Kinder in der Scheidung: Spielbälle für Eltern, die sich nicht mehr verstehen
Eine Scheidung ist eine der schwierigsten Phasen, die eine Familie durchmachen kann. Besonders betroffen sind dabei die Kinder, die oft unfreiwillig zu Spielbällen der Eltern werden. Wenn Eltern ihre Kinder instrumentalisieren, um im Ehestreit Vorteile zu erlangen, hat dies verheerende Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und das Wohlbefinden.
Wir beleuchten die Problematik, zeigen Anzeichen dafür, dass Kinder zu viel Verantwortung tragen, und bieten konkrete Tipps für Sie als Angehörige und Außenstehende, um die Situation zu entschärfen.
Wie Kinder in der Scheidung zu Spielbällen werden
2023 wurden rund 129.000 Ehen in Deutschland richterlich geschieden, davon etwa 65.600 mit minderjährigen Kindern. Zwar geht diese Zahl in den letzten Jahren immer weiter zurück, die Folgen für die Kinder aus diesen Scheidungen sind aber mitunter nicht weniger gravierend1.
In einer konfliktbeladenen Trennung können Kinder schnell zu einem Streitpunkt werden. Wenn Elternteile das Sorgerecht und den Unterhalt nutzen, um Druck aufeinander auszuüben, wird das Kind als Druckmittel missbraucht. Diese Instrumentalisierung erfolgt häufig, wenn Eltern versuchen, den anderen Elternteil zu manipulieren oder zu bestrafen, indem sie den Kontakt zum Kind einschränken oder das Kind gegen den anderen Elternteil aufbringen. Dies kann zur Folge haben, dass das Kind zwischen den Fronten steht und eine übermäßige emotionale Last tragen muss. Eine Situation, die für Kinder in der Scheidung extrem belastend ist2.
Anzeichen erkennen
Kinder, die in der Scheidung zu Spielbällen ihrer Eltern werden, zeigen oft spezifische Verhaltensweisen und zum Teil extreme emotionale Reaktionen. Solche Kinder wirken häufig wie kleine Erwachsene, da sie gezwungen sind, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, die weit über ihre Entwicklungsstufe hinausgehen. Sie übernehmen oft Verantwortung, die eigentlich bei den Eltern liegen sollte, und versuchen, den Streit zu schlichten oder die Gefühle der Eltern zu schützen.
Typische Anzeichen können sein:
- Übermäßige Sorge:
Kinder, die ständig über die Situation ihrer Eltern nachdenken und sich Sorgen machen. - Verändertes Verhalten:
Rückzug, Aggressivität oder plötzliche Verhaltensänderungen. - Leistungseinbruch:
Verschlechterung der schulischen Leistungen aufgrund von emotionalem Stress. - Emotionale Instabilität:
Häufiges Weinen, Ängste und Depressionen.
In vielen Fällen haben diese emotionalen Belastungen für Kinder in der Scheidung weitreichende Folgen, die schlussendlich in eine Krise führen können. Daher ist eine die Scheidung begleitende Therapie für Kinder nie verkehrt, um dem Kind eine nötige emotionale Stabilität zu ermöglichen.
Wie Kindern, die in der Scheidungsphase als Spielbälle genutzt werden, geholfen werden kann
Kinder brauchen in solchen Situationen Unterstützung und Schutz von außen. Angehörige, Lehrer und andere Vertrauenspersonen spielen eine entscheidende Rolle. Hier sind drei konkrete Tipps, um die Situation zu entspannen:
- Offene Kommunikation fördern:
Sprechen Sie regelmäßig mit dem Kind und bieten Sie einen sicheren Raum, in dem es seine Gefühle ausdrücken kann. Lassen Sie das Kind gerade in der Scheidungsphase wissen, dass es nicht für die Konflikte der Eltern verantwortlich ist und dass seine Gefühle und Sorgen ernst genommen werden. - Neutralität bewahren:
Vermeiden Sie es, Partei zu ergreifen oder negative Aussagen über einen der Elternteile zu machen. Das Kind sollte nicht das Gefühl haben, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen. Unterstützen Sie stattdessen beide Elternteile dabei, ihre Konflikte friedlich zu lösen und im besten Interesse des Kindes zu handeln. - Professionelle Hilfe einschalten:
Bei Bedarf sollten Sie nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychologen, Sozialarbeiter und Mediatoren können dabei helfen, die Konflikte zu moderieren und dem Kind wertvolle Unterstützung zu bieten. Wenn das Kind eine kreative Seite hat, dann sind natürlich Kreative Therapeuten, die mit Musik, Kunst oder Tanz arbeiten, eine gute Wahl, um dem Kind Raum zu geben, sich zu öffnen.
Rolle der Schule und des Familiengerichts
Die Schule spielt eine entscheidende Rolle im Leben eines Kindes und kann als stabilisierender Faktor wirken. Lehrer und Schulpsychologen und -psychologinnen sollten auf Verhaltensänderungen achten und ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder haben. Schulinterne Beratungsangebote können ebenfalls eine wertvolle Hilfe darstellen.
Das Familiengericht hat die Aufgabe, im Sinne des Kindeswohls zu entscheiden. In strittigen Fällen kann das Gericht eine Mediation anordnen oder einen Verfahrensbeistand bestellen, der die Interessen des Kindes vertritt. Es ist wichtig, dass das Gericht darauf achtet, dass das Kind nicht als Druckmittel missbraucht wird und beide Elternteile ermutigt, im Interesse des Kindes zusammenzuarbeiten.
Sie möchten Kinder, die in einer belastenden Scheidung feststecken und als Spielball instrumentalisiert werden, helfen? Dann entscheiden Sie sich für eine therapeutische Ausbildung bei campus naturalis. Wir bieten zum Beispiel in unserer Ausbildung Systemische Kinder- und Jugendberatung viel Hilfreiches für den späteren Arbeitsalltag mit psychologisch belasteten Kindern und Jugendlichen. In unserer Ausbildung in systemischer Traumatherapie gehen wir einen Schritt weiter und lernen, wie Kinder und Jugendliche Traumata, die beispielsweise von einer emotional belastenden Scheidung der Eltern ausgelöst wurden, überwinden können.
Kinder in der Scheidung nicht alleine lassen
Die Instrumentalisierung von Kindern in Trennungssituationen ist ein ernstes Problem, das nicht nur die kindliche Entwicklung, sondern auch das zukünftige Beziehungs- und Sozialverhalten der Kinder nachhaltig beeinflusst.
Eltern, Angehörige, Lehrer und das Familiengericht haben die Verantwortung, das Kindeswohl in den Vordergrund zu stellen und aktiv daran zu arbeiten, dass Kinder nicht zu Spielbällen im Scheidungskonflikt werden. Durch offene Kommunikation, Neutralität und professionelle Unterstützung kann ein Umfeld geschaffen werden, das den Kindern Stabilität und Sicherheit bietet.
Quelle1: destatis.de
Quelle2: neurologen-und-psychiater-im-netz.org