Studium oder Lehre abgebrochen: Was nun?
Was in vielen Generationen als absolutes No-Go und totaler Tabubruch galt, ist heute gewissermaßen an der Tagesordnung: Immer mehr junge Menschen brechen ihr Studium oder ihre Lehre ab. Natürlich ist das auch heute noch keine leichte Entscheidung, die von heute auf morgen gefällt wird. Gewissensbisse, schlaflose Nächte und Zweifel nagen beharrlich, genauso wie die Frage „Tue ich gerade das Richtige?“ Wer heute sein Studium oder seine Lehre abgebrochen hat, der kann trotzdem oder gerade deswegen noch Karriere machen. Wir zeigen Ihnen, warum Sie als Eltern oder als Betroffene bei so einer Entscheidung auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken sollten.
Lehre oder Studium abbrechen ist heute nicht unüblich
Wir alle erleben das an einem bestimmten Punkt in unserem Leben: Alles in der Ausbildung oder im Job scheint so sinnlos zu sein, dass wir am liebsten hinschmeißen würden. Tatsächlich sind Sie mit solchen Gedanken keinesfalls alleine. Den ultimativen Schritt, ein Studium oder eine Lehre abzubrechen, den tun jedes Jahr etwa 25 Prozent der Azubis1 und rund 27 Prozent der Bachelor-Studierenden2. Diese Zahlen zeigen, dass ein Studium oder eine Lehre abzubrechen heute nichts mehr absolut Außergewöhnliches ist. Studienabbrecher*innen nehmen heute oft mehr Erfahrungen mit als Rückschläge.
Die Gründe, warum ein Studium oder eine Lehre abgebrochen werden
Laut verschiedenen Untersuchungen unter Studien- und Ausbildungsabbrechern gibt es immer wieder dieselben Gründe, um ein Studium oder eine Lehre abzubrechen.
Klassische Gründe, um eine Ausbildung abzubrechen, sind:
- Die betrieblichen Bedingungen im Unternehmen stimmen nicht: Dazu können Konflikte mit Vorgesetzten gehören oder Kolleg*innen; die Inhalte der Ausbildung oder die Arbeitszeiten entsprechen nicht mehr den persönlichen Vorstellungen
- Gesundheitliche Probleme
- Unglückliche Berufswahl: Hier treffen falsche Erwartungen oder auch generelle Ablehnung des Berufs aufeinander.
Bei Studienabbrecher*innen werden die Gründe noch ergänzt durch:
- Unklare Berufsaussichten nach dem Studium
- Dauerhafte Überforderung durch das Lernpensum, das ohne die passende Stressbewältigung und Burnout-Prävention zu starker psychischer Belastung führen kann
Studium oder Lehre abgebrochen? Das ist kein Beinbruch
Was vor einigen Jahren noch als absoluter Todesstoß der beruflichen Karriere galt, ist heute schon lange nicht mehr als so tragisch zu betrachten. Wer heute sein Studium oder seine Lehre abbricht, der reiht sich ein in eine Riege mit Bill Gates, Mick Jagger, Cameron Diaz, Nena oder Günther Jauch – klar, nicht jeder kann ein Star werden, aber dennoch: Eine Ausbildung oder ein Studium zu wechseln oder abzubrechen gilt heute nicht mehr als schwarzer Fleck auf dem Lebenslauf.
Gerade im Lebenslauf kann ein solcher Richtungswechsel, gut verpackt, ein Pluspunkt sein. Eine klassische Frage in Bewerbungsgesprächen lautet beispielsweise, was der größte Fehlschlag bisher war – klar, dass es dann genau dieser Abbruch sein muss. Wenn Sie es allerdings schaffen, diese Zäsur als klaren, wohlüberlegten Richtungswechsel in der beruflichen Laufbahn zu deklarieren, dann geht der Punkt an Sie. Sie zeigen damit unter anderem, wie Sie mit Fehlschlägen umgehen – Stichwort innere Stärke. Möglicherweise können Sie an dieser Stelle sogar zeigen, wie Sie Ihre Berufung zum Beruf gemacht haben.
Sich beim Abbruch von Studium oder Lehre stärken
Wenn Sie oder Ihr Kind ein Studium oder eine Lehre abgebrochen haben, dann ist es wichtig, währenddessen und in der Phase danach auf sich selbst zu achten. Konkret heißt das, Sie sollten genau auf sich und Ihren Körper hören. Hier sind fünf Tipps, die dabei helfen, wieder auf die Beine zu kommen.
Sich selbst treu bleiben
Das klingt zunächst schwierig, wenn aufgrund eines abgebrochenen Studiums oder Lehre das Umfeld mit allerlei Kommentaren auf Sie einredet. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern, denn schließlich haben Sie die Entscheidung mit Sicherheit nicht leichtfertig getroffen. Bleiben Sie optimistisch und stellen Sie sich zentral. Sie möchten anderen helfen, das auch zu erreichen? Dann melden Sie sich für unser campus naturalis Seminar Lehrsupervision Potentialentwicklung an. Dort lernen Sie, durch Körperwahrnehmung, Entspannungsübungen sowie Einzel- und Gruppenarbeit, wie die eigenen Stärken genutzt werden können.
Den Kopf frei kriegen
Ein wichtiger Faktor bei der beruflichen Neuorientierung nach einem abgebrochenen Studium oder einer abgebrochenen Lehre ist es, den Kopf frei zu kriegen. Frei von Zweifeln, den Sprüchen des Umfeldes, etc. Lenken Sie sich ab, suchen Sie positive Erfahrungen mit Freunden und Familie und schalten Sie ganz bewusst ab. Das hilft unserem Körper dabei, die Erlebnisse zunächst zu verarbeiten, bevor Sie direkt neu starten.
Sich neu orientieren
Nachdem die Entscheidung, das Studium oder die Lehre abzubrechen gefallen ist und alle Formalitäten geklärt sind, dann dürfen Sie mit einer Selbstfindungsphase starten. Überlegen Sie sich, wie es weitergehen soll.
- Haben Sie schon etwas Neues im Blick?
- Was interessiert und beschäftigt Sie wirklich?
- Welche negativen oder positiven Erfahrungen bringen Sie mit?
- Welche Schlüsse und Konsequenzen ziehen Sie daraus?
Studien- und Ausbildungsabbrecher*innen können sich an verschiedenen Stellen beraten lassen, sollten Sie gar keine Idee haben.
Losgehen
Der wohl wichtigste Tipp nach einem abgebrochenen Studium oder Lehre ist: Gehen Sie wieder los. Bauchschmerzen und schlechte Gefühle lassen sich am besten dadurch bekämpfen, dass Sie sich aufrappeln und neu durchstarten. Gehen Sie motiviert und offen an die neue Sache ran, dann fallen die Zweifel schnell unter den Tisch. Gehen Sie zu einem Coach, der Ihnen hilft, den richtigen Weg für sich zu finden, sprechen Sie mit vertrauten Menschen, die einen guten Blick auf Sie und Ihre Fähigkeiten haben, bleiben Sie auf jeden Fall dran, Ihren Weg zu gehen.
Fertig werden
Zu einem gelungenen Neustart gehört auch, dass Sie dranbleiben und fertig werden. Wenn Sie Ihr Studium oder Ihre Lehre abgebrochen haben, dann hilft es nicht, das nächste nur halbherzig anzugehen. Ziehen Sie es durch, in kleinen Schritten aber werden Sie fertig. Sonst sind Sie gefangen in der Endlosschleife des Zweifels und das ist nicht sehr produktiv, wenn Sie neue Wege einschlagen.
Quelle1: karrierebibel.de
Quelle2: statista.com