Mein Kind hat ADHS – so können Sie es unterstützen

Wenn das eigene Kind mit ADHS diagnostiziert wird, stellt dies viele Eltern erstmal vor Herausforderungen. Die Symptome von Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität können den Alltag stark beeinflussen und es fällt schwer, den richtigen Umgang damit zu finden.
Viele Eltern fragen sich: „Was tun bei ADHS?“ Die gute Nachricht ist, dass es eine Vielzahl von Strategien gibt, die helfen können, ohne dass gleich zu Medikamenten gegriffen werden muss. In diesem Artikel geht es darum, wie Sie als Eltern Ihrem Kind mit ADHS helfen können, den Alltag besser zu bewältigen und seine Entwicklung positiv zu unterstützen. Wir konzentrieren uns auf konkrete Tipps und Handlungsmöglichkeiten, die auch ohne medikamentöse Therapie wirkungsvoll sein können.
Die Definition: Was ist ADHS überhaupt?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, die vor allem in der Kindheit beginnt und durch anhaltende Muster von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Diese Verhaltensweisen treten stärker und häufiger auf als bei anderen Kindern desselben Alters und Entwicklungsstands. Die Symptome beeinträchtigen oft die sozialen, schulischen und familiären Bereiche des Kindeslebens. Typische Verhaltensweisen umfassen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu Ende zu bringen, ruhig zu bleiben oder zu warten.
Definition und Diagnosemerkmale von ADHS bei Kindern:
- Unaufmerksamkeit: Kinder haben Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, Details zu beachten oder Anweisungen zu befolgen. Sie wirken oft abwesend und lassen sich leicht ablenken.
- Hyperaktivität: Kinder zeigen eine hohe körperliche Unruhe, z.B. durch ständiges Zappeln oder Herumlaufen, oft auch in unpassenden Momenten.
- Impulsivität: Sie handeln oft, ohne nachzudenken, unterbrechen andere und haben Schwierigkeiten, Geduld zu zeigen.
ADHS wird in den Diagnosehandbüchern DSM-5 und ICD-10 als psychische Störung beschrieben. Der exakte Grund für ADHS ist nicht eindeutig geklärt; Forscher vermuten genetische und Umweltfaktoren als Ursachen. Laut dem Robert-Koch-Institut sind in Deutschland etwa 5 % der Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen (RKI).
Struktur und Routine: Die Basis für mehr Stabilität bei ADHS
Eine der effektivsten Methoden, um ein Kind mit ADHS zu unterstützen, ist das Schaffen von klaren Strukturen und Routinen im Alltag. Kinder mit ADHS profitieren besonders von einem geregelten Tagesablauf, da dieser ihnen hilft, ihre Aufmerksamkeit besser zu bündeln und sich auf anstehende Aufgaben zu konzentrieren.
Feste Zeiten für Aktivitäten
Feste Zeiten für das Aufstehen, Essen, Hausaufgaben und Schlafengehen geben dem Kind Orientierung und Sicherheit. Eltern sollten darauf achten, dass diese Zeiten konsequent eingehalten werden, um dem Kind einen Rahmen zu bieten, innerhalb dessen es sich sicher bewegen und seine Selbstwahrnehmung sich entwickeln kann. Das Gefühl von Vorhersehbarkeit reduziert Unruhe und hilft, Hyperaktivität bei Kindern zu minimieren.
Aufgaben in kleine Schritte unterteilen
Bei der Durchführung von Aufgaben ist es hilfreich, diese in kleine, überschaubare Schritte zu unterteilen. Ein Kind mit ADHS kann oft von zu großen Aufgabenstellungen überfordert sein, was wiederum die Unaufmerksamkeit verstärkt. Klare Anweisungen und das Aufteilen von Aufgaben in einzelne Schritte helfen, die Konzentration zu verbessern und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

ADHS – Klare Anweisungen und das Aufteilen von Aufgaben helfen
Verständnis und Geduld: Die richtige Balance finden
Ein entscheidender Faktor im Umgang mit einem Kind mit ADHS ist das richtige Maß an Verständnis und Geduld. Es ist wichtig, die Symptome als Teil der Störung zu erkennen und nicht als willentliches Fehlverhalten des Kindes zu interpretieren. Doch auch wenn Verständnis wichtig ist, sind klare Grenzen und Regeln ebenso notwendig.
Verständnis zeigen, aber Grenzen setzen
Eltern sollten dem Kind gegenüber empathisch sein und ihm zeigen, dass sie seine Schwierigkeiten verstehen. Dies bedeutet aber nicht, dass das Kind von allen Anforderungen befreit wird. Im Gegenteil: Klare und konsequente Regeln sind entscheidend. Kinder mit ADHS benötigen einen festen Rahmen, innerhalb dessen sie sich bewegen können. Wenn Regeln gebrochen werden, sollten die Konsequenzen klar und fair kommuniziert werden. Das schafft Klarheit und hilft dem Kind, die eigenen Handlungen besser zu steuern.
Positive Verstärkung statt Bestrafung
Anstatt bei Fehlverhalten sofort auf Bestrafung zu setzen, sollten Eltern versuchen, positives Verhalten verstärkt zu belohnen. Lob und Belohnungen, wenn das Kind eine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen hat oder sich an eine Regel gehalten hat, wirken oft motivierender als negative Konsequenzen. Diese Form der positiven Verstärkung unterstützt das Kind dabei, gewünschtes Verhalten häufiger zu zeigen.
ADHS und Schule: Zusammenarbeit ist wichtig
Die schulische Entwicklung eines Kindes mit ADHS stellt eine besondere Herausforderung dar. Hier ist es wichtig, dass Eltern eng mit den Lehrkräften zusammenarbeiten, um das Kind bestmöglich zu unterstützen.
- Individuelle Lernstrategien entwickeln: Lehrkräfte sollten darüber informiert werden, welche Symptome das Kind zeigt und wie es am besten lernen kann. Individuelle Lernstrategien, wie das Nutzen von Checklisten, das Arbeiten in kurzen Sequenzen oder das Sitzen an einem ruhigen Platz im Klassenzimmer, können helfen.
- Regelmäßige Kommunikation mit Lehrern: Regelmäßige Gespräche zwischen Eltern und Lehrern sind wichtig, um die Entwicklung des Kindes zu verfolgen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.

ADHS – Individuelle Lernstrategien und Regelmäßige Kommunikation mit Lehrern
Alternativen zur medikamentösen Therapie: Was hilft bei ADHS?
Viele Eltern fragen sich: „ADHS – was tun?“ – insbesondere, wenn sie eine medikamentöse Behandlung vermeiden möchten. Es gibt eine Vielzahl von alternativen Ansätzen, die unterstützend wirken können.
Verhaltenstherapie und Coaching
Eine Therapie bei Kindern, die auf das jeweilige Verhalten abzielt, kann helfen, besser mit den Herausforderungen von ADHS umzugehen. Hier lernt es, seine Impulsivität zu kontrollieren, sich besser zu organisieren und Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit zu entwickeln. Ein erfahrener Coach kann ebenfalls eine wertvolle Unterstützung sein, indem er dem Kind hilft, eigene Stärken zu erkennen und auszubauen.
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Sport und Bewegung
Sport und Bewegung sind ebenfalls hervorragende Mittel, um die Hyperaktivität bei Kindern zu kanalisieren und gleichzeitig die Konzentrationsfähigkeit zu fördern. Regelmäßige körperliche Betätigung hilft nicht nur, überschüssige Energie abzubauen, sondern verbessert auch das allgemeine Wohlbefinden und die Stimmung des Kindes.

Sport und Bewegung kanalisiert die Hyperaktivität bei ADHS
Kurz zusammengefasst: Tipps im Umgang mit Kindern mit ADHS
- Klare Strukturen schaffen:
Klare, feste Strukturen und Routinen im Alltag helfen dem Kind, sich sicher zu fühlen und unterstützen die Selbstregulation. - Klare, kurze Anweisungen geben:
Lange oder komplexe Erklärungen sind oft schwierig für Kinder mit ADHS. Klare und kurze Anweisungen erleichtern das Verständnis und die Umsetzung. - Positive Verstärkung verwenden:
Positive Verstärkung, etwa durch Lob, hilft, gewünschte Verhaltensweisen zu festigen und das Selbstwertgefühl zu stärken. - Pausen einplanen: Regelmäßige Pausen im Schul- und Lernalltag helfen dem Kind, sich zwischendurch zu erholen und die Konzentration zu erhalten.
- Bewegungsmöglichkeiten schaffen:
Kinder mit ADHS profitieren oft von zusätzlicher Bewegung im Alltag, um Energie abzubauen und die Aufmerksamkeit zu fördern. - Reize minimieren:
Reduzierte Reize (z.B. durch eine ruhige Umgebung beim Hausaufgabenmachen) helfen, Ablenkungen zu vermeiden und die Konzentration zu verbessern. - Geduld und Verständnis zeigen:
Kinder mit ADHS erleben selbst Frustration und Schwierigkeiten. Geduld und Verständnis fördern eine vertrauensvolle Beziehung. - Professionelle Unterstützung einholen:
Eine frühe Zusammenarbeit mit Therapeuten und Fachkräften hilft, individuelle Strategien zu entwickeln und das Kind optimal zu fördern.
Diese Maßnahmen bieten hilfreiche Ansätze, um den Alltag von Kindern mit ADHS und ihrer Familien zu unterstützen.
ADHS bei Kindern: Nicht aufgeben!
ADHS bei Kindern kann den Alltag für Familien herausfordernd machen, doch mit den richtigen Strategien und einer liebevollen, strukturierten Begleitung können Eltern ihrem Kind helfen, die Symptome besser zu bewältigen und eine positive Entwicklung zu durchlaufen. Strukturen und Routinen, gepaart mit Geduld und konsequenter Erziehung, bilden die Basis für den Umgang mit ADHS im Alltag. Gleichzeitig sollten Eltern stets auf die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes eingehen und gegebenenfalls alternative Therapieformen in Betracht ziehen. Mit diesen Ansätzen können Eltern viel dazu beitragen, dass ihr Kind trotz ADHS ein erfülltes und erfolgreiches Leben führen kann.
Quellen für den ganzen Artikel1: adhs.info / gesundheitsinformation.de / rki.de / icd-code.de / wikipedia.org