Risikofaktor Bewegungsmangel – Ursachen, Folgen, Prävention
Weltweit bewegen sich 14,4 Milliarden Menschen viel zu wenig, so eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO )*. Das fördert nicht nur das Dasein der sogenannten Couchpotatoes, sondern hat weitreichende Folgen für die Gesundheit jedes Einzelnen. Aber das betrifft ja mit Sicherheit nicht Deutschland. Wir sind doch schließlich die Nation der Fußballverrückten. Wir wandern für unser Leben gerne. Und beim weltberühmten Iron Man-Wettbewerb auf Hawaii standen 2019 schließlich zwei Deutsche auf dem Siegertreppchen**!
Weit gefehlt: Die Deutschen zählen zu den Nationen, die sich im weltweiten Durchschnitt mit am wenigsten bewegen. Dicht dahinter liegen Brasilien, Bulgarien, die Philippinen und Singapur. In Deutschland wuchs die Zahl der Menschen mit Bewegungsmangel zuletzt um 15 Prozent an, so die Statistiken in der Studie. 2016 waren es 42,2 Prozent der Deutschen. Welche Ursachen lassen sich dafür identifizieren? Welche Folgen kann Bewegungsmangel und Passivität für den Körper und gerade für den Bewegungsapparat haben? Und was kann der Arbeitgeber sowie jeder Einzelne tun, um diesem Missstand entgegenzuwirken? In diesem Magazin-Artikel finden Sie die Antworten.
Ab wann spricht man von Bewegungsmangel?
Wenn von fehlenden oder nicht ausreichenden Aktivitäten im Alltag die Rede ist, dann denken viele automatisch an Fettleibigkeit oder schlechte Ernährung. Das ist aber nicht vollkommen richtig. Experten sprechen von Bewegungsmangel, sobald die Muskulatur unseres Körpers zu wenig belastet wird. Dabei würde pro Woche bereits ein Bewegungspensum von 150 Minuten mäßige Aktivitäten oder 75 Minuten intensiver Sport wie Joggen oder Fahrradfahren ausreichen, um das Defizit auszugleichen.
Hauptursachen: Wohlstand und veränderte Arbeitsbedingungen
Ein deutlicher Trend zeigt sich weltweit, der als klare Ursache für den Bewegungsmangel identifiziert werden kann: Gesellschaftlicher Wohlstand. Menschen in einkommensstarken Ländern seien, so die Studie, deutlich inaktiver als Menschen in nicht so einkommensstarken Ländern. Diese Tatsache ist dicht gekoppelt mit der Form der Arbeit. Mit der Entwicklung der Wirtschaft hat sich auch die Form, wie gearbeitet wird verändert. Seitdem der Mensch nicht mehr der bäuerlichen Arbeit nachgehen muss, sinkt die körperliche Aktivität dramatisch. Kein Wunder, wer in einem Büro arbeitet und täglich am Schreibtisch sitzt, der bewegt sich weniger als jemand, der in der Landwirtschaft oder auf dem Bau arbeitet.
Aber auch sonst ist das Leben in Gesellschaften, denen es finanziell gut geht, deutlich bequemer:
- Rolltreppen ersetzen das mühsame Treppensteigen
- Zum Bäcker wird lieber mit dem Auto gefahren
- Einkäufe werden online erledigt, statt den Nachmittag in der Stadt zu verbringen
Der allgemeine technologische Fortschritt ist gewissermaßen Gift für einen gesunden, bewegungsreichen Lebenswandel. Immer mehr Fußwege werden durch bequeme Fortbewegungsmittel ersetzt. Das alles sind Trends, die die Experten der WHO zunehmend besorgter stimmen.
Hauptbetroffene sind Frauen
Neben den genannten Gründen für Bewegungsmangel identifizierte die Studie eine deutliche Risikogruppe. So seien Frauen besonders betroffen von nicht ausreichenden Aktivitäten. Die Ursache liege vor allem an traditionellen Rollenverteilungen in zahlreichen Ländern wie beispielsweise in Kuweit oder dem Irak. Dort ist die Zahl der Frauen, die an akutem Bewegungsdefizit leiden am Größten. Mütter sind dort vor allem für die Kindererziehung und den Haushalt zuständig – Platz für weitere Aktivitäten oder Hobbies gibt es kaum. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen – und das auch in Deutschland.
Weitreichende Folgen bis ins hohe Alter
Die Auswirkungen und Folgen des Defizits sind kurz und langfristig zu spüren; im Alter verstärken sie sich oftmals gravierend. Klassische Krankheitslasten, die auf akuten Bewegungsmangel zurückzuführen sind, sind unter anderem:
- Immobilität durch Abbau der Muskulatur, die zu gesteigertem Unfallrisiko bis hin zu Übergewicht oder sogar Adipositas führen kann.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes bis hin zu Herzkrankheiten oder -infarkten.
- Psychische Erkrankungen wie Appetitlosigkeit oder Depressionen.
- Chronische Schmerzen beispielsweise im Rücken oder der Hüfte sowie Bandscheibenvorfälle sind ebenfalls keine Seltenheit.
Zudem schwächt der Bewegungsmangel das Immunsystem. Wer sich also zu wenig körperlich betätigt, der wird öfter krank und ist grundsätzlich anfälliger für Allergien. Zum Krankheitsbild kommen Nebenerscheinungen wie Kopfschmerzen, da gerade die Muskeln im oberen Rückenbereich durch das viele Sitzen verkrampfen. Betroffene klagen häufig auch über Verdauungsprobleme, da die inneren Organe nicht ausreichend durch den Blutfluss versorgt werden.
Aktiv gegen Bewegungsmangel vorgehen
Das beste Mittel ist die Prävention schon im Kinder- und Jugendalter. Wenn unsere Kleinen damit aufwachsen, dass Vereinssport oder regelmäßige Aktivitäten an der frischen Luft normal sind, dann kann die Gefahr, im späteren Leben inaktiv zu werden deutlich vermindert werden.
Sie möchten selbst aktiv werden und Anderen helfen, wieder mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren? Dann können Sie das beispielsweise mit einer Bewegungstherapie-Ausbildung . Darin erlernen Sie nicht nur unterschiedliche Formen von Trainings, sondern unsere Coaches geben Ihnen ebenfalls nützliche Werkzeuge zur Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper mit an die Hand. Sie möchten in ihrer Firma etwas bewegen? Dann belegen Sie unsere Ausbildung zum Fachcoach für betriebliches Gesundheitsmanagement an den campus naturalis-Akademien. Helfen Sie Anderen, den Bewegungsmangel zu überwinden und den Start in ein vollkommen neues Leben zu bewältigen!
Unsere Tipps gegen das Bewegungsdefizit
Sie selbst haben das Gefühl, sich zu wenig zu bewegen? Oder verspüren Sie bereits Probleme durch fehlende Aktivitäten und allgemeinen Bewegungsmangel? Dann Sie auf diese Tipps zurückgreifen:
- Die ersten Anzeichen nicht ignorieren: Kurzatmigkeit auf der Treppe oder bei Gartenarbeiten sowie der ausufernden Muskelkater nach körperlichen Anstrengungen sind erste Warnsignale. Gegebenenfalls sollten Sie einen Arzt konsultieren, der Ihnen hilft den passenden Weg einzuschlagen.
- Integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag: Nehmen Sie beispielsweise die Treppe, gehen Sie zu Fuß zum nächsten Termin oder fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit.
- Büro-Sport machen: Gesundheitsförderung in Betrieben wird immer wichtiger. Dazu zählt beispielsweise Sport in der Gruppe oder kleine Einheiten, die jeder für sich am Schreibtisch ausführen kann. Auch regelmäßiges Aufstehen wirkt wahre Wunder.
Egal ob zu Hause oder auf der Arbeit: Sie sollten sich immer vor Augen führen, wie Sie einen ganz persönlichen Ausgleich zum Bewegungsmangel erzielen können. Sie lieben die Natur? Dann machen Sie es sich zur Aufgabe mindestens zweimal die Woche Spazieren zu gehen. Sie möchten sich schon lange im Fitnessstudio anmelden? Dann tun Sie es – ihr Körper und ihr Bewegungsapparat wird es Ihnen danken.
* QUELLE: https://www.thelancet.com/journals/langlo/article/PIIS2214-109X(18)30357-7/fulltext, https://www.welt.de/gesundheit/article181425472/Bewegungsmangel-Die-Deutschen-werden-immer-inaktiver.html
** Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/sport/Ironman-Hawaii-2019-Sieger-und-Ergebnisse-id55664266.html