultplätze bis hin zu den abstrakten Gemälden unserer heutigen Zeit – immer werden Themen aus dem Leben der Menschen künstlerisch verarbeitet.
Egal in welcher Epoche, wir Menschen brauchen die Kunst zum Leben. Dabei geht es allerdings um viel mehr als nur ein paar Farbkleckse auf der Höhlenwand oder ein bisschen gesteigertes Wohlbefinden. Kunst und Kultur können einiges leisten:
- Gesellschaftliche Debatten und Herausforderungen spiegeln
- Sie sorgen für eine kreative Auseinandersetzung mit unserer Wirklichkeit
- Sie zeigen Alltägliches und gehen darüber hinaus
- Kunst und Kultur verhandeln die Vergangenheit, die Gegenwart (Aktuelles) und auch die Zukunft
Historiker*innen und Kunstexpert*innen1 sprechen nicht umsonst im Bezug auf die Kunst und die Kultur von einem „Wandel durch Kultur“, in dem sich der künstlerische Ausdruck in Prozessen verbindet und damit die Kunst zum Leben in der Gemeinschaft wichtig wird. Ein wichtiges Beispiel dafür ist das Kunsthandwerk an sich, das in jeder Kultur existiert und Ausdruck der Gesellschaft ist.
Kunst und Kultur: Für den/die Einzelne*n und die Gesellschaft
Die schönen Künste sind also lebensnotwendig für uns Menschen. Die Expert*innen des deutschen Kulturrats sehen zudem nicht nur die Wichtigkeit der Kunst zum Leben für die gesamte menschliche Gemeinschaft, sondern auch für jeden Einzelnen von uns. So erwächst für sie aus der Kunst und dem künstlerischen Auseinandersetzen mit der Realität und der Wirklichkeit unsere Kultur und damit eine gewisse kulturelle Bildung – die es zu Fördern gilt.
Für Dr. Lina Franken2 vom Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie an der Universität Hamburg ist Kultur der menschliche Weg,
• sich auszudrücken und verständlich zu machen,
• Sinn zu stiften und
• uns unsere Welt zu erschließen.
Schlussendlich ist Kunst und Kultur also all das, was Verbindungen und Austausch unter uns Menschen ermöglicht – daher ist die Kunst zum Leben absolut notwendig, wenn auch nicht auf den ersten Blick.
So beeinflusst uns die Kunst psychisch und wird für uns lebensnotwendig
Kunst zum Leben brauchen, das ist aus wissenschaftlicher Sicht absolut nicht weit hergeholt3. Sie haben das sicherlich auch schon einmal erlebt, wie stark unsere Emotionen von einem bestimmten Musikstück oder einem Bild eingefangen und verstärkt werden können. Wie also machen das die schönen Künste?
Bereits Goethe befasste sich in seiner Farbenlehre mit der Wirkung von Farben auf uns Menschen. In seinem Werk verbindet er bestimmte Farben mit menschlichen Eigenschaften. Er ging sogar so weit seinen Farbkreis als „Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens“ zu betiteln. Diese Wirkung der Farbe auf uns wird bis heute weiter erforscht: So stehen heute beispielsweise orange Töne für belebend, freudig aber auch antidepressiv – ein Bereich, dem sich die Kunsttherapie widmet. Blaue Töne dagegen wirken auf uns beruhigend und sollen sogar die Konzentration fördern.
Künstler*innen können mit Ihren Gemälden, Skulpturen und ganz besonders den genutzten Farben also Einfluss auf den/die Betrachter*innen nehmen:
- Botschaften vermitteln und
- zum Denken und Fühlen anregen,
- neue Seherfahrungen erzeugen
Das gelingt übrigens nicht nur mit Farbe. Auch Klänge, Töne sowie Formen haben eine ganz bestimmte Wirkung auf uns Menschen.
Ein Spiegel für uns selbst
Expert*innen betonen, dass die schönen Künste dabei immer wie ein Spiegel wirken. So bringen wir selbst bestimmte Hintergründe mit und interpretieren Kunst, je nach Erfahrungsschatz, teilweise ganz anders. Die schönen Künste sind demnach ein Resonanzkörper zum und für unser eigenes Leben. Eine Idee, der sich heute vor allem kreative Therapieverfahren bedienen. So begleitet die Kunsttherapie Menschen beispielsweise bei der Verarbeitung von Traumata in der Traumatherapie. In unserer Ausbildung Grundlagen der Tiefenpsychologie und kreatives Basisjahr können Sie selbst erfahren, wie uns die Künste als Menschen beeinflussen und uns dabei unterstützen können, zu heilen.
Kunst zum Leben
Was uns als Menschen ausmacht, wie wir unsere Welt gestalten und welche Ausdrucksformen wir dabei auch wählen – die Kunst und die damit entstehenden Kulturen der Welt –, sind Ausdruck unseres Lebens. Das erklärt auch, warum mit kreativen therapeutischen Methoden und Verfahren Heilung gelingen kann. Gerade im Nonverbalen erreichen wir den Menschen auf einer Ebene, die es ihm ermöglicht, sich zu öffnen und Linderung zu finden. Das gilt für den erwachsenen Menschen wie auch für Kinder oder Jugendliche.
Quelle1: kulturrat.de
Quelle2: abendblatt.de
Quelle3: vonbruehl.com