Hilfe, mein Kind ist ein Tyrann: Ziehen wir uns Tyrannenkinder?
In der Kindererziehung stehen Eltern oft vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine der schwierigsten ist es, mit trotzigem, lustlosem oder gar gewalttätigem Verhalten umzugehen. Immer mehr Pädagogen und Pädagoginnen sprechen von Tyrannenkindern.
Wenn Kinder zu Tyrannen werden, kann das nicht nur für die Familie belastend sein, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Doch welche Erziehungsmuster führen dazu, dass sich Kinder nicht sozialverträglich verhalten und andere Kinder mobben, beißen oder treten? Ist dieses Verhalten genetisch bedingt oder resultiert es aus Fehlern in der Erziehung? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Tyrannenkinder: Das steckt dahinter
Spielzeug fliegt, Trotz-Tränen sprudeln, dann fliegt die Tür. Immer mehr Eltern erleben solche Trotzreaktionen ihrer Kinder mit und fühlen sich absolut hilflos. Züchten wir uns eine Generation von Tyrannenkindern, die so auf sich selbst fixiert sind, dass sie später nicht in unsere Gesellschaft passen? Die Wiener Psychologin Martina Leibovici-Mühlberger zeigt in ihrem Buch „Wenn Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf, wie Kinder, die nicht mit ihren Emotionen und Verhaltensweisen umzugehen gelernt haben unsere Gesellschaft erschüttern.
Sie erlebt in ihrer Praxis eine Zunahme von:
- Verhaltensstörungen
- Lustlosigkeit und Demotivation
- Generelle Leistungsverweigerung
Die Psychologin nennt das immer häufiger auftretende Phänomen „Tyrannenkinder“. Sie nennt auch den Grund: Viel zu viele Eltern erfüllen Ihren Erziehungsauftrag nicht mehr und geben ihrem Nachwuchs zu wenig oder gar keine Grenzen1.
Fehler bei der Erziehung: Ein Blick auf die Ursachen
Kindererziehung ist eine komplexe Angelegenheit, die von vielen Faktoren beeinflusst wird. Häufig spielen jedoch bestimmte Erziehungsmuster eine Rolle, die dazu führen können, dass Kinder sich nicht sozialverträglich verhalten. Ein häufiger Fehler liegt beispielsweise darin, Konflikte unter den Teppich zu kehren, anstatt sie konstruktiv zu lösen. Wenn Kinder nicht lernen, mit Konflikten und negativen Gefühlen produktiv umzugehen, können sie zu aggressivem Verhalten neigen.
Ein weiterer Fehler liegt in inkonsistenten Erziehungspraktiken. Wenn Eltern nicht konsequent sind und unterschiedliche Regeln und Grenzen aufstellen, kann das zu Verwirrung und Frustration bei Kindern führen. Dies kann wiederum dazu führen, dass sie ihre Emotionen nicht angemessen regulieren können und zu tyrannischem Verhalten neigen2. Wie viel Kindererziehung muss sein?
Warum ist mein Kind ein Tyrann?
Die Gründe, warum ein Kind sich wie ein Tyrann verhält, können vielfältig sein. Einige Kinder haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren und reagieren impulsiv auf Situationen, die sie als bedrohlich empfinden. Andere wiederum haben gelernt, dass aggressives Verhalten ihnen dabei hilft, ihre Wünsche durchzusetzen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Verhalten eines Kindes nicht ausschließlich durch seine Erziehung bestimmt wird. Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle, und einige Kinder können eine genetische Veranlagung für impulsives oder aggressives Verhalten haben. Dennoch können Eltern durch die richtige Erziehung dazu beitragen, dass Kinder lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren und sich angemessen zu verhalten3. Locker lassen ist also nicht.
Wie erziehe ich mein Kind? Tipps für eine positive Erziehung
Um zu verhindern, dass Kinder zu Tyrannen werden, ist eine liebevolle, aber konsequente Erziehung entscheidend. Hier sind einige praktische Tipps, die Ihnen als Eltern dabei helfen können, Ihre Kinder richtig zu erziehen:
- Klare Regeln und Grenzen setzen:
Kinder brauchen klare Richtlinien, an denen sie sich orientieren können. Setzen Sie klare Regeln und Grenzen und halten Sie sich konsequent daran. - Konsequenzen für unangemessenes Verhalten:
Wenn ein Kind sich nicht angemessen verhält, sollte es Konsequenzen geben. Dies können zum Beispiel Zeitstrafen oder Entschuldigungen sein, je nachdem, wie schwerwiegend das Vergehen ist. - Vorbild sein:
Kinder lernen durch Nachahmung. Seien Sie ein gutes Vorbild für Ihr Kind und zeigen Sie ihm, wie man respektvoll und friedlich miteinander umgeht. - Emotionale Unterstützung bieten:
Helfen Sie Ihrem Kind dabei, seine Emotionen zu verstehen und zu regulieren. Nehmen Sie sich Zeit, um mit ihm über seine Gefühle zu sprechen und ihm dabei zu helfen, angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln. - Belohnen Sie positives Verhalten:
Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich angemessen verhält und Konflikte friedlich löst. Positive Verstärkung kann dazu beitragen, dass sich solche Verhaltensweisen festigen.
Spiegeln sich Kinder in ihren Eltern wider?
Die Frage, ob sich Kinder in ihren Eltern widerspiegeln, ist komplex. Sicherlich können Eltern Einfluss darauf haben, wie sich ihre Kinder entwickeln, aber sie sind nicht die alleinigen Determinanten des Verhaltens eines Kindes. Kinder werden auch von anderen Faktoren wie Peers, Schule und Umgebung beeinflusst.
Wenn sich ein Kind wie ein Tyrann verhält, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Eltern selbst Tyrannen sind. Es ist jedoch wichtig, dass Eltern ihr eigenes Verhalten reflektieren und sicherstellen, dass sie positive Vorbilder für ihre Kinder sind.
Mit Tyrannenkindern arbeiten
Nicht nur Eltern leiden unter den emotionalen Ausbrüchen von sogenannten Tyrannenkindern, sondern auch Erzieher und Erzieherinnen und später Lehrer und Lehrerinnen. Hierbei können Aus- und Weiterbildungen im therapeutischen Bereich wie zum Beispiel die Ausbildung systemische Kinder- und Jugendtherapie weiterhelfen. Auch kreative Techniken unterstützen bei der Erziehung von Tyrannenkindern, wie zum Beispiel unser Methodenausbildung Basisjahr, bei dem Sie Einblicke in die kreativen Therapien erhalten. Bei campus naturalis können Sie in die Thematik und die ganzheitliche Systemik in unserem Online-Seminar Systemik für Einsteiger reinschnuppern.
Tyrannenkind oder nicht: Die Erziehung ist essentiell
Insgesamt ist die Erziehung von Kindern eine komplexe Angelegenheit, die Geduld, Liebe und Engagement erfordert. Indem Eltern klare Regeln setzen, Konsequenzen für unangemessenes Verhalten festlegen und ihren Kindern dabei helfen, ihre Emotionen zu regulieren und damit umzugehen, können sie dazu beitragen, dass ihre Kinder zu respektvollen und sozialverträglichen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen.
Quelle1: welt.de
Quelle2: sofatutor.com
Quelle3: gewuenschtestes-wunschkind.de