Naturheilkunde: ein Blick auf alternative Medizin und ihre Möglichkeiten
Immer mehr PatientInnen sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten Ihre gesundheitlichen Leiden abseits der klassischen Schulmedizin behandeln zu lassen. Aber ist die Naturheilkunde mit all ihren Disziplinen wie der Homöopathie oder der Chiropraktik wirklich eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden? Wie um diese Frage zu verneinen häufen sich in den Medien Nachrichten von selbsternannten Wunderheilern, die versprechen Krebs und andere tödlich verlaufenden Krankheiten mit ein paar Kügelchen aus dem Naturheilkundeschrank heilen zu können. Dennoch, es gibt genug Menschen, die von einer alternativen Medizin profitieren können – und vielleicht kann das ja sogar das komplette Feld der Gesundheitsverbesserung. Werfen wir also einen genaueren Blick auf diese alternative Medizin und ihre Möglichkeiten.
Zunächst bedarf es ein paar Fakten:
Besonders die Homöopathie, die ein wichtiger Teil der Naturheilkunde ist, erfreut sich, so eine Umfrage der Forsa, immer größter Beliebtheit unter den Deutschen*. So stimmten im Jahr 2018 53 Prozent der Befragten zu, bereits Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln gemacht zu haben. Zum Vergleich: 2010 waren es 45 Prozent. Besonders interessant ist die Frage nach einer Integration der Naturheilkunde in die klassische Medizin. Diese Forderung bejahen 51 Prozent der Befragten. Die sogenannte integrative Medizin ist also in den Köpfen der Menschen angekommen – nur noch nicht im medizinischen System. Dennoch bleibt die Frage: Ist das alles nur Scharlatanerie, die sich auf den Placebo-Effekt stützt und uns das Geld aus der Tasche zieht?
Was genau ist die Naturheilkunde?
Die naturheilkundlichen Verfahren, die heute noch zur Anwendung kommen, sind zum großen Teil uralte Behandlungsmethoden. Viele der heutigen Praktiken gehen auf den Eid des Hippokrates, das „Corpus Hippocraticum“, zurück**. Diese Sammlung umfasst rund 60 antike medizinische Texte. Entstanden sind diese zwischen 500 vor und 200 nach Christus. Die wichtigste Grundregel darin: Der Arzt ist ein Helfer, der die innere Natur des Menschen, seine Selbstheilungskräfte und die generelle Vitalkraft, stärken solle. Zu Hippokrates wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Ernährung
- Wasser- und Klimatherapien
- Abführen und Ausleiten von negativen Stoffen sowie Schlacken aus dem Körper
- Positives Denken
Zentral steht der Mensch als ganzheitlicher Organismus, es handelt sich also um eine Komplexbehandlung. Über die Jahrhunderte wurden die Praxen vielseitig angewandt, verändert und durch die fortschreitende Forschung und Entwicklung unserer modernen Medizin verändert und ergänzt. Die Grundsätze haben sich allerdings im Laufe der Zeit wenig verändert. In Fachkreisen wird diese Form der Behandlung auch Physiatrie genannt.
Übrigens: Auf der ganzen Welt entwickelten Menschen verschiedene Ansätze, die heute zur erweiterten Naturheilkunde gehören. Beispielsweise kann die Traditionelle Chinesische Medizin sowie die indische Ayurveda-Tradition dazu gezählt werden.
Diagnostik und Behandlungsmethoden
Die Naturheilkunde teilt sich im Allgemeinen in zwei verschiedene Felder. Zum einen die Diagnose-, zum anderen die Behandlungsmethoden. Beide stellen den menschlichen Organismus als Ganzes ins Zentrum und versuchen auf natürliche Art und Weise zu heilen.
1. Heilpraktische Diagnostik: Der KlientIn wird vom NaturheilkundlerIn genau studiert. Dazu gehört eine Analyse des äußeren Erscheinungsbildes sowie Fußreflexzonenuntersuchungen. Begleitend wird ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen geführt. Auf dieser Basis wird dann ein passender Lösungsschlüssel gesucht.
2. Behandlungsmethoden: Je nach Beschwerde gibt es zahlreiche Möglichkeiten, darunter zum Beispiel Akupunktur, Bioresonanztherapie, Homöopathie-Anwendungen bis hin zu verschiedenen Aromatherapien oder natürlichen Arzneien.
Zum Einsatz in beiden Bereichen kommen beispielsweise Wärme- oder Kältewickel, Heilwasser sowie unterschiedliche Mineralien. Auch Heilpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil der Naturheilkunde – sind sie doch das älteste medizinische Mittel der Menschheit. Meist werden den Mitteln, wenn sie richtig angewandt werden, keine bis milde Nebenwirkungen zugesprochen.
Einsatzbereiche alternativer Verfahren
Die Naturheilkunde kommt bei den unterschiedlichsten Krankheiten wie zum Beispiel bei der Behandlung von Cholesterin oder bei Diabetes zur Anwendung. Aber auch bei anderen Krankheitsbildern greifen immer mehr Leute darauf zurück. Die Heilmittel unterstützen den Körper und das Immunsystem bei der Abwehr der Krankheitserreger oder bei Blockaden.
Heilpraktiker orientieren sich beim Einsatz der alternativen Verfahren am individuellen KlientIn. Psychische und physische Bedürfnisse werden analysiert und gesteuert. Dennoch sollten die Behandlungsformen niemals leichtfertig und ohne zusätzlichen ärztlichen Rat konsultiert werden – bei gefährlichen oder sogar tödlichen Krankheiten und Krankheitserregern kommt die Naturheilkunde klar an ihre Grenzen.
Die Naturheilkunde heute
In Deutschland besitzen heute rund 35.000 der etwa 360.000 niedergelassenen Ärzte eine naturheilkundliche oder komplementärmedizinische Ausbildung oder Qualifikation. Dazu kommen etwa genauso viele Heilpraktiker, die die Verfahren anwenden dürfen. Tendenz steigend. Das passt auch zu den allgemeinen Zahlen, die den Wunsch nach einer Verbindung zwischen klassischer Medizin und Naturheilpraktik belegen. Allerdings gibt es wenig bis keine Evidenz für die Wirkung von Naturheilkunde. 0,01 Prozent der Forschungsgelder in der Medizin fließen in Studien zu diesen Themen, benennt Professor Andreas Michalsen, Chefarzt am Berliner Immanuel-Krankenhaus die Problematik ***.
Die Ironie der Geschichte: Naturheilkunde-Verfahren sind in vielen Fällen bereits Teil und Realität in der Medizin. Weiterbildungsordnungen und Ausbildungen sind geregelt. Dagegen sind Heilpraktiker-Ausbildungen, die ohne ärztliche Vorkenntnisse abgeschlossen werden können, nicht dergleichen reglementiert. Viel zu oft gebe es hier schwarze Schafe, die den Interessierten viel Geld abnehmen, ohne dass sie eine Zertifizierung vorweisen können.
Naturheilkundler werden
Die Einsatzbereiche der Naturheilkunde wie beispielsweise die Anwendung von Aromatherapie in der Palliativpflege sind immer gefragter. Auch Sie sind daran interessiert NaturheilkundlerIn zu werden oder eine Weiterbildung in diesem Bereich zu absolvieren? Besonders mit Hinblick auf die Kritik an diesen Verfahren und der Qualifikation ist es daher wichtig, vor der Anwendung eine seriöse Heilpraktiker-Ausbildung an einer anerkannten Heilpraktikerschule anzustreben. An unseren campus naturalis-Akademien beispielsweise erhalten Sie eine umfassende und zertifizierte Grundlagenausbildung, die die Schulmedizin nicht per se ausschließt. Lernen Sie von unseren zertifizierten Experten und helfen Sie mit, das Bild der alternativen Medizin mit zu gestalten. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausbildung als Heilpraktiker für Psychotherapie an unseren Akademien. Darin wird der Schwerpunkt vor allem auf psychologische Beratung und die unterschiedlichen Grundlagen psychotherapeutischen Arbeitens in Verbindung mit der Naturheilkunde gelegt.
Ein Kampf zwischen Naturheilkunde und klassischer Medizin?
Leider stellen sich die beiden Lager klassische Ärzte und Naturheilpraktiker heute immer öfter gegenseitig in ein schlechtes Licht und in die Kritik. Dadurch werden nicht nur Vorurteile geschürt, sondern die Möglichkeit auf Zusammenarbeit zwischen den Parteien drastisch gefährdet. Immer mehr Experten plädieren darauf, die Richtlinien und Grenzen für den Einsatz unterschiedlicher alternativer medizinischer Verfahren klar zu definieren – so können dann auch die von der Presse vielzitierten Scharlatane, die mehr Schaden anrichten als sie Gutes tun, eliminiert werden. Nur so können die zum Teil berechtigten Ängste von beiden Seiten hinsichtlich der Naturheilkunde überwunden und der Weg zu einer gemeinsamen Medizin nachhaltig geebnet werden.
* Quelle:
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** Quelle:
https://www.naturheilkunde.de/magazin/geschichte-der-naturheilkunde.html
*** Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Alles-nur-Scharlatanerie-bei-der-Komplementaermedizin-256667.html