New Work: Megatrend der bleibt oder schnell wieder weg?
Seit der Mensch sich nicht mehr komplett selbst versorgt, sondern spezialisiert seiner Tätigkeit für den Lebensunterhalt nachgeht, gibt es immer wieder neue Arbeitskonzepte. Die Industrialisierung hat den Prozess der Nahrungsmittel-Herstellung und der Transportwege vom privaten Selbstversorger zum globalen Weltmarkthandel verändert. Der Siegeszug der Digitalisierung hat die moderne Welt noch schneller gemacht. Jedes Zeitalter hat seine ganz besonderen Arbeitsmodelle – das neueste heißt New Work. Wir fassen zusammen, was es damit eigentlich auf sich hat, welche Vor- und Nachteile es dabei gibt und ob sich das Konzept der New Work großflächig durchsetzen kann.
Was ist New Work eigentlich? Eine kurze Definition
Wirtschaftsexpert*innen sehen zwei entscheidende Elemente, die das Konzept der New Work in Form gebracht haben: Die Digitalisierung und die Globalisierung. Immer mehr Menschen suchen nach dem Sinn, statt eine klassische Karriere zu verfolgen – als Konsequenz ist die New Work entstanden. Zentrale Elemente dieses neuen Arbeitskonzepts sind:
- Freiheit in vielen Bereichen der Arbeit wie Zeiteinteilung
- Selbstständiges Arbeiten mit großen Gestaltungmöglichkeiten
- Teilhabe an der Gesellschaft während des Arbeitsalltags
Praktisch sieht das dann so aus: Als Teil der New Work gelten unter anderem die Freiberuflichkeit, oder Freelancing, ein Arbeitstag von 6 statt der früher üblichen 8 Stunden, die 4 Tage Arbeitswoche und Coworking-Spaces, in denen ganz unterschiedliche Personengruppen auch außerhalb der Firmen- oder Unternehmenszugehörigkeit aufeinandertreffen.
Entstanden in den 1980ern, betont durch die Pandemie
Der Begriff „New Work“ wurde von Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren geprägt – dieses Arbeitskonzept existiert also schon deutlich länger als Sie vielleicht gedacht haben. Damals entstand diese Arbeitsform als Gegenbewegung zum Sozialismus, sie gab dem Arbeitnehmer mehr Selbstwertgefühl.
Besonders die Pandemie-Jahre haben das Konzept in unserer breiten Gesellschaft so richtig ankommen lassen: Remote, also nicht an das Firmenbüro gebunden zu arbeiten, hat in unseren Alltag Einzug gehalten. Immer mehr Unternehmen haben das New Work-Konzept in ihre Ressourcen- und Personalplanung übernommen.
Was ist Arbeit wert?
Das ist die zentrale Frage des New Work Konzepts. Dabei geht es vor allem darum, dem Einzelnen wieder mehr Sinn im Arbeitsleben zu geben. Damit einher geht, dass das Private und der Beruf nicht mehr klar voneinander abgegrenzt werden, sondern sie ineinander übergehen können. Erfüllung im Job und zu Hause, das ist heute wichtiger denn je. Die Frage danach, was Arbeit also wert ist, kann anhand folgender Kriterien bestimmt werden:
- Selbstbestimmung & Selbstverwirklichung: Wie viel Freiräume haben Sie im Job? Können Sie sich selbst einbringen? Wie viel Verantwortung tragen Sie? Wie und wo arbeiten Sie? Remote, im Home-Office oder zurück ins Büro, in Open-Space-Büros?
- Mixed Teams: Wie und mit wem arbeiten Sie zusammen? New Work zeichnet sich vor allem durch projektbasiertes Arbeiten aus, in dem unterschiedliche Professionen und Menschen aufeinandertreffen.
- Innovation im Blick: Wie viel Kreativität ist möglich? Werden Projekte klassisch oder mit agilen Methoden erledigt?
- Führung 4.0 oder New Leadership-Modelle: Flache Hierarchien statt strenger Führung ist ein Schlüssel zu mehr Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Vorgesetzte werden eher zu Coaches und Mentoren als in der Rolle der knallharten Kontroll- und Weisungsinstanz zu verharren.
Ist dieses Arbeitskonzept wirklich nötig?
Ganz klares Ja: Neue Technologien, Digitalisierung, Automatisierung und die globale Vernetzung haben massiven Wandel angestoßen. Mehr und mehr Berufe verschwinden, dafür werden neue benötigt. Und ganz abgesehen davon, dass sich unsere Gesellschaft im modernen Zeitalter gewandelt hat, haben sich auch die Arbeitnehmer*innen gewandelt. Der allgemeine Fachkräftemangel zeigt, dass Arbeitnehmer*innen nicht mehr nur mit Gehalt geködert werden können.
Die Rahmenbedingungen der Arbeit in der New Work sind eine Antwort auf die Bedürfnisse der Generation Y und Z. Diese Arbeitnehmer*innen möchten in ihrer Arbeit wertgeschätzt werden, gleichzeitig sich aber nicht von Arbeitgeber*innen ausbeuten lassen. Stichwort Work-Life-Balance und Work-Boundaries, also klare zeitliche Grenzen statt die Arbeitsemail spät am Abend oder in den frühen Morgenstunden oder gar am Wochenende zu bearbeiten.
Vor- und Nachteile des New Work Konzepts
Diese neue Form des Arbeitens bietet für Unternehmen und Mitarbeiter*innen viele Vor-, aber auch Nachteile. Vorteile des New Work Konzepts sind:
- Mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten
- Weniger Fahrzeit zum Arbeitsplatz, kein Pendel-Aufwand
- Gesteigerte Kreativität und Produktivität
- Freiere Arbeit, die zu einem größeren persönlichen und unternehmerischen Erfolg führt
- Neue Jobmöglichkeiten oder Tätigkeitsbereiche durch Orts unabhängiges Arbeiten
- Größere Anteilnahme am Familienleben
Nachteile des New Work Konzepts sind unter anderem:
- Selbstausbeutung
- Ständige Erreichbarkeit
- Kommunikationsprobleme
- Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben können verwischt werden
- Erhöhte Anforderungen an den Datenschutz, gerade durch mobiles Arbeiten
- Der Arbeitsplatz wird in den privaten Wohnbereich verlagert, was auch zu familiären Konflikten führen kann
Gute Integration ist wichtig
Um das New Work Modell in Unternehmen gut zu implementieren, ist es wichtig, das langsam und achtsam zu tun. Dabei erschließen sich ganz neue berufliche Möglichkeiten: Arbeitnehmer*innen mit einer Ausbildung zur Fachkraft für betriebliches Gesundheitsmanagement helfen aktiv dabei, New Work für alle Beteiligten passend zu gestalten.
New Work macht es möglich, dass diese Fachkräfte den Arbeitsalltag der Generation Y und Z aktiv mitgestalten können – auch eine Form der Selbstverwirklichung.
Fazit: New Work wird bleiben
Auch wenn viele Unternehmen immer noch an ihren alten Strukturen festhalten wird klar, dass das Konzept der New Work bleiben und wachsen wird. Der um sich greifende Fachkräftemangel gibt Arbeitgeber*innen gar keine anderen Möglichkeiten, als sich als Unternehmen attraktiv zu machen. Ebenso spiegeln sich in diesem Arbeitskonzept die Wünsche und Sehnsüchte der jungen Generationen wieder, die nach dem Sinn in Leben und Arbeiten streben.