Trauma trifft Kunst – ein Interview

Frauke Horn, Mutter zweier erwachsener Söhne, ist Maskenbildnerin und Kunsttherapeutin. Zudem hat sie von der Agentur für Arbeit die geförderte Weiterbildung zur Traumatherapeutin am Campus erhalten. Grund genug für uns, nachzufragen, wie es ihr seitdem beruflich ergangen ist:

Dieses Gespräch wurde geführt und aufgeschrieben von Sarah Micke.

Hallo Frau Horn. Danke, dass Sie uns sowohl private als auch – und insbesondere – berufliche Einblicke geben.

Ich beginne mit einer offenen Frage: Was möchten Sie uns als Einstieg von sich aus erzählen?

Seit 1991 bin ich Maskenbildnerin. Ich habe einige Jahre an verschiedenen Theatern gearbeitet und ab 1995 als Freelancerin beim Film. Künstlerisch war ich gefühlt schon immer unterwegs und habe 2014 begonnen in Bonn Kunsttherapie zu studieren. 2018 machte ich meinen Bachelor-Abschluss als Kunsttherapeutin, der mir vom Campus anerkannt wurde. 2020 schloss ich dann die Weiterbildung zur Traumatherapeutin am Campus ab. Diese hat mich im psychologischen Grundverständnis noch einmal sehr viel weitergebracht.

Meinen ersten Arbeitgeber in dem Bereich fand ich dann bei der Kinder-Jugendhilfe in Bottrop und in einer Suchtklinik. Aktuell arbeite ich als Kunst- und Traumatherapeutin in einer ergotherapeutischen Praxis. Das Arbeitsfeld ist sehr umfangreich, ich habe Patient*innen im Alter von 8-80 Jahren. Die Arbeit macht großen Spaß.

Frauke Horn hat sich am Campus Essen zur Traumatherapeutin ausbilden lassen

Wie gestaltete sich die Ausbildung zur Traumatherapeutin in Essen für Sie?

Durch Corona war der Beginn der Ausbildungszeit verständlicher Weise anfangs etwas holprig. Der Unterricht über Zoom hat sich aber schnell und gut eingependelt und wurde zur Normalität. Drei Module wurden in den zwei Jahren erarbeitet: Systemisches Coaching, Traumaberatung und der Heilpraktiker Psychotherapie. Letzteres habe ich persönlich aber nicht abgeschlossen, weil ich ihn für meine beruflichen Ziele nicht brauchte, sprich eine Selbstständigkeit schloss ich aus. Durch sehr gute Dozent*innen konnte ich sehr viel aus der Ausbildung mitnehmen. Die Leute in der Ausbildungsgruppe kamen hauptsächlich aus dem Umland, waren engagiert und kooperativ. Bis heute bestehen teilweise noch Kontakte. Durch die Standortleiterin in Essen, Frau Hauber, habe ich mich zudem sehr gut betreut gefühlt.

Darum ist die Traumatherapie für Frauke Horn die richtige Methode:

• Die Trauma-Ausbildung ergänzt ihr Kunsttherapie-Studium für ihr Arbeitsfeld ideal
• Die Kombination aus Kunst und Trauma macht Zugänge zu den Menschen möglich
• Die unterschiedlichsten Gruppen profitieren von der Trauma-Kunst-Kombination
• Zwei ihrer Interessensgebiete lassen sich bestens kombinieren

Welche Erkenntnisse hat Ihnen die Ausbildungszeit gebracht?

Meine persönliche Erkenntnis war, dass vor allem viele Patient*innen, die mit schwerem Drogenkonsum zutun haben, häufig traumatische Erlebnisse in der Kindheit und Jugend gemacht haben. In der Arbeit mit diesen Patient*innen ist es non-verbal ganz wichtig, dass über die künstlerische Schiene Nichtgesagtem die Tore geöffnet werden können. Darüber sind Zugänge zu den Menschen möglich. Die Fachbereiche Kunst und Trauma sind in den Methoden einfach sehr gut kompatibel.

Zugänge zu traumatisierten Menschen über Kunst ermöglichen

Wie und wo setzen Sie das Gelernte konkret um? Gibt es weitere Ziele?

Beim aktuellen Arbeitgeber als Kunst- und Traumatherapeutin findet all das über Jahre gelernte konkrete Anwendung. Die Übergänge zur Ergotherapie sind auch fließend. Wenn ich mit Kindern arbeite, die starke Konzentrationsschwierigkeiten haben oder mit Patient*innen mit traumatischen Erlebnissen, mache ich beispielsweise Imaginationsreisen mit ihnen, lasse sie visualisieren. Was dabei zutage kommt, können wir aufgreifen und darüber sprechen. Zudem arbeite ich mit der Traumaintervention Emotional Freedom Technique (EFT), einer Klopftechnik, die energetische Blockaden löst.

Zum Thema Ziele: Ich gebe am Campus gelegentlich Seminare zu den Themen Achtsamkeit, Psychohygiene und Kunst. Als gelernte Maskenbildnerin arbeite ich dann auch gerne mit Ton und kann so viel aus meinem Berufsleben weitergeben. Meine Dozententätigkeit möchte ich in Zukunft gerne ausbauen und vertiefen.

Dozent*innen am Campus arbeiten oft mit kleinen Gruppen

Welchen Stellenwert räumen Sie persönlich der Berufsgruppe der Traumatherapeut*innen für die Zukunft ein?

Es gibt immer noch zu wenige Traumatherapeut*innen. Intensive Traumatherapie ist bisher hauptsächlich über Ärzt*innen und Psycholog*innen möglich. In der heutigen Zeit ist dies aber ein riesiges Thema und der Bedarf an gut ausgebildeten Menschen auf dem Gebiet entsprechend groß.  Diese Berufsgruppe kann künftig einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Für wen eignet sich die Ausbildung Traumatherapeut*in:

• Menschen, die in ihren Arbeitsfeldern mit traumatisierten Klient*innen oder Patient*innen arbeiten und sich damit besonderen Anforderungen gegenübergestellt sehen
• Pfleger*innen und Berater*innen der verschiedensten Fachbereiche und aus den Bereichen psychosoziale Versorgung
• Sozialpädagog*innen oder Heilpädagog*innen
• Mitarbeiter*innen in Heimen, Kliniken, Frauenhäusern, Beratungsstellen, Jugendämtern, Polizei und Rettungsdiensten

Danke für das nette Gespräch und die spannenden Einblicke. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft!