4 Tage Arbeitswoche – Mehr Zufriedenheit, weniger Stress?
Viele Unternehmen haben sie schon, andere überlegen noch: Die 4 Tage Woche. Dieses scheinbar magische Zauberwort steht für viele Arbeitnehmer*innen vor allem für weniger Arbeit und mehr Freizeit. Das Arbeitsmodell soll nicht nur den akuten Druck auf die Arbeitnehmer*innen reduzieren, sondern sogar die Produktivität erhöhen. Was ist wirklich dran an der 4 Tage Woche? Wir nehmen das Arbeitszeitmodell unter die Lupe.
Was ist die 4 Tage Woche eigentlich?
Unter der 4 Tage Woche verstehen Arbeitgeber*innen ein alternatives Arbeitszeitmodell. Es werden dabei nicht mehr klassisch 5 Tage die Woche und 40 Stunden gearbeitet, sondern ein Tag weniger (also oft nur noch 32 Stunden wöchentlich). Damit erhalten Mitarbeiter*innen einen zusätzlichen freien Tag pro Woche. In manchen Unternehmen können die Mitarbeiter*innen den freien Tag selbst wählen und variieren – für maximale Flexibilität – in anderen Unternehmen ist immer der Freitag der freie Tag. Ziel ist es, die sogenannten Work-Life-Balance zu verbessern. Wichtig bei diesem Arbeitszeitmodell: Das Gehalt bleibt in den meisten Fällen gleich, es wird regulär wie bei einer 40-Stunden Woche weiterbezahlt.
Die Vorteile der 4 Tage Woche
Das Modell der 4 Tage Woche soll sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber*innen Vorteile mit sich bringen. Die Vorteile für Arbeitnehmer*innen liegen auf der Hand:
- Reduzierte Arbeitszeit
- Mehr Zeit für die Familie und/oder Hobbies
- Mehr Zeit für Weiterbildungen und/oder eigene Projekte
- Erhöhte Flexibilität, gerade wenn sie den freien Tag selbst wählen können
- Mehr Freizeit, ähnlich wie bei einem verlängerten Wochenende
- Stress abbauen fällt leichter, Burn-outs und anderen stressbedingten Erkrankungen wird besser vorgebeugt
- Die Erholungszeit wird ausgedehnt und sorgt dafür, das Mitarbeiter*innen weniger Fehltage aufweisen, so der Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz1 und Arbeitsmedizin
Arbeitgeber*innen, die bereits das 4 Tage Modell eingeführt haben, berichten ebenfalls von klaren Vorteilen für Ihren Betrieb:
- Mitarbeiter*innen sind motivierter
- In manchen Bereichen wird die Effizienz sogar gesteigert
- Weniger Fehl- und Krankheitstage
Die meisten Unternehmen, die ein 4 Tage Modell implementiert haben, berichten außerdem davon, dass die Flexibilität innerhalb der Belegschaft deutlich zugenommen hat. Die Angst, die Mitarbeiter*innen könnten dagegen weniger produktiv sein, habe sich in den meisten Fällen nicht bestätigt.
Die Nachteile der 4 Tage Woche
Neben den Vorteilen gibt es allerdings auch ein paar Nachteile der reduzierten Arbeitszeit – ebenfalls für beide Seiten. So berichten Mitarbeiter*innen in Unternehmen mit 4 Tage Woche beispielsweise, dass der Workload pro Tag nach oben gegangen ist. Das widerspricht der Idee, die Mitarbeiter*innen zu entlasten und kann im schlimmsten Fall die Gesundheit am Arbeitsplatz bedrohen.
Ein weiterer Nachteil des Modells ist mitunter die Reduzierung der Urlaubstage. In Deutschland gilt, der Urlaubsanspruch berechnet sich anhand der tatsächlich gearbeiteten Tage. Ergo reduziert sich dieser Anspruch bei 4 statt 5 Tagen Arbeit pro Woche.
Auch zeigt sich, dass gerade in Unternehmen, die noch nicht die nötigen Prozesse wie beispielsweise digitale Hilfen oder Optimierungen durchgeführt haben, die 4 Tage Woche eher schlecht ohne Nachteile für alle Beteiligten durchzusetzen ist. Die Grundvoraussetzungen sind also zunächst die Bereitschaft der Arbeitgeber*innen, etwas zu verändern.
Neue Arbeitsmodelle sind gefragt
Der Begriff New Work ist vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie in aller Munde. Modelle wie die 4 Tage Woche zahlen in das Bedürfnis von uns allen ein, neue Arbeitstage und -gewohnheiten zu etablieren. Viele Unternehmen haben daher in den letzten Jahren gezielt eine betriebliche Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz integriert – dazu gehören auch neue Arbeitszeitmodelle.
Immer mehr Menschen lassen sich daher mit einer Weiterbildung zum/zur Betrieblichen Gesundheitsmanager*in qualifizieren. Durch die neuen Arbeitszeitmodelle wie die 4 Tage Woche bieten sich nicht nur für Arbeitnehmer*innen gesundheitliche Verbesserungen, sondern diese Modelle können für die ganze Gesellschaft einen neuen Weg des Arbeitsverständnisses einschlagen – Möglicherweise einen besseren.
Wo findet sich die 4 Tage Woche in der Praxis?
Besonders junge, innovative Unternehmen haben die 4 Tage Woche erfolgreich implementiert. Auffällig ist, dass besonders Firmen, die vermehrt auf Digitalisierung und neue Wege setzen, dieses Arbeitszeitmodell für sich entdeckt haben. Das passt zu den gesellschaftlich anerkannten Ideen von mehr Flexibilität im Leben und dem gesteigerten Bedürfnis, nicht immer nur zu arbeiten.
4 Tage Woche unter bestimmten Voraussetzungen ein Win-Win für alle
Fassen wir also zusammen: Die 4 Tage Woche bietet sowohl Arbeitnehmer*innen als auch Arbeitgeber*innen große Vorteile. Um diese Vorteile voll ausschöpfen zu können, ohne dabei gesundheitliche oder/und wirtschaftliche Abstriche zu machen, sollte allerdings die Basis stimmen. Sprich: Unternehmen müssen sich ihrer Prozesse und Arbeitsabläufe bewusst sein und diese entsprechend Arbeitnehmer*innenfreundlich gestalten. Arbeitnehmer*innen auf der anderen Seite müssen sich auf einen zunächst etwas höheren Workload pro Tag einstellen.
Wenn die Ausgangslage und die Umsetzung der 4 Tage Woche stimmt, dann profitieren nicht nur die Unternehmen von gesteigerter Effizienz, sondern auch die Arbeitnehmer*innen von einem extra Tag Freizeit.
Quelle1: baua.de