People Pleasing: Es ständig allen recht machen wollen
Wir befinden uns heute in einer Welt, die soziale Interaktionen und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sehr zentral stellen. So finden sich immer mehr Menschen in der Situation, es allen ständig recht machen zu wollen. Sogenanntes People Pleasing stellt die eigenen Bedürfnisse hinten an. Was genau ist People Pleasing? Wie erkennen Sie es und wie können Sie mit sogenannten People Pleasern umgehen?
Der Drang nach Zustimmung: Was ist People Pleasing?
People Pleasing beschreibt zunächst den dauerhaften Wunsch, es allen recht zu machen und zu gefallen. Zentral dabei ist:
- eigene Bedürfnisse und Wünsche hinten an zu stellen
- um Anerkennung und Zustimmung zu buhlen
- dauerhaftes Evaluieren, wie man für andere Menschen sein soll
Derzeit gibt es in der Psychologie für People Pleasing noch keine eigenständige Diagnose. Trotzdem sind die Auswirkungen auf den oder die Einzelne mitunter drastisch1.
Wo stecken die Ursprünge von People Pleasing?
People Pleasing beginnt oft schon in der Kindheit. Besonders dann, wenn das Umfeld im Elternhaus sehr streng ist oder Eltern an sich sehr unberechenbar und wankelmütig sind, hat das Auswirkungen auf die Kinder. Aber auch Situationen wie anhaltendes Mobbing oder schmerzhafte Trennungen sind Auslöser für People Pleasing-Verhalten.
Betroffene, die so aufwachsen, greifen zu dieser Strategie: Sie möchten nicht anecken und analysieren genau, wie es dem Gegenüber gerade geht. Dann wird das Verhalten dahingehend angepasst, dass eine positive Reaktion vom Gegenüber zurückkommt2.
Die Folgen von People Pleasing
Auf den ersten Blick wirkt People Pleasing relativ harmlos. Allerdings ist dem mitunter gar nicht so. So stellen People Pleaser generell ihre eigenen Bedürfnisse hintenan und verbiegen sich dauerhaft, was langfristig zu erheblichen psychischen Problemen führen kann: Ein Teufelskreis entsteht, der Betroffene mit geringem Selbstwertgefühl sowie einer gestörten Selbstwahrnehmung und einer starken Abhängigkeit von externer Bestätigung zurücklässt. Die Folgen des People Pleasings stehen im krassen Kontrast dazu, was Betroffene damit eigentlich erreichen möchten. Während das Ziel von People Pleasing darin besteht, Harmonie und positive Interaktionen zu fördern, sind die Folgen meist ungesunde oder toxische Beziehungen bis hin zum Burnout.
Die permanente Sorge um die Erwartungen und Meinungen anderer kann schnell zu diesen Zuständen führen:
- Angstzuständen und genereller Angst im Alltag
- Unsicherheiten und dauerhaften Vergleichen
- anhaltendem Stress
Die Folgen sind meist tiefgreifende psychische Störungen.
People Pleasing vs. Self-Awareness
Während sich People Pleasing-Betroffene vor allem darum drehen, es allen anderen recht zu machen und sich dabei selbst hintenan stellen ist das Konzept von Self-Awareness dem direkt gegenübergestellt. Self-Awareness, also Selbstbewusstsein, bezeichnet dagegen, dass sich jemand über seine eigenen Gedanken und Gefühle sehr klar ist. Selbstbewusste Menschen sind in der Lage, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen. Sie sind klar, was die eigenen Werte und Überzeugungen angehen und können Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen. Im Gegensatz zu People Pleasern sind selbstbewusste Menschen in der Lage nein zu sagen.
Wie mit People Pleasern umgehen?
Diese Tipps können Ihnen dabei helfen, mit People Pleasern in Ihrem Umfeld umzugehen. Allerdings sollten Sie sich immer bewusst sein, dass wenn Verhalten zu lange dauern und Betroffene immer mehr in eine negative Richtung abdriften, Sie unbedingt professionelle Hilfe dazu holen sollten. Besonders Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, die über eine Ausbildung im Bereich der systemischen Beratung verfügen, eigenen sich besonders gut.
Ansonsten können Ihnen diese Tipps3 im Umgang mit People Pleasern bereits helfen:
- Klare Kommunikation: Seien Sie deutlich im Umgang mit People Pleasern. Klare Kommunikation hilft beiden Seiten, Missverständnisse zu vermeiden und Erwartungen zu klären.
- Zeigen Sie Wertschätzung: Verdeutlichen Sie positive Absichten und zeigen sie Wertschätzung – allerdings nicht ohne dabei klare Grenzen zu setzen.
- Ermutigen Sie People Pleaser zu einer eigenen Meinung: Zeigen Sie, dass die Meinung Ihres Gegenübers für Sie wichtig ist. Damit helfen Sie People Pleasern dabei, ihre eigene Stimme zu finden und Meinungen auszudrücken.
Der Schlüssel im Umgang mit People Pleasing besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, das die Bedürfnisse aller Beteiligten zentral stellt. Das hilft dabei, gesündere zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen und gleichzeitig die Individualität jedes Einzelnen zu fördern.