Die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland
Psychische Erkrankungen sind in Deutschland weitaus mehr verbreitet, als Sie jetzt vielleicht denken. Neuste Studien über die Lage in Deutschland verzeichnen zudem einen deutlichen Anstieg an psychischen Beeinträchtigungen mit den Corona-Jahren. Was sind die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland? Wir fassen zusammen.
Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch
Laut einer Studie der Krankenkasse KKH von 20221 treten psychische Erkrankungen und deren Behandlung immer häufiger auf als früher: So stieg die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 16 Prozent. Dieser Trend werde vor allem durch die Corona-Jahre begünstigt, so die Expert*innen.
Besonders Depressionen, sowie chronische Erschöpfung, Angststörungen oder psychosomatische Störungen führen die Hitliste der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland an, so die KKH. Besonders bei Männern sei der Anstieg deutlicher zu verzeichnen als bei Frauen.
Laut anderen Untersuchungen2 erkranken etwa 28 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland im Laufe eines Jahres an einer psychischen Störung. Damit führen psychische Erkrankungen ganz klar die Liste der häufigsten Erkrankungen an.
Was sind psychische Erkrankungen eigentlich?
Als psychische Erkrankungen werden seelische Belastungen verstanden3, die über Wochen andauern und uns in allen Lebensbereichen beeinträchtigen:
- Im Alltag
- Im Berufsleben
- In der sozialen Interaktion
Diese Erkrankungen definieren sich also durch erhebliche Abweichungen von normalem Erleben oder Verhalten. Sie wirken sich auf das Denken, Fühlen und Handeln aus.
Laut der WHO sind psychische Erkrankungen und ihre Häufigkeit heute eine der größten Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. In der heutigen Zeit, bedingt durch den Leistungsdruck und den Druck der Gesellschaft, fällt die Diagnose psychische Erkrankung immer immer häufiger.
Psychische Störungen vs psychische Erkrankungen
Beide Begriffe meinen im Grunde dasselbe: So sind psychische Störungen und Erkrankungen heute im Sprachgebrauch synonym zu nutzen. Allerdings bevorzugen einige Expert*innen4 heute den Begriff psychische Störung, da dieser eine Stigmatisierung erschwert. So ist „Störung“ zunächst neutraler einzuordnen, wobei „Krankheit“ direkt negativ behaftet ist. Allerdings sprechen wir im täglichen Gebrauch eher von den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Was sind die 5 häufigsten psychischen Erkrankungen?=
Am häufigsten verbreitet sind heute psychische Erkrankungen, die aus einer Kombination aus Angststörungen und sogenannten affektiven Störungen bestehen. Affektive Störungen zeichnen sich besonders durch eine langfristige und signifikante Veränderung der Stimmungslage aus, wie das beispielsweise bei Depressionen der Fall ist. Wir haben die fünf häufigsten psychischen Erkrankungen und ihre Merkmale zusammengefasst:
Angststörungen als psychische Erkrankung
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland und stehen direkt an der Spitze. Sie können ganz unterschiedliche Formen annehmen:
- Generalisierte Angststörungen: Hierbei leiden Betroffene über einen längeren Zeitraum ohne direkten Grund unter bestimmten Ängsten. Daher wird diese Erkrankung auch oft als Angst im Alltag betitelt.
- Soziale Angststörungen: Diese Erkrankungen stehen immer im Bezug zu Menschenansammlungen und alltäglichen Situationen. So können Betroffene beispielsweise kein Restaurant ohne Angst besuchen.
- Spezifische Phobien: Ganz klassisch ist die Angst vor Situationen oder Tieren
Depression als psychische Erkrankung
Beinahe jeder fünfte Deutsche erkrankt in seinem Leben an Depressionen. Merkmale sind:
- Gedrückte Stimmung
- Antriebsmangel
- Freudlosigkeit
- Desinteresse
- Negative Gedanken
Außerdem können Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und starke Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühle dazu kommen. Es wird zwischen leichten, mittleren und schweren Depressionen unterschieden. Meist treten Depressionen mit anderen psychischen Störungen wie Essstörungen oder Suchterkrankungen auf. Die Dunkelziffer bei dieser häufigen psychischen Erkrankung ist, so schätzen Expert*innen, extrem groß.
Zwangsstörungen als psychische Erkrankung
Bei Zwangsstörungen handelt es sich um eine häufige psychische Erkrankung, die vor allem das alltägliche Leben komplett im Griff hat. Betroffene verspüren Ängste, Ekel oder Anspannungen in bestimmten Situationen. Sogenannte Zwangshandlungen bestimmen das Leben, wobei sich Betroffene oft darüber im Klaren sind, dass diese Handlungen übertrieben sind. Beispiele sind
- Reinigungs- und Waschzwänge
- Kontrollzwang
- Sammelzwang
- Kaufzwang
Posttraumatische Belastungsstörung als psychische Erkrankung
PTBS gehört ebenfalls zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Diese Störung wird durch ein sehr belastendes Erlebnis (Unfall, Überfall, Verlust) ausgelöst. Betroffene handeln, denken und fühlen danach anders – meist noch Monate nach dem Erlebnis. Rückblenden und Vermeidung von ähnlichen Situationen wie das Erlebte treten häufig auf. Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt sind gefährdeter an posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken. Besonders in diesem Bereich kommen Psycholog*innen mit einer speziellen Ausbildung im Bereich systemische Traumatherapie zum Einsatz. Diese betrachten den Menschen in seiner Gesamtheit und begreifen das Erlebte in Bezug auf den/die Klient*in.
Essstörungen als psychische Erkrankung
Diese Form von psychischen Erkrankungen tritt besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen auf, kann sich aber bis ins Erwachsenenalter ziehen. Thema sind Essen, das Gewicht, die Figur – besonders Mädchen sind davon betroffen, aber auch zunehmend junge Männer. Ein Drang zur Perfektion und die Kontrolle über den eigenen Körper stehen bei Essstörungen im Mittelpunkt. Es gibt unterschiedliche Varianten:
- Magersucht/Anorexie: Zeichnet sich durch starkes Untergewicht aus
- Bulimie/Ess-Brech-Sucht: Essanfälle und die Schuldgefühle danach sind zentral
- Binge-Eating Sucht/Esssucht: Betroffene haben ein gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl. Unkontrollierte Essanfälle sind die Folge. Die Erkrankten sind meist übergewichtig bis fettleibig und ekeln sich vor sich selbst.
Wenn Sie betroffen sind
Sie oder jemand in Ihrem Umfeld ist von solchen häufigen psychischen Erkrankungen betroffen? Dann suchen Sie zunächst das Gespräch und versuchen Sie, gemeinsam eine Lösung zu finden. Im zweiten Schritt ist es wichtig, dass Betroffene bei psychischen Erkrankungen professionelle Hilfe erhalten. In der Psychotherapie kann gemeinsam an Lösungen gefeilt werden und in manchen Fällen ist unterstützende Medikamentengabe sinnvoll. Sprechen Sie zunächst mit Ihrem/Ihrer Hausärzt*in, die sind die erste Anlaufstation. Sie möchten anonym bleiben? Dann kontaktieren Sie eine Telefonseelsorge und holen Sie sich dort Informationen oder direkt Hilfe.
Quelle1: tagesschau.de
Quelle2: big-direkt.de
Quelle3: euro.who.int
Quelle4: bionity.com