Resilienz fördern: Im Beruf & im Alltag stärker werden
Sie kennen das bestimmt: Es gibt immer den einen Menschen, ob Kollegen*in, Freund*in oder Familienmitglied, dem scheinbar nichts etwas anhaben kann: Stress, Druck im Job oder Familienstreit, das scheint ihn oder sie regelrecht zu beflügeln anstatt auszubremsen. Probleme, ganz gleich ob große oder kleine werden scheinbar im Schlaf gelöst und noch dazu mit einem kühlen Kopf. Veränderungen sind Herausforderungen, die immer und immer wieder gemeistert positiv werden. Was ist das Geheimnis dieser Menschen?
Das Zauberwort ist Resilienz: Psychische Widerstandskraft oder innere Stärke sind heute zwei wichtige Begriffe, wenn es darum geht, Herausforderungen im Berufsleben und im tagtäglichen Miteinander gut zu meistern. Wie können auch Sie Ihre persönliche Resilienz stärken? Welche Vorteile hat eine gefestigte Widerstandsfähigkeit für Ihren (Berufs-)Alltag?
Was macht Resilienz eigentlich aus?
Resilienz, das ist laut, Prof. Klaus Fröhlich-Gildhoff von der Evangelischen Hochschule Freiburg, „…die generelle Fähigkeit Krisen, besondere Belastungen, schwierige Lebenssituationen gut zu bewältigen“1. Er beschäftigt sich in seiner Forschung ausgiebig mit dem Thema Resilienz und wie sie gefördert werden kann.
Ursprünglich stammt der Begriff Resilienz aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Fähigkeit von Materialien, sich unter Druck zu verformen, danach aber wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren. Das beschreibt auch resiliente Menschen sehr gut, allerdings gibt es beim Menschen im Gegensatz zu lebloser Materie noch einen weiteren Aspekt: Durch die überwundene Herausforderung wachsen Menschen mental2. Besonders die psychische Resilienz ist also entscheidend. Selbst aus Rückschlägen – diese sind durchaus gewünscht -, ziehen resiliente Menschen Positives, um es das nächste Mal besser zu machen. Im Gegensatz zu nicht-resilienten Menschen, leidet allerdings die Seele nicht unter dem Erlebten, sondern sie wächst über sich hinaus.
Das zeichnet resiliente Menschen aus
Menschen, die über eine gewisse Widerstandskraft im Beruf und im Alltag verfügen, sind beinahe jeder Herausforderung gewachsen. Folgende Fähigkeiten sind bei resilienten Menschen vorhanden; Psycholog*innen bezeichnen diese als die sieben Säulen der Resilienz:
- Selbstbewusstsein: Die eigenen Stärken und Schwächen sind bekannt und werden auch eingesetzt beziehungsweise akzeptiert. Außerdem glauben diese Menschen an sich, sie haben einen hohen Selbstwert. In schwierigen Situationen suchen diese Menschen direkt nach Lösungen, statt sich in der Opferrolle wiederzufinden.
- Aufgeschlossenheit: Gemeinsam sind wir stark – Resiliente Menschen suchen den Kontakt zu Kolleg*innen und Mitmenschen, um Probleme gemeinsam zu bewältigen.
- Emotionale Stabilität: Ein gewisses Maß an Reife sorgt für emotionale Sicherheit. Krisen und herausfordernde Ereignisse lösen nicht sofort Zweifel und Ängste aus.
- Optimismus: Dazu gehört vor allem, dass Krisen akzeptiert werden – mit der Sicherheit, dass sie überwunden werden können.
- Kontrolle über die Situation und seine eigenen Handlungen: Resiliente Menschen handeln überlegt und nicht impulsiv. Das eigene Ziel wird immer im Blick behalten und auf Sticheleien kaum eingegangen.
- Realistische Ziele: Langfristige Planung und realistisches Denken ermöglicht erreichbare Ziele. Schicksalsschläge lassen resiliente Menschen daher nicht so leicht aus der Bahn geraten.
- Analysestärke: Resiliente Menschen erkennen Muster und lösen sich nach Bedarf ganz bewusst davon. Dadurch können Probleme anders betrachtet und bessere Lösungen gefunden werden.
Besonders im Berufsalltag ist Resilienz heute wichtig
Vor allem im heutigen Berufsleben ist eine gewisse Widerstandskraft Gold wert. Der Arbeitsalltag der meisten Menschen fordert heutzutage, dass wir flexibel und schnell auf ungewohnte oder neue Situationen reagieren, uns damit arrangieren und noch besser im Job funktionieren. Dazu gehören zum Beispiel:
- Umstrukturierungen im Unternehmen
- Schnellere und komplexere Arbeitsabläufe
- Häufigere Job- und Teamwechsel
Das meiste davon können die einzelnen Mitarbeiter*innen nicht selbst beeinflussen. Damit steigen der Druck und die Ungewissheit bei Menschen mit niedriger Resilienz kontinuierlich und bedrohlich an. Das kann auf Dauer sehr belastend sein und im Extremfall schwere psychische Probleme hervorrufen: Sichtbar wird das zum Beispiel durch die Zunahme von Doping am Arbeitsplatz bis hin zum Verlust der psychischen Gesundheit. Wer resilient ist oder seine Resilienz fördert, der schafft es besonders im Arbeitsalltag langfristig erfolgreicher zu sein: viele Menschen wissen genau, wie viel sie ertragen können, achten auf eine gesunde Work-Life-Balance und können auch mal Nein sagen. Grund genug also, die eigene Resilienz im Beruf und im Alltag nachhaltig zu fördern und noch zu steigern.
Wie wird man Resilienz-Profi?
Ihre eigene Resilienz können Sie ganz gezielt fördern – davon sind Psychologen überzeugt. Oft wird die Widerstandskraft mit einem Muskel verglichen: Je mehr dieser trainiert wird, desto stärker wird er. Die Basis für eine gesunde Widerstandskraft wird schon im Kindesalter gelegt, allerdings kann sie auch im Erwachsenenalter durchaus erfolgreich weiterentwickelt werden. Mit steigendem Alter wird das allerdings schwieriger, so Experten wie zum Beispiel die Ärztin und Unternehmensberaterin Miriam Prieß3.
Wie stärkt und trainiert man die eigene Widerstandskraft und Resilienz?
Hier ein paar Tipps und Übungen, wie Sie Ihre individuelle Resilienz selbst fördern können:
- Keine Angst vor neuen Situationen: Fragen Sie sich, welche Chancen das bringen kann, welche Probleme sehen Sie dabei und wie können Sie diese optimistisch betrachten? Fragen Sie sich, was wäre wenn – aber ohne vorverurteilende Gedanken.
- Verlassen Sie Ihre Komfortzone regelmäßig: Gehen Sie aktiv auf Ihre Mitmenschen zu und suchen sich Verantwortung und neue Herausforderungen – das kann eine Aufgabe im Unternehmen sein oder der nächste Ausflug mit Freunden oder Familie.
- Suchen Sie sich Gleichgesinnte: Im Job sowie im Alltag sollten Sie sich ein Netzwerk an Menschen aufbauen, die Sie unterstützen und Ihnen den Rücken stärken.
- Analysieren Sie Ihre Situation: Wie viel Zeit verbringen Sie mit der Arbeit, Ihrer Freizeit und wo genau liegen die Stressfaktoren? Danach können Sie die Probleme gezielter angehen.
Sich selbst kennen ist der erste Schritt zu einer gesunden Resilienz. Daher sind Achtsamkeitstrainings wie zum Beispiel Yoga hilfreich, um sich auf sich selbst zu fokussieren. Zum Resilienztraining gehört auch Bewegung wie regelmäßiger Sport oder Spaziergänge. Sie setzen uns in Beziehung zu uns selbst und helfen damit nachhaltig Grenzen zu kennen und zu überwinden. Oder fragen Sie bei Ihrem Arzt, Therapeuten, Coach oder auch beim Betriebsrat nach einen Avem-Stresstest, der im Bereich der Burnout-Prävention eingesetzt wird zur Früherkennung gesundheitlicher Risiken.
Wie kann man Anderen helfen, die Resilienz zu fördern?
Sie möchten auch anderen Menschen dabei helfen, ihre Resilienz zu fördern und Stress abzubauen? Dann haben Sie beispielsweise die Möglichkeit, spezielle Personalführungskurse oder Fortbildungen zur Stressbewältigung zu absolvieren. Mit einer Ausbildung zum*zur Mentaltrainer*in lernen Sie, welche entscheidende Rolle unsere menschliche Psyche bei der Widerstandsfähigkeit spielt. Als ausgebildete*r Coach können Sie Ihren Klient*innen dabei helfen, ihre persönliche Resilienz gegenüber äußeren Einflüssen im Beruf und Alltag zu fördern. Oder Sie machen eine Weiterbildung in der Stressdiagnostik, die sich eignet, um arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebnismuster aufzuzeigen und positiv und im Sinne der Vorsorge darauf einzuwirken.
Mit der nötigen Widerstandskraft durchs Leben
Stress, Krisen und Schicksalsschläge gehören zum Leben dazu – allerdings haben Sie es meistens selbst in der Hand, ob Sie daran zerbrechen oder daran wachsen. Wem es gelingt, seine Resilienz gegenüber äußeren Einflüssen zu stärken, der kommt schneller wieder auf die Beine und wächst über sich hinaus. Daher ist die individuelle Widerstandskraft heute nicht nur im Berufsleben ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Auch im Privaten hilft es, die eigene Resilienz zu fördern, um langfristig ein erfüllteres Leben zu führen. Ganz wichtig: Scheuen Sie sich nicht vor der Konfrontation mit Problemen, denn nur durch die Überwindung derselben entsteht echte Resilienz.
Quelle1: augsburger-allgemeine.de
Quelle2+3: manager-magazin.de