Ich will nicht zurück ins Büro! Unsere Arbeitswelt nach Corona
Die Pandemie hat es gezeigt: Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen können flexibler, digitaler und ganz anders arbeiten, als noch vor der Pandemie. Home-Office war und ist auch immer noch das Stichwort, an dem sich die meisten Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen orientiert haben. Allerdings drängen Unternehmen mittlerweile zunehmend ihre Mitarbeiter*innen dazu, wieder zurück ins Büro zu kommen. Was aber, wenn Sie das nicht möchten? Wir werfen einen Blick auf das neue Arbeitsmodell und geben eine Prognose für die Zukunft unserer Arbeitswelt.
Home-Office, das neue Zauberwort
Erinnern wir uns kurz zurück in die Jahre vor der Pandemie: Unternehmen, die ihren Mitarbeiter*innen flexible Arbeitszeiten oder gar feste Home-Office Tage angeboten hatten, galten in vielen Branchen als absolute Ausnahme. Die Angst, dass Mitarbeiter*innen im Home-Office nicht wirklich produktiv arbeiten, war groß. Doch dann kamen Corona und der erste Lockdown. Plötzlich war klar, dass in Deutschland doch dauerhaftes Home-Office möglich ist. Ende Januar 2021 zeigte sich in vielen Betrieben ein klares Bild. Rund 24 Prozent der Angestellten arbeiteten primär oder zumindest zu einem großen Teil ihrer Arbeitszeit im Home-Office, so eine Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung1. Zwar wurde der Höchststand bereits im April 2020 mit dem ersten Lockdown erreicht (27 Prozent der 6200 Befragten), allerdings zeigte sich im Verlauf bis Februar 2021, dass die Zahl der Mitarbeiter*innen, die nicht zurück ins Büro kamen, konstant um die 15 Prozent lag.
Alles nur Schall und Rauch?
Viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen wurden zu echten Home-Office-Fans. Es zeigte sich also, dass wir in Deutschland doch deutlich flexibler arbeiten können – wenn wir denn müssen. Es schien eine tatsächliche Wende in der Arbeitswelt vollzogen zu sein. Doch dann das: Der Digitalverband Bitcom betitelt einen Artikel „Unternehmen wollen ihre Leute zurück ins Büro holen“. Doch keine Zeitenwende in unserer Arbeitswelt?
Der Umfrage zufolge möchten 45 Prozent der befragten Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen ganz oder zumindest teilweise zurück ins Büro holen. 27 Prozent der Unternehmen wollen das Home-Office am liebsten wieder komplett abschaffen. Ein Rückschritt? Scheinbar nur teilweise, denn immerhin 23 Prozent der Unternehmen möchten die Maßnahmen dauerhaft beibehalten2.
Langfristig mobil arbeiten oder zurück ins Büro?
Während die Unternehmen also zum großen Teil Ihre Mitarbeiter*innen wieder zurück im Büro sehen möchten, stellt das Home-Office für viele Arbeitnehmer*innen doch eine große Erleichterung dar:
- Weniger Zeit auf dem Weg ins Büro
- Mieteinsparungen, da nicht direkt in der Nähe des Arbeitsplatzes gelebt werden muss
- Mehr Flexibilität gerade für Frauen, die Familie und Karriere vereinen möchten
- Größere Work-Life-Balance möglich
- Klare positive Aspekte für die Umwelt
Viele Mitarbeiter*innen scheuen sich davor, nach einer langen Zeit im Home-Office zurück ins Büro zu kommen. Besonders die neu gewonnenen Freiheiten und Flexibilität stehen für Mitarbeiter*innen ganz hoch im Kurs. Das bestätigen auch immer mehr Personaler*innen3.
Pro zurück ins Büro
Während viele Arbeitnehmer*innen nicht mehr auf das Home-Office verzichten wollen und auf gar keinen Fall zurück ins Büro möchten, sieht es bei anderen ganz anders aus. Denn die Pandemie und das viele Home-Office haben auch die Schattenseiten dieser scheinbar flexibleren Arbeitsweise gezeigt4:
- Deutlich mehr Überstunden durch fehlende Trennung von Privatem und Beruflichem
- Der direkte Kontakt zwischen Kolleg*innen fehlt, dadurch werden Arbeitsteams anonymisiert
- Kurzfristige Besprechungen nicht mehr so einfach möglich
- Mangelnder Zugang zu wichtigen Unterlagen und Arbeitsmaterialien
Während für die einen zurück ins Büro also wie ein Albtraum klingt, ist es für andere die lang ersehnte Erleichterung. Wie können Unternehmen und Sie persönlich also dieses Dilemma überwinden? Vielleicht stellt sich ja auch für Sie die Frage, ob Sie überhaupt zurück ins Büro müssen.
Zwischen „zurück ins Büro“ und dauerhaftem Home-Office stehen Sie als Mitarbeiter*innen
Bei der Diskussion um Home-Office ja oder nein sollten sich Unternehmen nicht nur auf ihre eigene Agenda versteifen, sondern das New Normal der Gesellschaft auch akzeptieren. Die Pandemie und alle damit einhergehenden Herausforderungen haben Ihnen als Arbeitnehmer*in auch gezeigt, dass Sie, wenn Sie möchten, viel Mitspracherecht haben können.
Expert*innen fordern daher, dass sich betroffene Personen ungehindert äußern können. Viele Unternehmen haben bereits begriffen, dass es sich bei der Frage zurück ins Büro oder langfristig daheim arbeiten, auch um ein Thema der betrieblichen Gesundheitsförderung handelt. So stellen Unternehmen immer mehr Mitarbeiter*innen mit einer Ausbildung zum/zur Gesundheitstherapeut*in mit Schwerpunkt betriebliches Gesundheitsmanagement ein.
Unsere Tipps, wenn Sie nicht zurück ins Büro wollen
Doch nicht immer gelingt es Unternehmen, eine passende Regelung für alle Mitarbeiter*innen zu finden. Scheuen Sie sich dennoch nicht davor, Ihre Bedürfnisse gegenüber Ihren Vorgesetzten zu äußern. Immer mehr Unternehmen bieten heute ganz individuelle Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung. Schlagen Sie doch beispielsweise Teilzeit-Home-Office vor. Außerdem können Ihnen diese Tipps helfen, den Übergang von Dauer-Home-Office zurück ins Büro zu erleichtern:
- Flexibilität abklären: Selbst wenn Sie wieder komplett zurück ins Büro müssen, sollten Sie mit Ihren Vorgesetzten abklären, welche Spielräume es gibt. Beispielsweise Gleitzeiten o.ä.
- Home-Office Routinen mitnehmen: Sie sind in der Mittagspause täglich spazieren gegangen? Motivieren Sie Kolleg*innen dazu, das mit Ihnen zusammen zu machen. Möglicherweise sorgen diese Gewohnheiten ja auch dafür, dass Sie produktiver werden.
- Suchen Sie Austausch mit den Kolleg*innen: Sie sind mit Ihren Sorgen und Ängsten der letzten Jahre mit Sicherheit nicht alleine – suchen Sie sich Gleichgesinnte, das verbessert direkt die Stimmung.
- Persönliche Grenzen festlegen: Wir sind alle sensibler geworden, besonders im Kontakt zu anderen Menschen. Kommunizieren Sie Ihre Grenzen und Bedürfnisse gegenüber Kolleg*innen daher klar, das sorgt ebenfalls für innere Sicherheit.
Es gibt keine perfekte Lösung für alle
Wenn Sie nicht zurück ins Büro möchten, dann ist das zunächst eine ganz normale Reaktion. Allerdings gibt es immer Mittel und Wege, den Übergang für alle Beteiligten zu erleichtern. Expert*innen sind sich einig, dass flexibles Arbeiten bleiben wird, in welcher Form auch immer. Was die letzten Jahre allerdings auch gezeigt haben: Die perfekte Lösung für große Gruppen gibt es nicht – stattdessen sollten sich Unternehmer*innen darauf fokussieren für jede/jeden Mitarbeiter*in die bestmögliche Lösung zu finden.
Quelle1: statista.com
Quelle2: faz.net
Quelle3: personalwirtschaft.de
Quelle4: statista.com