Arbeit und Glück – was genau brauchen wir?
Für viele Menschen ist die Arbeit Fluch und Segen zugleich: Während die einen total in ihrem Job aufgehen, dabei aber das Private eher schleifen lassen, verspüren die anderen an ihrem Arbeitsplatz alles andere als Glück. Was genau treibt uns Menschen an? Und könnten wir ohne die Arbeit tatsächlich glücklich werden? Dieser Frage gehen wir hier nach und zeigen Wege auf, wie Sie Ihr ganz persönliches Glück zwischen Arbeitsplatz und Privatleben finden können.
Wie stehen wir zu unserer Arbeit?
Wenn Sie sich in Ihrem Umfeld umhören, dann werden Sie mit Sicherheit auf immer mehr Menschen treffen, die entweder total glücklich und erfüllt in Ihrem Job sind oder eben genau das Gegenteil: Jemand, der am liebsten direkt in Rente gehen möchte und den Job mit all seinen Verpflichtungen auf der Stelle hinter sich lassen würde.
Wohlbefinden im Job ist heute ganz klar ein Wirtschaftsfaktor; nicht wie bei unserer Elterngeneration, wo es primär darum ging, ein Auskommen für die Familie zu erwirtschaften. Stichworte wie Work-Life-Balance oder betriebliche Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz zeigen, wie deutlich sich die Beziehung von Arbeit und Glück in unserer Zeit gewandelt hat. Immer mehr Arbeitgeber*innen haben es verstanden, dass wir alle auf unserer Arbeitsstelle besser arbeiten, wenn wir das, was wir tun, auch mögen. Auch der gesundheitliche Faktor wird nicht mehr unterschätzt. Wer gut arbeiten soll, darf nicht mit Dingen wie
- Stress
- Überforderung
- Burnout
- Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen
aus dem Arbeitsleben gerissen werden. Die Voraussetzungen für das Glück und die Erfüllung am Arbeitsplatz sollten also eigentlich gegeben sein.
Neuster Trend in Sachen Arbeit und Glück: Frugalismus
Im Zuge der Entwicklung hin zu einem erfüllteren, glücklicheren (Arbeits-)Leben hat sich in den letzten Jahren eine neue Bewegung herauskristallisiert. Der Frugalismus, per Definition1: der Verzicht auf alle unnötigen Dinge im Leben, die nicht unbedingt gebraucht werden. Ziel frugal lebender und arbeitender Menschen ist es, bis etwa zum 40. Geburtstag so viel Geld erwirtschaftet zu haben, dass es für den Rest des Lebens reicht. Also arbeiten, um danach das Glück voll auskosten zu können. Besonders junge Menschen leben heute frugal – eine Antwort auf den exorbitanten Konsum der Generationen vor ihnen. Längst ist diese Bewegung auch eine Einstellung zu Arbeit und Glück geworden.
Wann macht uns unsere Arbeit also glücklich?
Kerstin Jürgens, Professorin und Soziologin an der Universität Kassel, untersucht2: die aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt und die Auswirkungen auf uns als Menschen. Ihre Forschung zeigt, dass Glück und Arbeit für jeden sehr unterschiedlich miteinander verbunden sein können. Das hänge vor allem an unterschiedlichen Lebensentwürfen, unseren Vorstellungen von Glück und unserem ganz individuellen Hintergrund.
Dennoch zeigt sie unterschiedliche Faktoren auf, die unser Glück am Arbeitsplatz beeinflussen:
- Flexible zeitliche Gestaltung und Eigenverantwortung über unsere Zeiteinteilung
- Der Ort, an dem wir arbeiten und ob wir selbst darüber entscheiden können, wo wir arbeiten – hier zähle übrigens alleine die Möglichkeit, selbst zu entscheiden als Glücksfaktor. Egal ob wir das Home-Office nun nutzen oder nicht.
- Wertschätzung durch Vorgesetzte und Kolleg*innen: Wir fühlen uns gerne bestätigt, in dem was wir können
- Höhe des Einkommens: Heute ein ganz klarer Faktor, der darüber entscheidet, ob wir über die Runden kommen und damit weniger Sorgen haben oder nicht. Laut Statistischem Bundesamt arbeitet etwa jede/r fünfte in Deutschland im Niedriglohnsektor – ein Faktor, der problematisch und belastend für die Psyche und damit auch für unser Glücksempfinden ist.
- Sicherheit des Arbeitsplatzes an sich
- Sinn der Arbeit – je mehr Sinn wir für uns selbst finden, desto glücklicher sind wir in der Regel
Berufliche Veränderungen können das Glücksempfinden steigern
Wer heute in seinem Job unglücklich ist, dem stehen oft viel mehr Möglichkeiten offen, um neu anzufangen. Immer mehr Menschen, die eine berufliche Veränderung anstreben, fokussieren sich dabei ganz bewusst darauf, was ihnen wirklich Spaß macht. Wir bei campus naturalis stellen das immer wieder fest. In unseren Seminaren und Weiterbildungen entstehen immer wieder kleine und große Symbiosen in der Neuausrichtung, die die Arbeit wieder glücklich machen.
Gehen Sie doch noch einen Schritt weiter und helfen Sie anderen dabei, dieses Glück in der Arbeit wiederzufinden, zum Beispiel mit unserer Ausbildung in der systemischen Fachberatung Stressbewältigung und Burnout-Prophylaxe oder unserem Seminar Kursleiter*in Stressbewältigung.
Rente, und dann? Die Krux mit dem „nichts mehr zu tun-haben“
Als Empty-Desk-Syndrom bezeichnen Expert*innen3: das Phänomen nach dem Renteneintritt – besonders Menschen, die in Ihrer Arbeit das volle Glück erfahren haben und sich komplett über den Job definiert haben, fallen oft in ein Loch sobald sie nichts mehr zu tun haben. Besonders Männer in Führungspositionen sind davon betroffen, so der Psychologe Otto L. Quadbeck, der dieses Syndrom ganz genau untersucht.
Dabei muss das per se nichts Schlechtes sein, denn rund 90 Prozent dieser Männer suchen auch im Rentenalter aktiv noch Aufgaben und den Kontakt zu anderen Menschen. Das Ziel sollte hier also sein eine neue Aufgabe, zum Beispiel im Vereinsleben, zu finden, die den Glücksfaktor wieder nach oben pusht.
Brauchen wir also die Arbeit, um glücklich zu sein?
Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es wohl nicht. Aber es lässt sich feststellen, dass gerade heute die Antwort darauf immer mehr in einem positiven Verhältnis von Arbeit und Glück zu finden ist. Wie sieht es bei Ihnen aus, sind Sie glücklich in ihrem Job?
Quelle1: wdr.de
Quelle2: tagesschau.de
Quelle3: t-online.de