Einfach abnehmen? Saftkuren unter der Lupe
Gefühlt gibt es jeden Monat einen neuen Trend im Abnehm-Universum: Die vielversprechende Suppenkur, die Smoothie-Diät, die ruckzuck die Pfunde purzeln lassen soll oder das xte Abnehmpülverchen, das Resultate ohne Hunger verspricht. Nicht ganz neu aber gerade wieder auf einer Hype-Welle unterwegs ist da die Saftkur oder auch Saftfasten. Wir nehmen diese Diät unter die Lupe und analysieren, ob Saftkuren wirklich sinnvoll und zielführend sind.
Eine Saftkur – was ist das?
Saftkuren, oft auch „Juice Cleanse“ oder Saftdiät genannt, gehören zu den sogenannten Detox-Diäten. Also Diäten, die uns versprechen, negative Stoffe aus dem Körper zu schwemmen und dabei auch noch die Kilos purzeln zu lassen. Saftkuren mit kaltgepressten Säften ohne Zusatzstoffe sind, ähnlich wie Wasser- oder Brühekuren, aber nicht ganz unbedenklich.
Wie funktioniert das Ganze? Die meisten Saft- oder Smoothiekuren sind von der Durchführung her recht einfach aufgebaut. Zunächst verzichten Teilnehmer*innen eine Zeit lang auf Alkohol, Nikotin und Kaffee und stellen ihre Ernährung auf leichte Kost um. Manche Saftkuren-Anbieter empfehlen außerdem vorab eine Darmreinigung mit Glaubersalz durchzuführen. Ist diese Vorbereitungsphase abgeschlossen geht es ran an den Saft oder Smoothie: Langsam wird eine Mahlzeit nach der anderen durch 200 bis 250 Milliliter Saft aus Obst oder Gemüse ersetzt.
Die Saftkur geht über drei, fünf oder sieben Tage. Parallel zu diesen Vitaminshots aus frischgepresstem Obst und Gemüse mit sogenannten Super-Foods wie Ingwer dürfen Teilnehmer*innen zusätzlich nur Wasser, zuckerfreien Tee oder leichte Gemüsebrühe zu sich nehmen. Saftkuren sollen jährlich bis zu vier Mal durchgeführt werden.
Das erhoffen sich Teilnehmer*innen von einer Saftkur
Anbieter und Fastenbegleiter*innen solcher Saftkuren betonen, dass damit unser Körper dabei unterstützt wird, seine natürlichen Abwehr- und Reinigungskräfte zu aktivieren. Schadstoffe vom Rauchen, Alkoholkonsum oder Umweltgiften wie sie beispielsweise in manchen Lebensmitteln vorkommen, sollen damit effizient aus dem Körper beseitigt werden. Außerdem versprechen Saftkuren folgende Vorteile:
- Sie sollen Müdigkeit entgegenwirken, wir fühlen uns danach fitter und wacher, gesunder Schlaf soll gefördert werden
- Sie sollen unsere Energie und Motivation steigern
- Durch die enthaltenen Vitamine und Nährstoffe zeigt sich ein besseres Hautbild
- Wir verlieren dabei Gewicht
Der Gewichtsverlust wird von einigen Saftkuren-Anbietern allerdings nur als ein Nebeneffekt angepriesen. Im Zentrum stehe eher ein „Body Reset“, der ein positiveres Lebensgefühl zurücklässt.
Saftkuren klingen zu gut um wahr zu sein -oder?
Der Experte der Deutschen Hochschulen für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken, Niklas Schwarz, weist auf die Nebenwirkungen von Saftkuren hin1. Dazu zählen:
- Kopfschmerzen
- Unwohlsein aufgrund des Fehlens fester Nahrung
- Antriebslosigkeit
Auch seien viele der beschriebenen positiven Effekte wie zum Beispiel das Entfernen aller Schadstoffe wissenschaftlich nicht nachweisbar, wie Untersuchungen zeigen2..
Ernährungswissenschaftler*innen betonen außerdem, dass an für sich nur die Ernährung maßgeblich ist für unsere Darmgesundheit. Für Schadstoffe sind andere Organe zuständig. Effekte der Saftkuren können Teilnehmer*innen also vor allem durch die Pause der normalen Essgewohnheiten erkennen. Sind Saftkuren also doch nicht so gesund, wie sie scheinen?
Empfehlungen von Expert*innen
Unbestritten bleibt allerdings, dass Obst und Gemüse ein fester Bestandteil der gesunden und vollwertigen Ernährung sind. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)3 rät zu fünf Portionen Obst oder Gemüse pro Tag – dazu gehört auch Saft. Allerdings warnen die Expert*innen davor, nur Saft zu sich zu nehmen. Dadurch nehmen wir mitunter zu viel Fruchtzucker auf. Das führt dann wiederum zu negativen Effekten wie Verdauungsproblemen oder Überversorgung mit Vitaminen und Zucker.
Eine gesunde, vollwertige Ernährung sei also effektiver als regelmäßig durchgeführte Saftkuren. Nichtsdestotrotz sehen die Expert*innen beim DGE Saftkuren als ein Mittel zum Einstieg in eine Veränderung der regulären Essgewohnheiten. Wenn Sie eine Saftkur erwägen, dann nehmen Sie vorab Kontakt mit einer/m Ärzt*in auf. Der oder die kann dann gemeinsam mit Ihnen abklären, ob eine solche Kur für Sie individuell sinnvoll ist.
Welche Risiken bergen Saftkuren?
Besonders Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten generell nur nach ärztlicher Absprache eine Saftkur beginnen. Zudem sieht die DGE gerade Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende durch solche Kuren und besonders ihre Versprechen gefährdet.
Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen, können mit Diäten und Kuren schnell in eine Essstörung abdriften. Sie als Elternteile sollten daher aufmerksam werden, wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn eine solche Diät beginnt. Viele Essstörungen bei Kindern werden durch ein verzerrtes Bild von sich selbst, das heute auch durch die Sozialen Medien und die Hersteller solcher Kuren gezeichnet wird, getriggert.
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Saftkuren pro und contra
Die Effekte und Wirkungen von Saftkuren sind also wissenschaftlich kaum haltbar. In vielen Fällen führt solch eine Kur eher zu schlechter Laune als zu langanhaltenden Ergebnissen. Für manche Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, sind Saftkuren ein Einstieg in Richtung Essstörung. Trotzdem können Kuren wie die Saftkur doch auch positive Effekte haben: Sie verändern Ihren Blick auf Ihre Essgewohnheiten – doch das geht tatsächlich auch ohne Saftkur.
Quelle1: apotheken-umschau.de
Quelle2: foodspring.de
Quelle3: dge.de