Selbstwahrnehmung: Sich selbst kennen
Fast jeder war bereits in dieser Situation: Wir fühlen uns unnütz, zu dick, zu dünn oder einfach nicht gut genug. Schwups ist die gute Laune dahin und die Zweifel an uns selbst übernehmen die Oberhand. Ursache vieler dieser Zweifel ist unsere verzerrte Selbstwahrnehmung. Was hat es genau damit auf sich? Warum ist sie für unsere persönliche Weiterentwicklung wichtig? Was passiert, wenn wir eine falsche Selbstwahrnehmung entwickeln? Und wie können Sie Ihre Selbstwahrnehmung verbessern? Wir haben zusammengetragen, warum unser Selbstbild und ein positives Verhältnis zu uns selbst wichtig ist. Außerdem geben wir Ihnen ein paar praktische Tipps mit auf dem Weg, wie Sie wieder zu sich selbst finden können.
Zufriedenheit ist nicht immer gegeben
In Deutschland sind die Menschen, so eine Studie der Europäischen Kommission1, insgesamt relativ zufrieden mit ihrem Leben. Im Winter 2020/2021 gaben 32% der Befragten an, sehr zufrieden zu sein. 59% gaben an, ziemlich zufrieden zu sein. Allerdings sind 7% der Menschen in der Befragung nicht sehr zufrieden, während 1% gar nicht zufrieden ist.
Besonders die unzufriedenen Menschen laufen in Gefahr, aus dem Hamsterrad nicht herauszukommen. Im Extremfall kann dauerhafte Unzufriedenheit weitreichende Folgen haben:
- Dauerhafter Vergleich mit anderen führt zu noch mehr Unzufriedenheit.
- Sich konstant verschlechternde Selbstwahrnehmung führt zu einem negativen Selbstbild.
- Das negative Selbstbild kann im Extremfall zu Wutausbrüchen und psychischen Belastung bis hin zu psychischen Erkrankungen führen.
Wer bin ich eigentlich?
Unsere Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, uns selbst zu erkennen wird bestimmt von einer kleinen und scheinbar unbedeutenden Frage: Wer bin ich? Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach. Wir selbst kennen uns schließlich am besten und wissen, was wir möchten. Aber ist das wirklich so?
Selbstwahrnehmung: Eine Definition
Die Selbstwahrnehmung ist in der Psychologie eine ganz besondere Beziehung zu uns selbst. Wir als Menschen sind in der Lage, uns selbst also unseren Körper und unsere Gefühlswelt wahrzunehmen und zu analysieren. Wir können identifizieren, was unsere Stärken und Schwächen sind – Positives wie Negatives. Unsere Gefühlswelt können wir einordnen und einzelne Gefühle verstehen. Wir wissen in der Regel, wie wir auf andere wirken. Das Gegenstück zum Selbstbild ist das Fremdbild oder die Fremdwahrnehmung. Sie bezeichnet, wie uns andere wahrnehmen.
Die Krux der Selbstwahrnehmung
Auf den ersten Blick ist es also scheinbar ganz einfach: Wir nehmen uns selbst wahr und erkennen uns damit. Doch so einfach ist es nicht! Sich selbst gegenüber ehrlich sein, das ist nicht leicht. Der deutlich leichtere Weg ist viel zu oft, sich selbst zu belügen oder der Realität auszuweichen.
Das führt im Extremfall zu einer vollkommen verzerrten Selbstwahrnehmung oder auch dem Schlechtreden der eigenen Leistungen. Falsche oder gestörte Selbstwahrnehmung birgt Risiken von Demotivation, sozialer Vereinsamung bis hin zu psychischen Problemen:
- Stress abbauen ist kaum mehr möglich und
- Depressionen können sich aufbauen.
- Ich-Störungen: Verschwommene Wahrnehmung, die dazu führt, dass sich Betroffene nicht mehr als eigenständige Person wahrnehmen.
Die Selbstwahrnehmung – ein Schlüssel zum Glück?
Die Selbstwahrnehmung ist also ein Bestandteil auf dem Weg zu einem ausgeglicheneren Leben. Sie hat auch etwas mit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Wenn ich mir bewusst bin, welche Schwächen ich habe, dann kann ich daran arbeiten.
Es gibt unterschiedliche Anzeichen dafür, dass wir an unserer Selbstwahrnehmung arbeiten sollten:
- Unser Tun und Handeln erscheint uns sinnlos.
- Die Belastung durch Stress steigt kontinuierlich.
- Die Motivation fehlt im Beruf sowie im Privatleben.
- Zweifel plagen uns, wir können uns nicht mehr entscheiden und finden keinen Ausweg.
- Angst und Negativität bestimmen den Alltag.
Wenn Sie diese und weitere Anzeichen regelmäßig bei sich bemerken, dann sollten Sie handeln. Die Gründe für diese Unzufriedenheit können von außen und von innen kommen. Eine verändernde Situation kann sehr herausfordernd sein, der Verlust eines geliebten Menschen kann uns vollständig aus der Bahn werfen. Häufig kann dann eine Reflexion der eigenen Gefühle in der Situation der Schlüssel sein, um den Knoten zu lösen.
Sich selbst wieder besser wahrnehmen – Unsere Tipps
Es ist nicht ganz einfach, Gewohnheiten zu durchbrechen und sein Leben zu verändern. Allerdings haben Sie die Möglichkeit, schon mittels kleiner Stellschrauben Ihre Selbstwahrnehmung zu beeinflussen oder die Selbstreflexion anzustoßen. Hier sind unsere Tipps für den Alltag:
- Betrachten Sie Ihr Verhalten in unterschiedlichen Situationen: Wie reagieren Sie? Haben Sie sich bestimmte Muster angeeignet, die Sie immer wieder mit einem negativen Gefühl zurücklassen?
- Notieren Sie sich wichtige Dinge: Ein Tagebuch bietet Platz zur Selbstreflexion. Wenn wir Dinge aufschreiben, dann sind sie klarer als in unseren Gedanken. Vielleicht kommt Ihnen ja die Lösung beim Schreiben.
- Gehen Sie aufmerksam durchs Leben: Achtsamkeit ist hier das Stichwort. Es reicht schon aus, sich selbst auf dem Weg zur Arbeit zu beobachten – am besten ganz wertfrei.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst: Egal ob Sport oder der vielgepriesene Spaziergang. Wer sich bewegt, ist im Moment und kann ganz anders reflektieren. Es ist beispielsweise mittlerweile wissenschaftlich belegt2, dass Menschen, die regelmäßig Spazierengehen, deutlich ausgeglichener und entspannter sind. Spazierengehen hilft auch gegen Depressionen und sorgt für ausreichend Bewegung.
- Entspannungstechniken nutzen: Egal ob regelmäßige Meditation, Tai-Chi oder gezielte Atemübungen wie die 4-8-4 Methode (4 Sekunden einatmen, Luft 6 Sekunden anhalten, dann langsam ausatmen und bis 8 zählen), kleine Entspannungsübungen machen den Kopf frei.
- Eigene Entscheidungen treffen: Vertrauen Sie sich selbst und Ihrer eigenen Intuition und entscheiden Sie danach. Das kostet am Anfang zwar Überwindung, sorgt aber dafür, dass Sie an Selbstbewusstsein gewinnen – übrigens: Entscheidungen müssen nicht immer gut sein, um Selbsterkenntnisse zu finden.
Es geht nicht mehr? Holen Sie sich Hilfe!
Wenn Sie merken, dass Sie immer tiefer in eine negative Selbstwahrnehmung rutschen und keinen Ausweg mehr finden, dann ist es sinnvoll, sich externe Hilfe zu holen. Menschen, die eine eine Ausbildung im Bereich systemische Beratung absolviert haben, unterstützen Sie beispielsweise dabei, sich selbst zu erkennen und Lösungswege zu finden.
Sie selbst möchten andere Menschen im Selbstwahrnehmungsprozess unterstützen? Wir bei campus naturalis bieten Ihnen unterschiedliche Aus- und Weiterbildungen in diversen Bereichen an. Absolvieren Sie zum Beispiel unsere Ausbildung Shiatsu und Qigong Praktiker*in und erlernen Sie die Kunst der Entspannungsmassage sowie unterschiedliche Atemtechniken.
Zwischen Selbstwahrnehmung und Überoptimierung: Die richtige Balance finden
Aber Vorsicht, bei all der Selbstwahrnehmung und -optimierung kommt es immer darauf an, die richtige Balance für sich selbst zu finden. Es hilft Ihnen wenig, wenn Sie vom einen Extrem ins nächste schlittern. Die eigenen Schwächen zu erkennen ist der erste Schritt zur Veränderung. Danach sollte Ihre Selbstwahrnehmung von diesen Faktoren geprägt sein:
- Wertfreiheit: Seien Sie objektiv – nicht nur gegenüber anderen, sondern vor allem gegenüber sich selbst. Voreingenommenheit und Schubladendenken schicken Sie sonst schnell zurück in ein negatives Selbstbild.
- Realistisch bleiben: Untertreibung und Selbstüberschätzung, die zu einer übersteigerten Selbstwahrnehmung führen, bringen Sie nicht weiter.
- Bleiben Sie sachlich: Betrachten Sie Ihre Handlungen zunächst ganz unvoreingenommen und emotionsfrei. Bringt Sie das weiter oder bremst Sie das? Warum ist das so?
Wenn Sie die passende Balance für sich gefunden haben, dann werden Sie immer wieder merken, wie Sie sich durch Ihre Selbstwahrnehmung zum Positiven verändern. Ach ja, Fehler dürfen und sollen gemacht werden.
Selbstwahrnehmung und Veränderung brauchen Zeit
Unser wichtigster Tipp ganz zum Schluss: Machen Sie sich nicht selbst verrückt, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Eine gesunde und ausgewogene Selbstwahrnehmung ist immer ein dauerhafter Prozess, der Durchhaltevermögen und Arbeit in Anspruch nimmt. Sie werden immer wieder kleine Erfolge feiern können, die den Ansporn für die nächst Etappe liefern. Es lohnt sich: Mit einer realistischen und ausgewogenen Selbstwahrnehmung kommt dann auch schrittweise die Selbstliebe zurück in Ihr Leben!
Quelle1: statista.com
Quelle2: provita-deutschland.de