Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen: Wenn Durchschlafen zum Problem wird
Schlafen ist für unseren menschlichen Körper ein essentielles Mittel, das uns tagtäglich hilft. Wir entspannen, verarbeiten den Tag und regenerieren im Schlaf. Besonders für Kinder und Jugendliche ist ein gesunder Schlaf unheimlich wichtig für das Wachstum und die geistige Entwicklung. Was aber, wenn Kinder und Jugendliche unter Schlafmangel bis hin zu gravierenden Schlafstörungen leiden oder sogar Panikattacken bekommen, wenn es abends ins Bett soll? Welche Folgen das für den Körper und die Psyche hat und wie Sie als Eltern damit umgehen können, um zu helfen, das haben wir für Sie zusammengefasst.
Was macht das Schlafen mit uns?
Jeder, der schon einmal rundum erholt und top fit aufgewacht ist, der weiß, wie erholsam und heilsam ein gesunder Schlaf für uns sein kann. Konkret brauchen wir den Schlaf für unsere Gesundheit:
- Unser Immunsystem arbeitet besser
- Stress wird gezielt abgebaut
- Unser Gehirn verarbeitet das Erlebte des Tages
- Wachstumsprozesse finden statt
- Körperliche Verspannungen und Blockaden können sich lösen
Er dient also vor allem der körperlichen und geistigen Regeneration. Je nachdem wie alt wir sind, benötigen wir für diesen Prozess unterschiedlich lange Zeit. So benötigen Erwachsene beispielsweise zwischen 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Tag. Jugendliche dagegen 8 bis 10 Stunden und Kinder zwischen 14 und 17 Stunden Schlaf pro Tag. Stimmt die Schlafqualität, sind wir am Morgen erholt. Schlafstörungen gerade bei Kindern und Jugendlichen sollten unbedingt behandelt werden.
Schlafmangel und -störungen sind gefährlich
Schlafen wir dagegen unruhig, zu wenig oder gar nicht, dann wird es auf Dauer gefährlich für unseren Körper. Je länger wir nicht schlafen, desto gravierender wird es. Schlafforscher1 haben herausgefunden, was mit uns und unserer Stimmung passiert, wenn wir zu wenig schlafen:
Nach 24 Stunden Schlafentzug |
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Nach 48 Stunden Schlafentzug |
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Nach 72 Stunden Schlafentzug |
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Entziehen wir unserem Körper noch länger den wohltuenden Schlaf, so kann das zu unterschiedlichen schwerwiegenden Erkrankungen und sogar zum Tod führen. Treten Schlafmangel und grundsätzliche (Ein-)Schlafprobleme regelmäßig auf, dann sprechen Experten von Schlafstörungen, die insbesondere bei Kindern und Jugendlichen große Entwicklungsdefizite hervorrufen.
Anhaltende Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Insbesondere Kinder und Jugendliche benötigen den längsten Schlaf im Vergleich. Daher sind diese Gruppen durch Schlafmangel besonders hart betroffen. Etwa ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden im Jahr 2020 an Schlafstörungen, ein Achtel der 12- bis 17-Jährigen erfüllen die Kriterien für chronischen Schlafmangel, so eine repräsentative Befragung der Wissenschaftler Kerstin Paschke2, Léa Laurenz und Rainer Thomasius. Besonders Mädchen sind von diesem Phänomen betroffen (18%). Die Folgen sind deutlich greifbar:
- Insomnie oder komplette Schlaflosigkeit
- Verzögertes Schlafphasensyndrom, bei der die typischen Schlafphasen nicht eingehalten werden
- Restless-Legs Syndrom, bei dem die Beine keine Ruhe finden
- Schlafapnoe, bei der das Gehirn nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird
Im wachen Zustand zeigen sich bei den Befragten vermehrte Fehlzeiten in der Schule sowie emotionale und Verhaltensauffälligkeiten. Kinder und Jugendliche mit Schlafstörungen sind zappelig, unaufmerksam und schnell gereizt. Für Sie als Elternteile sind das besorgniserregende Erkenntnisse, die Ihr Kind im schlimmsten Fall in der Entwicklung zurückwerfen.
Ursachen für Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Die Ursachenforschung zu Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen bringen nicht nur altbekannte Dinge zu Tage. Neben den klassischen Ursachen für Probleme beim Einschlafen, wie zum Beispiel:
- Körperliche Ursachen wie Blockaden in den Atemwegen wie der obstruktiven Schlafapnoe (hervorgerufen durch vergrößerte Mandeln oder Polypen) oder Allergien
- Zu wenig Bewegung am Tag: Kinder und Jugendliche sollten sich täglich mindestens 90 Minuten bewegen – der Weg in die Schule zu Fuß kann dazu zählen.
- Seelischer Stress wie Schulprobleme, Mobbing oder Leistungsdruck bis hin zu Angststörungen bei Kindern.
Daneben gibt es nach neusten Erkenntnissen einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und der Bildschirmnutzung. Der DAK-Präventionsradar3 zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen der Dauer der Bildschirmnutzung und vermindertem Schlaf. Experten raten daher zu Maßnahmen für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen. Auch psychische Erkrankungen bei Kindern können zu Schlafstörungen führen und diese sogar noch verstärken.
Kindern und Jugendlichen helfen wieder besser zu schlafen
Um herauszufinden, ob eine körperliche oder psychische Beeinträchtigung der Schlafqualität vorliegt, könnten Sie als Eltern mit Ihrem Kind ins Schlaflabor gehen. Dort werden anhand der Polysomnographie Messwerte wie Gehirnaktivität, Augenbewegung, Atmung und mehr genau unter die Lupe genommen. Physisch begründete Schlafstörungen können oft durch einen einfachen Eingriff oder medikamentös behandelt werden.
Sind die Ursachen für die Schlafstörungen bei Ihrem Kind oder Jugendlichen psychischer Natur, dann sollten Sie sich unbedingt an Expert*innen wenden. In vielen Fällen können Fachkräfte mit einer Ausbildung in systemischer Kinder- und Jugendtherapie helfen herauszufinden, welche Heilungs- oder Therapiemethoden bei Ihrem Kind sinnvoll sind.
Das können Sie selbst tun
Elternteile können Ihre Kinder und Jugendliche, die an einer Schlafstörung leiden, ebenfalls unterstützen. Mit diesen Tipps schaffen Sie ein positives Umfeld, in dem Ihr Kind wieder besseren Schlaf finden kann:
- Schaffen Sie feste Einschlafrituale, die nicht am Computer stattfinden, wie Vorlesen, gemeinsames Kuscheln oder leise Musik hören oder Schlaflieder singen (maximal 30 min)
- Ruhiges Einschlafumfeld ohne Handy oder Fernseher, lärmgeschützt und dunkel, mit einer nicht so hohen oder zu kalten Raumtemperatur (etwa 19 Grad)
- Tagsüber Bewegung: Ihr Kind sollte tagsüber an die frische Luft, das unterstützt einen tieferen Schlaf
- Kein zu spätes Abendbrot und regelmäßige Essenszeiten, bei denen Ihr Kind keine „Wachmacher“ wie Süßigkeiten oder Softgetränke wie Cola zu sich nimmt
- Setzen Sie ein sanftes Nachtlicht ein, das nimmt manchmal die Ängste vor der Dunkelheit.
Mit diesen Tipps können Sie selbst bereits einen großen Beitrag dazu leisten, dass Ihr Kind oder Jugendlicher die Schlafstörungen überwinden kann. Wir bieten eine Reihe von Seminaren und Ausbildungen zum Thema Prävention und Wellness an, die für Groß und Klein Themen wie Achtsamkeit, Stressbewältigung, Ernährung und viele mehr im Fokus haben.
Gesunder Schlaf ist für uns alle wichtig, um den Alltag zu bewältigen und für neue Herausforderungen genügend Kraft und Energie zu haben. Schläft ihr Kind nicht, dann sind auch Sie in Ihrem Schlaft gestört. Darum, scheuen Sie sich Im Zweifelsfall nicht, sich externe Hilfe zu holen, denn ein erholsamer Schlaf ist der Schlüssel zu einem gesunden Leben.
Quelle1: quarks.de
Quelle2: aerzteblatt.de
Quelle3: presseportal.de