Wenn Leistungsdruck im Job den Alltag bestimmt: Das können Sie dagegen tun
Schneller, höher, weiter, immer 100 Prozent geben und bloß nicht nein sagen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann gehören Sie zu den Menschen, die einen extrem fordernden Job haben. Leistungsdruck im Job ist heute einer der größten Kritikpunkte im Arbeitsleben. Wir zeigen Ihnen, was Sie konkret dagegen tun können und wie Sie Arbeit von Privatem besser trennen lernen.
Immer mehr, immer weiter
Uns allen ist ein gewisser Leistungsdruck erstmal nicht fremd – er kann sogar, solang er nicht dauerhaft auftritt, zu richtigen Höchstleistungen anspornen. Allerdings sieht es gerade so aus, als ob dieser Druck im Job sich nicht abbauen kann, sondern dauerhaft anhält.
Das unterstreicht eine Studie der Swiss Life1 aus dem Jahr 2019. Demnach sind zwei von drei Deutschen im Job regelmäßig stark gestresst und führen das unter anderem auf hohen Leistungsdruck zurück. Faktoren sind:
- Zeitdruck mit 46 Prozent
- Schlechte Arbeitsatmosphäre mit 45 Prozent
- Leistungsdruck mit 32 Prozent
- Zu große Aufgabenmenge mit 31 Prozent
- Angst um den Arbeitsplatz mit 21 Prozent
- Dauerhafte Erreichbarkeit mit 21 Prozent
Besonders betroffen sind Arbeitnehmer*innen in Bayern, Thüringen und Schleswig-Holstein, so die Umfrage. Gerade der Zeit- und Leistungsdruck ist für viele Betroffene eine richtige Qual und kann schnell zu anhaltendem Stress und Burnout führen.
Folgen für Einzelne
Die Folgen von anhaltendem Leistungsdruck für den/die Einzelne*n liegen klar auf der Hand:
- Zu hohe Ansprüche an sich selbst und bei Misserfolgen mangelnde Resilienz
- Druck wird an Menschen im Umfeld weitergegeben, zum Beispiel vom Job ins Private, es entstehen belastende Konflikte
- Lange anhaltender Stress der sich auf Körper und Geist niederschlägt und gesundheitliche Risiken erhöhen kann
Wenn Sie jetzt denken, dass diese Art von Leistungsdruck nur im Arbeitsumfeld auftritt, dann haben Sie weit gefehlt. Leistungsdruck bei Kindern und Jugendlichen ist heute bereits ein großes Thema, wenn es um ein gesundes Aufwachsen unserer Kleinen geht.
Was tun gegen Leistungsdruck?
Generell gilt es, so viel Stress und Druck wie möglich gar nicht erst entstehen zu lassen. Wenn das, wie beispielsweise im beruflichen Umfeld nicht wirklich möglich ist, dann sollten Sie für sich selbst eine gewisse Stressbewältigung und Burnout-Prävention etablieren. Wir haben Ihnen einige Strategien und Tipps zusammengetragen.
Bei sich selbst starten
Zu aller erst sollten Sie auf sich selbst blicken und genau analysieren: Sind Sie gestresst, weil in Ihrem Job gerade ein hoher Leistungsdruck herrscht oder machen Sie sich diesen vielleicht sogar selbst?
Dazu stellen Sie sich folgende Fragen:
- Welche Erwartungen gibt es an meine Arbeit, an das Ergebnis? Welche konkreten Vorgaben gibt es und was soll Ihre Arbeit genau bewirken?
- Welche Erwartungen haben Sie selbst an sich im Hinblick auf dieses Ergebnis? Sind diese vielleicht unnötig hoch und decken diese sich überhaupt mit dem Ihres Gegenübers?
Wir neigen dazu, sehr perfektionistisch zu sein, wenn es um unsere Arbeit geht. Gleichzeitig setzen wir uns damit aber selbst enorm unter Druck. Wenn Sie diese Stressquelle objektiv und ruhig unter die Lupe nehmen, haben Sie bereits viel gewonnen.
Kontrolle behalten
Ein großer Teil des Leistungsdrucks entsteht daraus, dass Sie nicht die volle Kontrolle über Ihre Arbeit haben. Das ist zunächst in einem Unternehmen ganz normal, allerdings haben Sie es selbst in der Hand, wie Sie mit der Arbeitsmenge umgehen.
Unser Tipp: Ordnen Sie Ihre To-dos nach Priorität und schauen Sie, welche kleinen Stellschrauben, zum Beispiel ein Meeting verschieben. Sie haben Möglichkeiten! Nutzen Sie diese. Sofort werden Hilflosigkeit und Stress nachlassen – wenn es immer noch zu viel ist, dann suchen Sie aktiv das Gespräch mit Ihrem/Ihrer Vorgesetzten.
Erfolge bewusst machen
Leistungsdruck kann schonmal wie ein großes Damoklesschwert über Ihnen schweben – in solchen Momenten besinnen Sie sich darauf, was Sie wirklich können und machen Sie sich Ihre Erfolge bewusst. Übrigens egal wie klein oder groß, positive Erlebnisse stärken unser Selbstwertgefühl und geben uns neuen Aufwind.
Bewusst entspannen
Nehmen Sie sich jeden Tag am Abend ganz bewusst Zeit dafür, den Druck des Tages von sich abfallen zu lassen. Das kann schon damit geschehen, dass Sie den Laptop ausschalten und ganz für Ihre Familie oder Freunde da sind. Das kann aber auch mit einer Sport-Session oder einem langen Spaziergang passieren. Ganz wichtig ist auch sich mit Ihrer Familie und Freunden auszutauschen – auch über die schwierigen Situationen im Job. Darüber zu reden hilft uns dabei, Dinge besser zu verarbeiten.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn Sie merken, es geht gar nicht mehr und der Leistungsdruck legt sich auf Ihren Körper und Geist, dann sollten Sie sich unbedingt professionelle Hilfe holen. Suchen Sie sich am besten eine/einen Psychotherapeut*in mit einer Ausbildung in der systemischen Fachberatung Stressbewältigung und Burnout Prophylaxe.
Wenn Sie selbst aktiv werden möchten und sich sowie anderen Menschen dabei helfen wollen, aktiv gegen Leistungsdruck vorzugehen, dann empfehlen wir unsere Seminare zur Prävention. Im Seminar Kursleiter*in Stressbewältigung erlernen Sie unterschiedliche Techniken, um Stress zu bekämpfen und zu vermeiden.
Lernen Leistungsdruck zu kontrollieren
Leistungsdruck im Job kann zu einer großen Belastung für uns werden – nicht nur im Büroalltag, sondern auch im Privaten. Daher ist es wichtig, dass Sie lernen mit Druck umzugehen und klare Grenzen für sich selbst zu ziehen. Mit unseren Tipps ist der Grundstein gelegt, um nachhaltig Leistungsdruck zu reduzieren.
Quelle1: swisslife.de