Bildung für Menschen mit Behinderung
Gleichheit und Gleichberechtigung sind wichtige Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Aber nicht in jedem Bereich werden diese Werte auch effektiv umgesetzt. In vielen Berufen verdienen Frauen immer noch deutlicher weniger als ihre männlichen Kollegen, um nur ein Beispiel zu nennen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bildung. Hier haben nicht nur Kinder aus sozialschwachen Familien häufig einen Nachteil, sondern auch behinderte Kinder und Jugendliche. Laut UN-Gesetz handelt es sich bei Bildung um ein Grundrecht1. Doch wie kann Bildung für Menschen mit Behinderung in Deutschland gewährleistet werden? Und welche Rolle spielt dabei die Inklusion?
Darum ist Inklusion für die Bildung behinderter Menschen besonders wichtig
Im Jahr 2008 gab die UN-Behindertenrechtskonvention bekannt, dass das Recht auf Inklusion ein Menschenrecht sei. Inklusion bedeutet, dass ein Mensch sich nicht in eine Gruppe integrieren muss, sondern von vorneherein zu dieser gehört. In einer Welt der vollkommenen Inklusion würde also keine Abgrenzung mehr zwischen behindert und nicht-behindert getroffen werden2.
Wer aber an Behinderte denkt, hat meist ein Bild eines hilfsbedürftigen Menschen vor sich. Dementsprechend war auch das Bildungssystem in Deutschland lange darauf ausgelegt, Personen mit einer geistigen Behinderung speziell zu fördern. Zu diesem Zweck wurden Förderklassen und -schulen eingerichtet, in denen Menschen mit einer Lernschwäche gemeinsam unterrichtet werden. Nach und nach findet in diesem Bereich aber ein Umdenken statt.
Natürlich ist die spezielle Förderung bei der Bildung von Menschen mit Behinderung weiterhin ein wichtiger Punkt. Der Ansatz der Inklusion sieht darin aber auch die Gefahr der Ausgrenzung und belegt dies mit einer Zahl: weniger als drei Prozent aller Schüler*innen, die in Fördereinrichtungen untergebracht sind, schaffen den Weg in das Regelsystem. Dieser Ansatz schlägt daher das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern vor. Das soll mit Hilfe sogenannter Inklusionsklassen geschafft werden, in denen alle Kinder gemeinsam die Schulbank drücken. Auch inklusive Kindergärten finden mehr und mehr Anklang. Behinderte Jungen und Mädchen haben hier von Anfang an die Chance soziale Kompetenzen zu entwickeln, die für ihr späteres Leben unerlässlich sind. Eine spezielle Unterstützung erhalten sie dabei trotzdem3.
Schulische Bildung für Menschen mit Behinderung
In Deutschland gilt die allgemeine Schulpflicht für alle Kinder, auch für schwerbehinderte. Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten für behinderte Jungen und Mädchen, zur Schule zu gehen4:
- Je nach Grad der Behinderung können sie Lernförderschulen, Einrichtungen für Lernbehinderte oder Schulen für Kinder mit geistiger Behinderung besuchen.
- In Integrationsschulen gehen behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam in eine Klasse. Bei Bedarf erhalten sie eine spezielle Förderung.
- Inklusionsklassen bieten behinderten Jungen und Mädchen die Möglichkeit, eine gewöhnliche Schule zu besuchen. Sie erhalten dort einen Schulbegleiter, der sie unterstützt.
Die Schule ist aber nicht nur ein Ort des Lernens. Hier werden soziale Kontakte geknüpft und Freundschaften aufgebaut. Inklusions- und Integrationsklassen bieten jungen behinderten Menschen nicht nur die Möglichkeit zu lernen, sondern auch Erfahrungen mit Nicht-Behinderten zu machen. Das kann für die Entwicklung und für das Leben in der Gesellschaft äußerst wichtig sein. Daher ist es entscheidend, dass behinderte Kinder nicht nur einen Zugang zu schulischer Bildung, sondern integrativem bzw. inklusivem Unterricht haben.
Berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung
Menschen mit Behinderungen stehen heute viele Türen offen. Sie können eine Berufsausbildung abschließen, sich weiterbilden und sogar studieren. Auch in diesem Bereich ist also ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan. Eine wichtige Rolle spielen dabei Behindertenwerkstätten.
Hier können Menschen mit Behinderung arbeiten und sich weiterbilden. Ziel ist es, sie auf das Arbeitsleben außerhalb der Werkstatt vorzubereiten. Diese Einrichtungen richten sich an folgende Gruppen:
- Personen, die nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sein können
- Personen, die noch nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sein können
- Personen, die noch nicht wieder auf dem Arbeitsmarkt tätig sein können
Im Vordergrund steht dabei nicht nur die berufliche Aus- und Weiterbildung für Menschen mit Behinderung, sondern ebenso das Aneignen von sozialen und persönlichen Kompetenzen. Die Arbeiter*innen sollen sich also nicht nur fachlich weiterentwickeln. Auch die folgenden Fertigkeiten sollen sie erlernen:
- Wie arbeitet man in einem Team mit Kolleg*innen zusammen?
- Wie übernimmt man selbstständig Aufgaben?
- Wie erledigt man Tätigkeiten vollständig und gewissenhaft?
- Wie verhält man sich gegenüber Kolleg*innen und Vorgesetzten?
So unterstützen Sie ein barrierefreies Bildungssystem
Um Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Bildung zu ermöglichen, sind entsprechende Einrichtungen und geschultes Personal unerlässlich. Es gibt viele Bereiche, in denen Sie sich selbst mit der Bildung behinderter Menschen beschäftigen können, zum Beispiel5:
- Therapeut*innen können sich auf die Arbeit mit Behinderten spezialisieren.
- Im Rahmen eines Studiums der Sozialpädagogik können Sie sich auf die Arbeit mit Personen mit Behinderung spezialisieren.
- Gesundheits- und Krankenpfleger*innen für Menschen mit Behinderung sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt.
In unserem Seminar Lehrtherapeutische Selbsterfahrung erfahren Sie, wie Sie durch nonverbale Kommunikation in Kontakt mit anderen Menschen treten. Dabei lernen Sie ebenfalls Techniken, die Ihnen den Umgang mit Behinderten erleichtern können.
Fazit: Inklusion ist ein entscheidender Faktor für die (Aus-)Bildung von Menschen mit Behinderung
Bei der Bildung von behinderten Menschen kommt es nicht auf die reine Wissensvermittlung alleine an. Vielmehr ist es wichtig, dass sie bereits in jungen Jahren soziale Kompetenzen erlernen. Ein wichtiger Faktor dafür sind Inklusionsklassen, in denen behinderte mit gleichaltrigen Nicht-Behinderten gemeinsam lernen, spielen und leben. Eine spezielle Förderung ist darüber hinaus natürlich trotzdem unerlässlich.
Quelle1: bildungsbericht.de
Quelle2: un.org
Quelle3: bertelsmann-stiftung.de
Quelle4: betanet.de
Quelle5: abi.de