Psychotherapie im Wandel der Zeit: Vom Stigma zum Alltag?
„Psychische Krankheiten? Nein, das gibt es nicht.“ Dieser Satz wäre vor ein paar Jahrzehnten noch vollkommen normal gewesen. Die Veränderungen der Psychotherapie in den letzten Jahrzehnten sind eng mit dem Stigma von psychischen Erkrankungen verbunden. Menschen, die unter solchen Erkrankungen leiden, wurden oft als schwach und unzurechnungsfähig gesehen – sie wurden schlicht und ergreifend stigmatisiert und ausgegrenzt oder die Erkrankung und deren Therapie totgeschwiegen. Doch im Laufe der Zeit hat sich der Umgang mit psychischen Erkrankungen radikal geändert. Parallel dazu steht auch die Psychotherapie selbst im Wandel der Zeit.
Psychische Erkrankungen sind keine Randerscheinung
Heute kämpft jeder vierte Erwachsene im Laufe seines oder ihres Lebens mit einer psychischen Erkrankung. Das sind etwa 18 Millionen Betroffene in Deutschland. Die häufigsten Erkrankungsbilder, die in Deutschland auftreten sind1:
- Angststörungen
- Depresssionen
- Störungen durch Alkohol- und Medikamentengebrauch
Kein Wunder, ist unsere heutige Gesellschaft ja von einem dauerhaften Leistungs- und damit Stresszustand geprägt.
Besonders sichtbar wird das an den Krankheitstagen der Erwerbstätigen: So fallen heute etwa 301 Krankheitstage pro 100 Versicherten auf psychische Probleme, so der DAK Psychreport 20232. 1980 dagegen war es nur ein Bruchteil (2,5 Prozent aller Krankheitstage)3. Es deutet viel darauf hin, dass der Großteil der psychischen Erkrankungen schlichtweg nicht als solche gewertet wurden. Heute ist das anders – sichtbar auch am Wandel in der Psychotherapie selbst.
Neue Wege in der Psychotherapie
Der Bereich der Psychotherapie hat in den letzten Jahrzehnten neue Wege beschritten: Während das Stigma von psychischen Erkrankungen langsam aber sicher abgebaut wurde, hat sich auch die Behandlung gewandelt. Dabei soll festgehalten werden, dass dieses Stigma heute keinesfalls komplett durchbrochen ist. Zwar gehen wir alle deutlich offener mit psychischen Herausforderungen und daraus resultierenden Krankheiten um. Allerdings bedeutet das nicht, dass das Stigma komplett überwunden ist.
Nichtsdestotrotz wird die Endstigmatisierung von psychischen Erkrankungen insbesondere an den unterschiedlichen, modernen Therapieformen sichtbar.
Vielfältigkeit in den Behandlungsmetoden
Die Diversität der Therapien ist ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Psychotherapie im Laufe der Zeit gewandelt hat. Neben der klassischen Psychoanalyse, die sich primär mit den tieferen Ursachen von Problemen befasst, gibt es heute eine Vielzahl an Therapieformen, hier nur eine Auswahl:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Hierbei geht es darum, sich selbst über seine Gedanken und Reaktionen klar zu werden. Das Ziel ist, belastende Überzeugungen zu erkennen und zu verändern4.
- Systemische Therapieformen: Hierbei wird der gesamte Mensch innerhalb seiner sozialen Gefüge in den Blick genommen und beispielsweise die Wechselwirkungen von außen auf Depressionsproblematiken in den Blick genommen
- Kreative Therapien wie die Kunsttherapie oder die Musiktherapie: Hier geht es darum, Traumata oder die Beeinträchtigung durch ein Medium wie Töne oder Zeichnungen sichtbar zu machen.
Ziel ist es dabei immer, den Menschen und seine psychischen Herausforderungen ernst zu nehmen und zu heilen.
Ganzheitlicher Blick auf die psychische Gesundheit
Der wohl größte Wandel innerhalb der Psychotherapie und auch der Gesellschaft ist die Überwindung veralteter Vorstellungen, dass psychische Probleme alleine auf persönlicher Schwäche oder mangelnde Willenskraft zurückzuführen sind. Heute wird die Bedeutung von
- Biologischen
- Genetischen
- Weitere Umweltfaktoren
bei der Entstehung und Prävention von psychischen Erkrankungen anerkannt. Dieser ganzheitliche Blick hat dazu beigetragen, psychische Gesundheit in den Kontext des ganzen Körpers und der Gesellschaft zu stellen.
Die gesellschaftliche Wirkung durch den Wandel innerhalb der Psychotherapie
Nicht nur nach innen wirkt der Wandel in den Sichtweisen bei der Behandlung von Betroffenen. Dieser Wandel hat auch eine breite Wirkung in der Gesellschaft. Die Akzeptanz und Integration alternativer Therapieansätze wie Kunsttherapie oder Musiktherapie haben gezeigt, wie kreative Ausdrucksformen unsere Psyche beeinflussen und heilen können. Diese neuen Ansätze ergänzen die herkömmliche Psychotherapie und bieten durch diesen Wandel uns allen heute vielfältige Möglichkeiten, unsere psychische Gesundheit zu verbessern.
Wir bei campus naturalis stehen genau in dieser Überzeugung, den Menschen als ganzheitliches Wesen innerhalb der Gesellschaft zu sehen. Bei uns haben Sie die Möglichkeit, viele unterschiedliche psychotherapeutische Ansätze und Präventionsmaßnahmen kennenzulernen:
- Ausbildung Tanz- und Bewegungstherapie
- Ausbildung Heilpraktiker für Psychotherapie
- Ausbildung systemische Fachberatung Stressbewältigung und Burnout-Prävention
Kontaktieren Sie gerne einen unserer Fachberater und Fachberaterinnen zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch. Darin erfahren Sie alles Wichtige rund um unsere Aus- und Weiterbildungsangebote und wir finden gemeinsam die passende Fortbildung für Sie.
Ein Blick in die Zukunft der Psychotherapie
Insgesamt hat sich die Psychotherapie in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Der offene Umgang mit psychischer Gesundheit, die Entwicklung neuer Therapieformen und die Abkehr von veralteten Vorstellungen haben dazu beigetragen, die Wirksamkeit und den Nutzen der psychotherapeutischen Behandlung zu steigern. Die kontinuierliche Forschung und Innovation in diesem Bereich lassen auf eine vielversprechende Zukunft hoffen.
Mit einem besseren Verständnis der psychischen Gesundheit und einem breiten Spektrum an Therapiemöglichkeiten können wir heute besser auf psychische Probleme reagieren und unsere Lebensqualität verbessern.
Quelle1: dgppn.de
Quelle2: de.statista.com
Quelle3: aerzteblatt.de
Quelle4: gesundheitsinformation.de