Therapie bei Kindern: Das bewirkt sie

Ergotherapie, Logopädie, Krankengymnastik bis hin zur Psycho- und Verhaltenstherapie – Therapien bei Kindern sind heute absolut keine Seltenheit mehr. Klar, es geht darum, unseren Kleinen den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen. Dafür zu sorgen, dass sie mit den anderen mithalten können und sich bestmöglich entwickeln. Der Gang zum/zur Therapeut*in gehört für viele Eltern heute einfach dazu. Doch was genau bewirkt eine Therapie bei Kindern eigentlich? Wann ist sie wirklich nötig? Und welche ganzheitlichen Therapien helfen Kindern und Jugendlichen am besten? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.
Fallzahlen Therapie bei Kindern steigen
Es scheint, als ob unsere Kinder heutzutage deutlich öfter Therapieangebote verschrieben bekommen als früher: In Deutschland war mehr als jedes vierte Kind bereits bei einer Sprachtherapie. Jedes fünfte bei der Ergotherapie und/oder Krankengymnastik und, so eine Forsa-Umfrage, ist jedes zehnte Kind gerade in psychotherapeutischer Behandlung. Betroffen davon sind besonders Kinder im Kindergarten- und Kleinkindalter1.
Die zweite Gruppe, die besonders durch die Folgen der Pandemie in die Therapie gerutscht sind, sind Jugendliche, so eine Studie der Universität Leipzig2. In dieser Altersgruppe überwiegt allerdings der Anteil an psychotherapeutischen Behandlungen. So befinden sich derzeit die meisten Kinder und Jugendlichen im Schulalter aufgrund von
- Depressionen
- Angst- und Anpassungsstörungen
- sowie Schlafstörungen
in Behandlung.
Was sind die Gründe für die erhöhte Zahl an Therapien bei Kindern?
Expert*innen wie Professor Harals Bode, Leiter der Sektion Sozialpädagogisches Zentrum und Kinderneurologie am Universitätsklinikum Ulm, weisen darauf hin, dass Eltern heute unsicherer geworden sind. Die Frage nach dem „was ist normal“ verunsichert viele Eltern – ist es noch unterhaltsam, dass Jonas seit Wochen jeden Tag im Batman Kostüm in den Kindergarten geht oder liegt hier schon eine Auffälligkeit vor?
Auch seien die gesellschaftlichen Ansprüche an unsere Kinder und Jugendlichen enorm gestiegen. Die Selbstoptimierung der Eltern übertrage sich oft auf die Kinder. So ist beispielsweise der Leistungsdruck bei Kindern und Jugendlichen in der Schule besonders belastend und häufig Auslöser dafür, dass Kinder eine Therapie benötigen, so die Expert*innen. Allerdings führen die aktuellen großen Krisen-Themen wie Krieg, Klima, Wirtschaft, Pandemie, Energie Spätfolgen u.a., denen sich keine Familie ganz entziehen kann, zu großen Verunsicherung und auch Einschnitten und negativen Veränderungen im Alltag, die sich oftmals auch in physisch und psychisch labiler Gesundheit niederschlägt.
Nicht jede Therapie bei Kindern ist unnötig
Dennoch sollten wir uns bewusst sein, dass nicht jede Therapie bei Kindern und Jugendlichen unnötig ist. Gerade in herausfordernden Lebensabschnitten oder in schwierigen Entwicklungsstufen kann eine Therapie bei Kindern helfen, deren allgemeine Entwicklung zu fördern.
Anzeichen, dass Ihr Kind tatsächlich therapeutische Hilfe benötigt, sind beispielsweise:
- Probleme im Alltag und in besonderen Situationen häufen sich auffällig
- Bei besonderen Auffälligkeiten in den Vorsorgeuntersuchen U 10 und U 11

Mögliche Anzeichen, dass Ihr Kind therapeutische Hilfe benötigt
Sie als Eltern kennen Ihr Kind am besten, daher ist es sinnvoll, genau hinzuschauen. Wichtig ist auch, den Verdacht und anschließenden Bedarf unbedingt mit Ihrem Kinderarzt oder Ärztin oder auch einer erfahrenen Pädagog*in, die Ihr Kind betreut, abzuklären und das Kind nicht leichtfertig in die Therapie-Schublade zu stecken. Denn nicht jede gut gemeinte Therapie kann dem Kind helfen.
Ganzheitliche Therapien und systemische Methoden bei Kindern: So wirken sie
Ganzheitliche Therapien und systemische Methoden nehmen auch bei Kindern immer den ganzen Menschen innerhalb seiner Systeme in den Blick. So wird nicht nur das Kind selbst betrachtet, sondern auch die Verhältnisse innerhalb der Familie, im Kindergarten etc. Die individuelle Entwicklung steht immer im Zentrum dieser Therapien.
Besonders kreative Therapien sind bei Kindern sehr beliebt, da diese die Möglichkeit bieten, spielerisch Neues zu erfahren und sich so Problemen auf einer nonverbalen Ebene sanfter anzunähern. Wir zeigen Ihnen ein paar Beispiele von kreativen Therapien bei Kindern und wie diese wirken:
Beispiel Musiktherapie
Wir kennen das alle: Es gibt gewisse Songs und Rhythmen, die gehen direkt ins Herz und bringen in uns etwas zum Schwingen. Die Musiktherapie nutzt die Schwingungen und Klänge, die beim Musizieren erzeugt werden, um damit ganz gezielt zu stimulieren. Musiktherapie mit Kindern ist etwas ganz besonderes, da Kinder durch Erleben lernen – die Musik wird zum Spiegel ihrer Seele und unterstützt die Kleinen dabei, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten. Schon in der Ausbildung in der Musiktherapie erlernen Sie die vielfältigen Ansätze dieser Therapie speziell auch in der Betreuung von Kindern kennen.

Musiktherapie mit Kindern
Beispiel Kunsttherapie bei Kindern
Diese Form der Therapie für Kinder arbeitet zunächst ganz bewusst ohne direkte, verbalisierte Sprache. Kunst und besonders das Arbeiten mit den Händen und dem Körper ermöglicht es Menschen allen Alters etwas zu erschaffen. Unbewusst fließen dabei Gefühle mit in die Arbeit ein. Ziel der Kunsttherapie für Kinder ist es, durch den künstlerischen Prozess unterschiedliche Sichtweisen und Blickwinkel zu vermitteln.
Besonders verschlossene Kinder, die nicht gerne mit ihrer Außenwelt in Kontakt treten, profitieren durch diesen neuen Kommunikationsweg in der Kunsttherapie. Besonders entwickelt und gefördert werden:
- Selbstwertgefühl
- Selbstbewusstsein
- Eigenständiges Handeln
Die Kunsttherapie-Ausbildung bei campus naturalis bietet Interessierten eine fundierte, ganzheitliche Ausbildung an, die dann im zweiten Schritt noch speziell an das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen spezifiziert werden kann.
Therapien bei Kindern genau abwägen
Therapien bei Kindern häufen sich, das muss aber nicht zwangsläufig heißen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche immense Probleme im Alltag haben. Beobachten Sie daher Ihr Kind genau und wenden Sie sich bei einem Verdacht direkt an Ihren/Ihre Kinderärzt*in oder einen/eine Kinderpsycholog*in. Therapien bei Kindern sollten immer gut abgewogen werden und können sehr individuell ausfallen – auch was die Wirkung anbelangt, dem sollten Sie sich immer bewusst sein.
Quelle1: eltern.de
Quelle2: lw.uni-leipzig.de