Hilfe, mein Chef ist unfähig!

Wir alle kennen mindestens eine Person in unserem Leben, bei der wir uns wünschen, sie würde ihr Unwissen nicht so laut herausposaunen. Im Freundeskreis oder innerhalb der Familie mag das ja noch ganz unterhaltsam sein – schließlich können Sie ja das Thema wechseln und sind im Zweifelsfall nicht abhängig von der anderen Person und ihrer Unfähigkeit. Wenn diese Person dann auch noch Ihr Chef ist, dann kann der Arbeitsalltag zur echten Herausforderung werden.
Wie mit unfähigen Chef*innen und inkompetenten Vorgesetzten umgehen? Welche Möglichkeiten gibt es für Sie als Arbeitnehmer*in, bei fachlich inkompetenten Vorgesetzten noch die Nerven zu behalten und Situationen möglicherweise noch friedlich zu klären? Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit solchen Vorgesetzen umgehen können und geben passende Tipps mit an die Hand, sodass wenigstens Sie am Ende des Tages die Nerven behalten.
Wie zufrieden sind wir mit unseren Vorgesetzten?
Klar, jeder hat mal einen schlechten Tag und nennt seine/seinen Chef oder Chefin schon mal unfähig. Doch wie steht es tatsächlich um die Zufriedenheit in Deutschen Unternehmen hinsichtlich der Vorgesetzten und Führungskräfte? Eine repräsentative Umfrage1 des Meinungsforschungsinstitut Forsa in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Porsche Consulting schlägt Alarm: Demnach ist jeder dritte Angestellte mit seinen Vorgesetzten so unzufrieden, dass er oder sie über eine reale Kündigung nachdenkt. Im Arbeitsalltag treten immer wieder gravierende Probleme auf, sodass nur noch jede/jeder zweite Arbeitnehmer*in gerne zur Arbeit geht. Laut der Umfrage entstehen die meisten Fehler durch inkompetente Vorgesetzte oder schlichtweg durch unfähige Chefs.
Die Ergebnisse sprechen Bände:
- 45 Prozent der Befragten finden, dass Chefs zu viele Dinge gleichzeitig machen
- 32 Prozent sehen oft gestresste Vorgesetzte
- 28 Prozent kritisieren, dass Chefs zu wenig loben
- 27 Prozent bemängeln, dass Vorgesetzte wichtige Informationen zurückhalten
Besonders mit Hinblick auf den derzeit herrschenden und sich noch verschärfenden Fachkräftemangel, könnte man doch meinen, dass sich unfähige Chefs langsam aber sicher selbst ins Aus schießen. Eine Änderung des Verhaltens wäre dringend nötig, so viele der Befragten, um Frust und Unzufriedenheit im Job abzuwenden.

Frustration durch inkompetente Vorgesetzte oder unfähige Chefs
Das wünschen sich Mitarbeiter*innen
Chefs, die inkompetent auf bestimmten Fachgebieten oder einfach generell unfähig sind, frustrieren auf Dauer ihre Mitarbeiter*innen. Sie verhindern die vollständige Entfaltung der Angestellten und zehren an deren Nerven. Dabei ist es gar nicht so schwer, Mitarbeiter*innen glücklicher zu machen. Diese Punkte sind Mitarbeiter*innen heute bei wichtig:
- Verständnis und Einfühlungsvermögen
- Rückendeckung
- Generelle Akzeptanz des/der Einzelnen
- Vertrauen in die Mitarbeiter*innen und ihre Arbeit
Was muss sich ändern?
Expert*innen betonen immer wieder, dass fachlich unfähige Chefs nicht alleine das Problem für Unzufriedenheit unter Mitarbeiter*innen sind. Vielmehr müsste sich das ganze System der Unternehmen ändern. Wolfgang Freibichler, Partner bei Porsche Consulting, kritisiert beispielsweise, dass Vorgesetzte im Schnitt nur 20 Prozent ihrer Zeit damit verbringen, sich auf Aspekte der Führungsarbeit und die Probleme und Herausforderungen ihrer Mitarbeiter*innen konzentrieren2.
Es ist also eine moderne Transformation der Unternehmen nötig, in der Führungskräfte wie Mitarbeiter*innen nicht ständig unter Druck stehen und eine gesunde (und real gelebte) Work-Life-Balance etabliert wird. Die Schere zwischen modernen und traditionellen Führungsstilen ginge, so die Umfrage, immer noch viel zu weit auseinander.
Das können Sie konkret tun, wenn Ihr/Ihre Chef*in unfähig ist
Generell sind soziale Konflikte am Arbeitsplatz für alle Seiten unangenehm. Ganz egal, ob das nun mit dem/der Vorgesetzten ist oder mit Kolleg*innen. Sie können bereits in Ihrer Kommunikation einiges erreichen:
- Time Outs: Wenn die Situation verbal eskaliert, ist es oft hilfreich, vorzuschlagen das Gespräch abzubrechen und zu einem anderen Zeitpunkt damit fortzufahren.
- Ich- statt Du-Botschaften: Ein sachliches Gespräch ist hilfreich, allerdings erst sobald sich die Wogen geglättet haben. Nutzen Sie dabei klare Ich-Botschaften wie beispielsweise „Ich habe oft das Gefühl, dass meine Arbeit nicht ernst genommen wird“. Damit vermeiden Sie direkte Vorwürfe und machen sich selbst verständlicher.
- Empathie nutzen: Was denkt und fühlt Ihr Chef oder Ihre Chefin? Manchmal ist es hilfreich, wenn sich beide Parteien darauf einlassen, sich in die Rolle des anderen zu versetzen.
Sie selbst können auch etwas für sich selbst und Ihre mentale Stärke tun. Suchen Sie sich eine/einen Mentaltrainer*in oder absolvieren Sie selbst eine Ausbildung zum/zur Mentraltrainer*in, um Ihre Resilienz in bestimmten Situationen zu stärken.
Allerdings gibt es auch Grenzen: Gerade, wenn Sie das Gefühl haben, dass es immer wieder zu Problemen kommt, die sich durch bloße Gesprächstechniken nicht lösen lassen, es einfach aus welchen Gründen auch immer nicht zu einer Verständigung kommt, sollten Sie sich Hilfe holen – am besten bevor Sie nicht mehr können

Ideal: Konfliktgespräch mit dem Ziel einer Schlichtung
Gezielte Konfliktsteuerung
Konflikte können sehr einseitig sein, das heißt, vielleicht kommt diese Person nur Ihnen unfähig vor und mit seinem/ihrem Verhalten werden nur Sie immer wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht. Das bedeutet, Sie müssen aktiv werden, um den Konflikt zu klären. Holen Sie sich dazu beispielsweise Hilfe beim Personalrat oder einer firmeninternen Vertrauensperson.
Ist der Konflikt einmal angesprochen, dann ist zunächst eine genaue Analyse notwendig. Was stört Sie? Wo sehen Sie den Ursprung der jeweiligen Probleme? Am besten gelingt so etwas mit einem/einer Expert*in, mit einer Ausbildung zur Gesundheitsberater*in mit Schwerpunkt Betriebliches Gesundheitsmanagement. Diese Personen können dann professionell und lösungsorientiert zwischen den Parteien vermitteln.
In einem Konfliktgespräch mit dem Ziel einer Schlichtung, können Sie dann im Anschluss genau besprechen, wo der Schuh drückt und welche Wünsche und Erwartungen Sie an Ihren scheinbar unfähigen Vorgesetzen haben – möglicherweise stellt sich ja heraus, dass der/die sehr erfreut ist über Ihre Aussprache und Lösungsvorschläge. Gemeinsam sollten dann auf jeden Fall konkrete Ziele und Kompromisse festgehalten werden.
Mein/meine Chef*in ist unfähig – davon sollten Sie sich nicht bremsen lassen
Egal ob Kommunikationstechniken oder ein konkretes Krisengespräch schlussendlich erfolgreich sind. Sie selbst sollten sich in Ihrer Karriere erstmal nicht von scheinbar unfähigen oder inkompetenten Chefs ausbremsen lassen. Das bedeutet im Extremfall, dass wenn alle Maßnahmen scheitern, eine Kündigung und ein Neubeginn unausweichlich für Ihre mentale Gesundheit sind. Schmeißen Sie dennoch nicht gleich das Handtuch, sondern versuchen Sie zunächst Konflikte mit Ihren Vorgesetzten sachlich und hoffentlich nachhaltig zu lösen. Es ist in jedem Falle besser, zuzugeben, dass es Probleme gibt und versuchen, darüber zu sprechen, alles andere führt nur zu mehr Problemen und noch größeren Belastungen.
Quelle1: porsche-consulting.com
Quelle2: welt.de