29. November 2019

Bildungssystem in Deutschland: Probleme für Kinder vorprogrammiert?

Von Förderprogramm zu Förderprogramm

Nicht nur in China mit dem wohl straffsten Bildungssystem der Welt müssen Kinder nach ihrer schulischen Karriere heute mindestens bis zum Mond fliegen*. Auch in Deutschland nimmt der Ehrgeiz von Eltern und damit der Leistungsdruck auf Lehrer und Kinder immer weiter zu. Schul- und auch Freizeit verkommt zur Optimierungszeit: Das Kind wird von Förderprogramm zu Förderprogramm, zur Nachhilfe und zum Musikunterricht geschoben.

Was viele Eltern dabei allerdings vergessen ist die Tatsache, dass die persönliche und soziale Entwicklung ihrer Kinder durch diese angestrebte Überoptimierung zumeist auf der Strecke bleibt. Probleme in der Schule und zu Hause sind gewissermaßen vorprogrammiert. Ein Schuldiger hierfür ist schnell gefunden. In vielen Fällen ist dann das Bildungssystem, das in Deutschland sowieso schon mit einigen Problemen behaftet ist, der fehlleitende Punkt. Ist das wirklich wahr? Vor welchen Herausforderungen steht unser Schul- und Bildungssystem? Welche anderen Faktoren für das Scheitern von Kindern und Jugendlichen daran gibt es? Gibt es Möglichkeiten unsere Kinder hinsichtlich ihres Bildungsweges zu unterstützen? Wir beleuchten das Thema im Folgenden von verschiedenen Blickwinkeln aus.

Der Stellenwert von Bildung in der Gesellschaft

Bevor wir uns die tatsächlichen Herausforderungen und Problemen für unser heutiges Bildungssystem in Deutschland widmen, bedarf es zunächst einiger Fakten. Bildung ist, so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einer der wichtigsten Bausteine für eine wirtschaftlich erfolgreiche und gut funktionierende Gesellschaft. Soweit kann das noch jeder nachvollziehen.
Heute ist es allerdings scheinbar besonders wichtig, einen Hochschulabschluss in der Tasche zu haben statt einer soliden Ausbildung. Auf diese gesellschaftliche Einstellung folgt dann die Ernüchterung: Experten diagnostizieren in ihrem jährlich erscheinenden Bericht „Bildung auf einen Blick“ unserem Bildungssystem im internationalen Vergleich ein eher mittelmäßiges Ranking. Eine Spitzenposition gibt es allerdings: In den sogenannten MINT Fächern, also Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik liegen die deutschen Kinder ganz weit vorn. Auch was die Zahl der Studienabschlüsse angeht, machen die deutschen Absolventen eine gute Figur.** Ganz im Sinne der hohen Bildungserwartungen der heutigen Gesellschaft.

Bildungserwartungen der heutigen Gesellschaft

Bildungserwartungen der heutigen Gesellschaft

Bildung staatlich verordnet

Die schulische und kulturelle Bildung wird in Deutschland vom Staat, genauer gesagt von den einzelnen Bundesländern, reguliert und gefördert. Besonders Letzteres wird in den blanken Zahlen deutlich: So lag die Höhe der Bildungsausgaben im Jahr 2018 bei 139,2 Milliarden Euro. Das entspricht rund 71 Prozent aller öffentlichen Ausgaben oder umgerechnet 1.182 Euro pro Einwohner***. Diese Gelder fließen vor allem in Schulen, Hochschulen und das übrige Bildungswesen.

Das deutsche Bildungssystem ist in seinen Grundzügen so ausgelegt, dass jeder sein Recht auf Bildung frei ausüben kann. Es gibt darin vier Ebenen, auf die der Staat Einfluss nimmt:

  1. Allgemeine Schulpflicht bis zur 9. Klasse
  2. Kosten für die Bildung der Gesellschaft trägt weitestgehend der Steuerzahler
  3. Staatliche Bedienstete erstellen einen Großteil des Bildungsangebots
  4. Inhalte werden von den einzelnen Bundesländern festgeschrieben (Bildung ist Ländersache)

Durch diese Bildungspolitik soll sichergestellt werden, dass jeder in Deutschland das Grundrecht auf Wissenserlangen problemlos ausüben kann und jeder die gleichen Chancen hat. In der Realität sieht es allerdings anders aus, aber dazu später mehr.

Herausforderungen für unser Bildungssystem

Das Bildungssystem in Deutschland mit all seinen Problemen geriet in den letzten Jahrzehnten immer wieder in die Kritik. Aufhänger waren und sind stets erschreckende Berichte über psychische Erkrankungen bei Kindern, die durch den Leistungsdruck in der Schule und dem Elternhaus ausgelöst werden. Ein weiteres Thema, das besonders Eltern kritisieren ist, dass Lehrer und Kinder überfordert sind mit dem, was sie heute leisten sollen. Zudem sei der Bildungsstandard über alle Bundesländer hinweg nicht gleich. Besonders deutlich werde das in den Abschlussprüfungen. Aber werden diese Risiken für unsere Kinder tatsächlich durch das Bildungssystem in seiner Konzeption ausgelöst? Sind nicht vielmehr auch externe Faktoren relevant?

1. Lehrermangel

Eines der gravierendsten Probleme der nächsten Jahre wird der allgemeine Lehrermangel sein. Dieser ist zwar jetzt schon spürbar, wird sich aber noch verschärfen. Bis 2025 fehlen, laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung, über 26.000 neue Lehrer. Die Kultusministerkonferenz prognostizierte zuletzt nur rund 15.000. Schon heute greifen die Schulen immer mehr auf ungelernte Hilfskräfte ohne fundierte pädagogische Ausbildung zurück. Besonders in den Grundschulen, an Berufsschulen und Gemeinschaftsschulen sei es mittlerweile beinahe Gang und Gäbe Quereinsteiger in den Lehrerberuf einzustellen****. Die Gefahr dabei: Viele dieser Lehrkräfte können einfach nicht das leisten, was ein vollausgebildeter Pädagoge in seiner Ausbildung erlernt hat. Oftmals reichen die Kompetenzen kaum über das Fachwissen hinaus – damit werden diese Lehrer zur Belastungsprobe für Kinder und Kollegen.

Schule - Belastungsprobe für Kinder

Schule – Belastungsprobe für Kinder

2. Schule als Auffangbecken

Ein weiteres Problem, welches das Bildungssystem in Deutschland in den letzten Jahren schwächt, ist Tatsache, dass der Schule mittlerweile vollkommen andere Aufgaben zugemessen werden als noch vor zwanzig Jahren. Stichworte wie Inklusion von leistungsschwachen Schülern oder Ausländerintegration sind dabei der weniger belastende Faktor. Problematischer sei die mangelnde Fähigkeit der Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Einfach mal machen lassen, das ist heute das Lebensmotto vieler Eltern. Die Rolle des Lehrers solle sich eher zum Coach verwandeln, der die Kinder unterstützt und weniger belehrt.

Auf die Spitze getrieben bedeute das, so Michael Winterhoff, Kinderpsychiater und Bestsellerautor, dass die Psyche der Kinder durch sogenannte Helikopter-Eltern auf die eines Säuglings verkümmere. Dem Schulsystem in Deutschland und besonders den Lehrern und Erziehern fielen so die Probleme nur so in den Schoß. Schule sei heute nicht nur zum reinen Lernen da, sondern übernehme die rundum Erziehung unserer Sprösslinge. Dadurch trete das Lernen in den Hintergrund, viele Kinder seien unter- oder überfordert und verlieren in Konsequenz die Lust überhaupt Wissen zu erhalten*****. Die Folge: Lehrer selbst wissen nicht mehr, wie genau ihre Aufgaben auszusehen haben.

3. Veränderung der Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft

Ein weiteres Problem des Bildungssystems in Deutschlands sei die fehlerhafte Ausrichtung des Lernstoffes der am Alltag des 21. Jahrhunderts vorbeigeht******. Es ist keine Seltenheit, dass Jugendliche mit einem Gymnasialabschluss zwar viele Sprachen beherrschen, allerdings wenig Ahnung von Praxis-Themen wie Steuern, Versicherungen oder anderen Aspekten des Alltagslebens haben. Aber nicht nur an solch konkreten Beispielen wird das sichtbar: Schule sei schon lange nicht mehr in der Lage, Selbstständigkeit zu vermitteln und zu fördern. Dazu zählen auch der unzureichende bis mangelnden Umgang mit digitalen Medien im Klassenzimmer. Allerdings gibt es mittlerweile bereits Konzepte wie das „digitale Klassenzimmer“, das Medienkompetenzen gezielt fördern soll.

4. Das Schulsystem an sich in der Kritik

Für viele Eltern und auch Experten ist das Größte Problem des Bildungssystems in Deutschland der Fakt, dass unsere Kinder nach der vierten Klasse aufgeteilt werden. In vielen anderen Ländern lernen sie im sogenannten Konzept der „Einheitsschule“ deutlich länger gemeinsam: Verschiedene Wissens- und Leistungsstufen werden dabei durchmischt. Der Übertritt auf eine weiterführende Schule schwebt wie ein Damoklesschwert über Eltern und Kindern – der Druck innerhalb von diesem entscheidenden Zeitraum ist immens. Ist dann der Übertritt auf das Gymnasium gelungen, beginnt für viele Kinder der Wahnsinn von Neuem: Nachhilfe, schulischer Leistungsdruck und die Angst vorm Durchfallen dominierten den Alltag. Nicht selten kommt es daher heute zu Schulbefreiung aufgrund von psychischen Problemen. Aber liegt das wirklich am System? Oder sollten wir Eltern uns nicht selbst an die Nase fassen und darüber nachdenken, ob wir das Beste für unser Kind nicht vielleicht vor lauter Ehrgeiz vollkommen aus den Augen verlieren?

Hilfe zur Selbsthilfe

Sie fühlen sich selbst hilflos und sehen, dass es ihrem Kind zunehmend schwer fällt Spaß am Lernen zu haben? Oder sind Sie in einer Kindertagesstätte oder Nachmittagsbetreuung tätig und erleben Sie tagtäglich die Hindernisse und Probleme, die das Bildungssystem in Deutschland zu einem gesunden Lernen, unseren Kindern in den Weg legt? In diesen Fällen besteht die Möglichkeit die Kinder-Eltern-Bildungsbrücken-Anwender kurz KEB-Weiterbildung zu absolvieren. Innerhalb von 18 Monaten erlernen Sie in dieser Weiterbildung unterschiedliche Strategien, um den Kindern die Freude am Lernen zurückzugeben. Die Basis hierfür bilden umfassende Schulungen unter anderem zu den Themen Emotionen, Gedanken, Bewusstsein sowie Potential-Erkennung und die Elternbegleitung. Leisten Sie einen Beitrag, den Lernalltag alternativ zu gestalten!

Lernalltag attraktiv gestalten

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Fazit: Motivation anregen aber nicht übertreiben

Sie sehen, das Bildungssystem ist nicht per se schlecht. Das Problem liegt eher darin, wie es sich durch die unterschiedlichen Anforderungen der sich wandelnden Gesellschaft verändert hat. Das Schul- und Bildungssystem in Deutschland wird sich trotz der vielfältigen Probleme, die es beheimatet, nicht so schnell ändern. Daher sollten Eltern und auch Pädagogen nach alternativen Methoden suchen, um das Lernen für den Großteil der Kinder wieder attraktiv zu machen. Beim Spagat zwischen Erziehung, gesellschaftlichem Druck und der Wissensvermittlung sollte allerdings niemand alleine gelassen werden – Hilfe zu Selbsthilfe kann dabei nur ein kleiner Ansatzpunkt sein. Und ganz wichtig: Wir sollten es alle nicht übertreiben und Kinder auch mal Kinder sein lassen.

* Quelle: Zeit.de
** Quelle: Tagesschau.de
*** Quelle: Statista.com
**** Quelle: Zeit.de
***** Quelle: Zeit.de
****** Quelle: Handelsblatt.com

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