11. Oktober 2022

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Wenn sich Momente in die Psyche einbrennen

Posttraumatische Belastungsstörung - PTBS

Katastrophen, Kriege, (sexuelle) Gewalt, schwere Unfälle – das alles können Momente sein, die sich fest in unser Gedächtnis und in unsere Psyche einschreiben. Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben, können durch die Erinnerung immer wieder aus der Bahn geworfen werden und eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS oder Traumafolgestörung, entwickeln. Welche Momente und Konstellationen lösen PTBS nach einem belastenden Ereignis aus? Welche Symptome kennen wir von PTBS? Und welche Möglichkeiten gibt es für Betroffene, diese psychische Krankheit zu überwinden? Wir nehmen die Posttraumatische Belastungsstörung genauer unter die Lupe.

PTBS, was ist das eigentlich?

Eine posttraumatische Belastungsstörung, abgekürzt PTBS, ist eine psychische Reaktion auf ein hochgradig belastendes Ereignis also ein Trauma. Betroffene erleben immer wieder Gefühle von

  • Angst
  • Hilfslosigkeit
  • Kontrollverlust über sich selbst und bestimmte Situationen.

Oftmals durchleben Menschen, die von einer posttraumatischen Belastungsstörung betroffen sind, traumatische Situationen immer wieder. Betroffene schotten sich oft emotional und sozial ab1. PTBS ist offiziell nach ICD-10 klassifiziert und wird auch als posttraumatisches Stresssyndrom oder Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) bezeichnet.

Häufigkeit von posttraumatischen Belastungsstörungen

Statistisch gesehen erkranken rund 10 Prozent der Menschen, die in ihrem Leben ein traumatisches Erlebnis verarbeiten müssen, an posttraumatischer Belastungsstörung. Weltweit liegt die Wahrscheinlichkeit, dass auch Sie in ihrem Leben einmal eine PTBS entwickeln, bei etwa 8 Prozent2.

Diese Personengruppen sind besonders von posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen3:

  • Kriegs-, Vergewaltigungs- oder Folteropfer (50% erkranken an PTBS)
  • Opfer von Gewaltverbrechen (20%)
  • Soldaten, die im Kampfeinsatz waren (20%)
  • Menschen, die eine lebensbedrohliche Situation wie einen Verkehrsunfall oder eine Erkrankung durchleben (10%)

Diese Erlebnisse können PBTS auslösen

Die Auslöser für eine posttraumatische Belastungsstörung sind so vielfältig, wie wir Menschen selbst. Als Ursprung wird immer ein Trauma, also eine außergewöhnliche Situation, benannt. Dabei können diese Ereignisse kurz oder länger andauern und somit ihre Spuren in Betroffenen hinterlassen.

Die typischen Situationen, die ein Trauma und schlussendlich eine posttraumatische Belastungsstörung auslösen können, sind beispielsweise:

  • Physische und sexuelle Gewalt, wie durch Vergewaltigungen
  • Kriegstraumata
  • Unfälle aller Art
  • Naturkatastrophen wie Überflutungen, Brände, Stürme
  • Akute körperliche Erkrankungen wie Herzinfarkte oder auch Krebserkrankungen
Kriegstraumata als Auslöser einer posttraumatischen Belastungsstörung

Kriegstraumata als Auslöser einer posttraumatischen Belastungsstörung

Forscher*innen klassifizieren heute auch traumatische Erlebnisse und daraus resultierende PTBS, die nicht direkt erfahren, sondern beispielsweise miterlebt wurden als Auslöser für posttraumatische Belastungsstörungen. Dazu gehört beispielsweise die Traumabewältigung über Generationen die von Kriegsflüchtlingen hinweg. Sie werden als sogenannte sekundäre Belastung klassifiziert.

Klassische Symptome von Posttraumatischen Belastungsstörungen

Wer unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, der zeigt in der Regel folgende Symptome:

  • Wiedererleben der traumatischen Situation: Das kann tagsüber in Form von Tagträumen aber auch nachts in Form von wiederkehrenden Alb- und Angstträumen geschehen. Diese Wiederholungen können spontan entstehen oder durch bestimmte Situationen oder Eindrücke ausgelöst werden
  • Übererregbarkeit und erhöhte Sensibilität bis hin zu psychosomatischen Symptomen: Menschen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, sind häufig ständig in Alarmbereitschaft. Reize werden ganz anders verarbeitet – oftmals sind Klient*innen überreizt, können sich schlecht konzentrieren und sind dauerhaft nervös. Betroffene kommen nicht zur Ruhe.
  • Zurückziehen aus der Gesellschaft: Betroffene meiden Situationen, Orte und andere Mitmenschen, die entweder mit dem Trauma in Verbindung stehen oder die das Erlebte wiederaufleben lassen. Das kann bereits eine bestimmte Geräuschkulisse sein. Menschen mit PTBS ziehen sich daher oft vollkommen aus dem sozialen Leben zurück und kapseln sich ab.
Rückzug aus der Gesellschaft - typisches Symptom einer PTBS

Rückzug aus der Gesellschaft – typisches Symptom einer PTBS

  • Erinnerungslücken: Besonders wenn es um das Trauma selbst geht, entstehen bei Betroffenen oftmals große Erinnerungslücken. Dabei wird das traumatische Erlebnis verdrängt oder ausgeklammert.
  • Emotionslosigkeit und negative Gedanken: Innerlich wie taub – so beschreiben viele PTBS-Erkrankte ihre Gefühlswelt. Auch fehlt den meisten das Selbstvertrauen und sie machen sich viele Vorwürfe. Dadurch entstehen oft negative bis hin zu selbstzerstörerischen Gedanken.

Die Ausprägung der Symptome und deren Häufigkeit hängen nicht zwingend mit der stärke des auslösenden Traumas zusammen. Vielmehr sind sie daran gekoppelt, wie gut oder schlecht die einzelne Person das Ereignis verarbeiten kann.

Übrigens: Bei Kindern äußert sich die posttraumatische Belastungsstörung meist anders als bei Erwachsenen. Kinder spielen das traumatische Erlebnis öfter durch, auch symbolisch. Ein Resultat daraus ist, dass Verhaltensauffälligkeiten wie extreme Ängstlichkeit oder Aggressivität entstehen.

Verlauf von PTBS

Posttraumatische Belastungsstörungen treten in der Regel entweder direkt oder eine Zeit nach dem belastenden Ereignis auf. Sie kann sehr mild verlaufen und zeitlich begrenzt auftreten. Allerdings gibt es auch immer wieder schwere Fälle, die den Alltag und den/die Klient*in komplett durcheinander bringen und einer klaren, stationären psychologischen Betreuung bedürfen.

Diese Fälle werden als komplexe posttraumatische Belastungsstörung betitelt. Klient*innen, die darunter leiden, erfahren die psychische Krankheit meist über Jahre und in großer Intensität. In der Regel wird eine Diagnose zu PTBS erst vier Wochen nach einem traumatischen Ereignis gestellt. Das ist die Zeit, die normalerweise benötigt wird, um ein solches Erlebnis zu verarbeiten.

Die posttraumatische Belastungsstörung bleibt unbehandelt oft nicht alleine

Gerade dann, wenn PTBS nicht psychologisch behandelt wird, können sich daraus weitere psychische Erkrankungen entwickeln. Von Angststörungen über Depressionen bis hin zu einer Suchterkrankung aber auch eine dissoziative Störung sind möglich. Auch diese Weiterentwicklung und Verschärfung der Situation ist sehr individuell geprägt.

Hilfe für Menschen mit PTBS

Die Diagnose posttraumatische Belastungsstörung wird im Gespräch mit einem/einer Ärzt*in oder Psychotherapeut*in gestellt. Danach ist es wichtig, dass auf den einzelen Betroffenen individuell eingegangen wird. Zentraler Teil der Behandlung von PTBS ist die Traumabewältigung bei einem/einer Psychotherapeut*in mit einer Ausbildung in Traumatherapie. Dabei werden oft verschiedene Verfahren angewandt:

  • Kognitive Verhaltenstherapie, bei der Gedanken und Gefühle, die in Verbindung mit dem Trauma stehen, neu bewertet werden.
  • Psychodynamische Therapie, die besonders frühere Beziehungen und Erfahrungen in den Fokus rückt.
Diagnose PTBS wird im Gespräch mit einem/einer Ärzt*in oder Psychotherapeut*in gestellt

Diagnose PTBS wird im Gespräch mit einem/einer Ärzt*in oder Psychotherapeut*in gestellt

Die Behandlung kann ambulant oder in besonders schweren Fällen stationär erfolgen. Sie möchten ebenfalls helfen? Dann absolvieren Sie doch eine bei campus naturalis eine Ausbildung in Traumaberatung und lernen Sie, wie Sie Menschen mit PBTS unterstützen können.

Posttraumatische Belastungsstörung überwinden

PBTS ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die Betroffene noch Jahre nach dem Erlebten betreffen kann. Daher ist es wichtig, frühzeitig präventiv zu agieren, um eine posttraumatische Belastungsstörung entweder gar nicht entstehen zu lassen oder die nötige Hilfe an die Hand zu geben, um die Krankheit zu überwinden.

Quelle1: dimdi.de
Quelle2: neurologen-und-psychiater-im-netz.org
Quelle3: gesundheitsinformation.de

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