Toxische Beziehungen erkennen
Manipulationen, Machtmissbrauch, Eifersucht und mehr – was sich am Anfang nach der großen Liebe anfühlt, kann schnell ins absolute Gegenteil umschwingen. So erkennen Sie eine toxische Beziehung in der Partnerschaft, in der Familie und auch auf der Arbeit. Außerdem zeigen wir, wie Sie diese schädlichen Beziehungen erkennen und erfolgreich hinter sich lassen können.
Was genau ist eigentlich eine toxische Beziehung?
Toxisch bedeutet giftig, schädlich. Und genau das sind toxische oder giftige Beziehungen auch: Unter diesem Begriff verstehen wir heute eine ganz bestimmte Form von psychischer Gewalt in Beziehungen. In der Regel unterdrückt eine (narzisstische) Person eine andere systematisch, um die eigene Macht auszubauen und eine gewisse Kontrolle über den oder die Andere auszuüben. Dabei kommt es zunächst nicht zwingend darauf an, dass die Personen in einer romantischen Beziehung zueinanderstehen; auch am Arbeitsplatz können toxische Beziehungen erkennbar werden, gerade zwischen Angestellten und Vorgesetzten.
Dabei sind heute Frauen häufiger betroffen als Männer: So zeigt eine Umfrage aus 2004, dass bereits jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben psychische Gewalt, zum Beispiel in einer toxischen Beziehung, erlebt hat1. Jeder Dritte Mensch hatte schonmal eine toxische Beziehung2. Daher ist es wichtig, gerade toxische Beziehungen als solche zu erkennen und dagegen vorzugehen.
Auswirkungen von toxischen Beziehungen
Die Folgen solch eines Machtgefüges, in dem ein Partner oder eine Partnerin klein gehalten wird, sind weitreichend:
- Körperliche Auswirkungen werden sichtbar wie zum Beispiel Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen, Angstanfälle bis hin zu Depressionen, eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland
- Die sogenannte Traumabindung, bei der der Partner oder die Partnerin in einer toxischen Beziehung zwischen Anerkennung und Bestrafung hin und her geworfen wird
- Sinken des Selbstwertes bis zum Selbsthass
- Weitere psychische Erkrankungen
Depressionen – Häufig Resultat einer toxischen Beziehung
Besonders signifikant bei Betroffenen in toxischen Beziehungen, selbst wenn sie diese als solche erkannt und überwunden haben, ist, dass sich einige Beschwerden in Form von Traumata oder Trauma-ähnlichen Symptomen langfristig in Körper und Geist festsetzen können. In solchen Fällen ist es wichtig, sich extern Hilfe zu holen. Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, die eine Ausbildung in der Traumatherapie absolviert haben, können hierbei unterstützen.
Diese Anzeichen helfen Ihnen, toxische Beziehungen zu erkennen
Während das Umfeld relativ schnell bemerkt, dass etwas in einer Beziehung nicht stimmt, können Betroffene lange Zeit abwiegeln. Es ist doch nichts, die Situation für den Partner oder die Partnerin ist gerade schwierig. Wir haben einige Anzeichen zusammengetragen, an denen Sie eine toxische Beziehung – egal ob romantisch oder beruflich – erkennen können:
- Liebe/Anerkennung und Abwertung wiederholen sich zyklisch: Ein Anzeichen, um toxische Beziehungen zu erkennen, ist der klassische Kreis aus Anerkennung und Abwertung. Experten sprechen einerseits von Love Bombing, währenddessen der oder die andere von Zuneigung überschüttet wird. Danach folgt das Abwerten. In dieser Phase werden Betroffene manipuliert, belogen und schlussendlich dazu gebracht, an sich selbst zu zweifeln. Diese Muster wiederholen sich immer wieder3.
- Eifersucht: Egal was Sie tun und egal mit wem, Ihr Partner oder Ihre Partnerin ist immer misstrauisch und extrem eifersüchtig in der Beziehung.
- Sozialer Entzug: Eine toxische Beziehung können Sie auch daran erkennen, dass der Täter oder die Täterin Betroffene nicht mehr am sozialen Leben teilhaben lässt. Alles dreht sich nur noch um den oder die Täterin. Das kann auch im Büro vorkommen, indem Sie gezielt abgeschottet werden.
- Genereller Druck: Sie fühlen sich immer von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin unter Druck gesetzt, etwas zu tun, was Sie nicht möchten? Egal ob das Alkoholkonsum, Drogen oder Handlungen sind, auch das ist ein Merkmal von toxischen Beziehungen.
- Drohungen: Am eindeutigsten lassen sich toxische Beziehungen anhand von Handfesten Drohungen feststellen. Egal ob das gegen Ihre Familie, Freunde, Kindern oder gegen die Karriere ist.
Das können Sie tun, wenn Sie eine toxische Beziehung erkannt haben
Wenn Sie merken, dass Sie selbst oder jemand, der Ihnen wichtig ist, in einer toxischen Beziehung gefangen ist, dann ist es am sinnvollsten diese Person mit der Wahrheit zu konfrontieren. Sprechen Sie Ihren Verdacht aus und beziehen Sie sich zunächst auf reine Fakten. Wenn Betroffene sich selbst helfen möchten, dann gibt es deutschlandweit spezielle Beratungsstellen, beispielsweise die Telefonseelsorge, die Sie unter 0800/1110111 erreichen.
Das Wichtigste in solchen Fällen ist, zunächst Ruhe zu bewahren und sich selbst – in extremen Fällen mit körperlicher Gewalt – nicht in Gefahr zu bringen. Seien Sie für Betroffene da und wenden Sie sich unbedingt an Vorgesetzte oder Vertrauenspersonen.
