Stabilität durch gemeinsames Essen: So wichtig sind Mahlzeiten im Familienkreis
Der Alltag in der Familie ist häufig von Stress geprägt und ein Termin jagt den nächsten, das gilt auch für das oft sehr arbeitsintensive Arbeiten im Home-Office. Auch bei Kindern und Jugendlichen sind normalerweise die Tage von Montag bis Freitag neben den Schulzeiten und Hausaufgaben mit Freizeitverabredungen – derzeit natürlich hauptsächlich im virtuellen Raum – durchgetaktet. Da kann es schnell vorkommen, dass sich die Familie nur noch im Flur beim Vorbeigehen trifft. Gerade auch, wenn der normale Alltag durcheinander kommt, wie in den vergangenen Monaten, die von immer wieder sich verändernden Corona-Schutzmaßnahmen geprägt waren, sind Rituale, bei denen alle Familienmitglieder zusammenkommen, umso wichtiger. Am besten eignet sich hierfür das gemeinsame Essen. Doch welche Auswirkungen haben gemeinsame Mahlzeiten für den emotionalen Zusammenhalt?
Kinder erziehen durch das gemeinsame Essen
Die gemeinsamen Mahlzeiten mit Kindern spielen bereits im frühen Alter eine wichtige Rolle. Damit das Essensritual fest im Alltag verankert ist und Stabilität bringt, sollten Sie Ihren Kindern von Anfang an bestimmte Faktoren mit an die Hand geben:
- An erster Stelle steht das Kochen in der Gemeinschaft: hier lernen die Kinder, was für eine gesunde Ernährung wichtig ist.
- Das kann auch schon beim gemeinsamen Einkaufen losgehen. Oft kann ein Wochenmarkt im Freien mit regionalen Angeboten eine willkommene Abwechslung bieten.
- Das gemeinsame Tischdecken ist auch Teil des Essensrituals. Hier kann jeder eine Aufgabe übernehmen – auch die Kinder.
- Lassen Sie den Fernseher beim Essen aus und verbannen Sie Smartphones vom Tisch. Somit ist die Aufmerksamkeit der Kinder und der Erwachsenen bei der Mahlzeit nicht durch den Fernseher oder das Smartphone etc. abgelenkt.
- Sorgen Sie beim Essen für eine ruhige und konfliktfreie Atmosphäre. Negative Themen schaden schnell der Stimmung am Esstisch und übertragen sich auf alle anderen Familienmitglieder. Konflikte können auch ruhig nach dem Essen angesprochen werden.
- Die gemeinsamen Mahlzeiten finden immer zu festen Essenszeiten statt. Das vermittelt Ihren Kindern einen geregelten Tagesablauf und sorgt für Stabilität.
- Gerade auch in Zeiten von Corona sollte auf gemeinsames Essen Wert gelegt werden, das verbindet und stärkt die Gemeinschaft.
- Wenn fast alle Familienmitglieder immer zu Hause sind und sich mehr als üblich sehen, sich nicht aus dem Weg gehen können, sollten Sie versuchen, neue Wege zu finden, sich mit offenem Blick auf den anderen immer wieder mal neu zu begegnen.
- Reihum kochen könnte Spaß machen, ganz gleich, ob das gleich gut gelingt oder nicht. Da durch die Ausgehbeschränkungen die Eindrücke von außen recht begrenzt sind, sind können beim Essen fantastische „Flunker“-Geschichten, die jeder der mag erzählt, für Aufmunterung und Unterhaltung sorgen.
Die Kinder lernen, dass essen nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern dass Mahlzeiten in der Gemeinschaft eine wichtige soziale Komponente darstellen. Die Verhaltensregeln beim Essen, die Kinder zu Hause erlernen, sind auch in der Kita oder im Kindergarten wichtig. Denn auch hier findet das gemeinsame Essen statt und die Kinder müssen sich an bestimmte Abläufe oder Regeln halten. Das spielerische Erlernen einer gesunden Ernährung findet im Alltag nicht nur zu Hause bei den Eltern statt. Die Gesundheitsförderung in Kitas beinhaltet auch den Umgang mit Nahrungsmitteln. Auch im Kindergarten wird gemeinsames Essen geübt.
Mahlzeiten in der Gemeinschaft – wichtige soziale Komponente
Die familiäre Gemeinschaft stärken
Trotz all den täglichen Aufgaben ist es wichtig, dass sich die gesamte Familie am Ende des Tages zur gemeinsamen Mahlzeit trifft. Denn das Abendessen dient nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern es stärkt auch den familiären Zusammenhalt. In der Schule oder auf der Arbeit ist während des Tages jeder auf sich gestellt. Am Abend kommen jedoch alle Familienmitglieder am Tisch zusammen und tauschen sich aus. Durch Gespräche finden Sie als Eltern heraus, was die Kinder emotional bewegt oder mit welchen Konflikten sie belastet und konfrontiert sind. Mit der Debatte um richtige oder falsche Lösungen ist auch die Vermittlung von Werten beim gemeinsamen Essen verbunden.
Aus einer Untersuchung1 geht hervor, dass das Essen in der Familie besonders für junge Menschen einen hohen Stellenwert hat. Aus der Erhebung mit Kindern und Jugendlichen von 6-14 Jahren gehen drei Faktoren hervor:
| Untersuchung gemeinsames Essen in der Familie | |
|---|---|
| Die gemeinsam verbrachte Zeit wird geschätzt | 72% |
| Die Möglichkeit, Alltagsprobleme zu klären | 67% |
| Das Essen schmeckt im Kreis der Familie besser | 47% |
Negativem Essverhalten entgegenwirken
Wenn Kinder oder Jugendliche zu stark belastet sind, kann es bei falschem Essverhalten oder negativen Einflüssen im Alltag hin und wieder zu Essstörungen kommen. In stressigen Phasen passiert es jungen Erwachsenen schnell, dass sie Belastungen wie z.B. aus der Schule mit Essen kompensieren. Das kann dann entweder dazu führen, dass Kinder zu viel Essen und an Übergewicht leiden, oder sie essen zu wenig und geraten in Untergewicht. Findet jedoch täglich ein gemeinsames Essen am Abend statt, haben Eltern die Möglichkeit, von den Problemen ihrer Kinder zu erfahren und diese mit ihnen zu lösen. Wenn Eltern die Probleme ihrer Kinder rechtzeitig erkennen, sucht man beim Abendessen nach Lösungen und wirkt möglichen Essstörungen entgegen.
Gemeinsames Essen auf der Arbeit
Neben dem gemeinsamen Essen in der Kindererziehung oder in der Jugend sind auch die gemeinsamen Mahlzeiten auf der Arbeit wichtig. Während der Arbeitszeit sind die meisten Mitarbeiter in ihre eigenen Aufgaben vertieft und unterhalten sich oft nur fachlich. Die gemeinsame Mittagspause stellt jedoch die Zeit für Kolleginnen und Kollegen dar, in der die Gespräche über aktuelle Projekte hinausgehen. Das Mittagessen dient häufig als wertvolle Möglichkeit, unter Kolleginnen und Kollegen Erfahrungen auszutauschen und somit Neues über weitere Projekte der Firma zu erfahren.
Zudem übersteigen die Gespräche beim Essen vermehrt die beruflichen Themen und Sie unterhalten sich über private Dinge wie Freizeit, Hobbys oder die Familie. Während dem Mittagessen schafften Sie es nicht nur, durch das Essen neue Energie zu tanken, was in gewisser Weise auf die Resilienz fördern kann. Die Unterhaltungen über arbeitsfremde Bereiche helfen Ihnen außerdem, sich für kurze Zeit gedanklich von der Arbeit zu distanzieren und so nach der Pause wieder motiviert mit neuen Ideen an die Beschäftigung zu gehen.
Letztlich sorgt das gemeinsame Mittagessen auf der Arbeit dafür, dass die Kolleg*innen zusammenkommen und sich so eine angenehme Stimmung im Büro entwickelt. Somit herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre und die Kolleginnen und Kollegen können besser zusammenarbeiten. So sind in Zeiten von Corona gerade auch gemeinsame Essen vor dem Bildschirm mit Kolleg*innen beliebt oder auch im privaten Kreis. Damit wird ein archaisches Bedürfnis nach einem Leben in Gemeinschaft bedient.
Gemeinsam gedanklich von der Arbeit distanzieren
Der Stellenwert von gemeinsamen Mahlzeiten in unserem Leben
In allen Bereichen unseres Lebens kommt dem gemeinsamen Essen eine hohe Bedeutung zu. Bereits im Kindesalter ist es wichtig zu erlernen, dass das Essen eine soziale Handlung in der Gesellschaft ist, ganz nach dem Motto „besser gemeinsam als einsam“.
Bei der Erziehung zum richtigen Essen sollten Eltern von Anfang an auf motivierende Faktoren achten und störende Faktoren, wie den Fernseher, verzichten. Der Stellenwert von gemeinsamen Mahlzeiten wird auch bei Jugendlichen immer wichtiger. Beim Essen können Sie schnell hinter die Probleme Ihrer Kinder kommen und gemeinsam eine Lösung diskutieren oder einfach den Tag nochmal rekapitulieren. Aber auch Lebensgemeinschaften tauschen sich beim gemeinsamen Essen über aktuelle Geschehnisse aus. Abschließend ist zu sagen, dass das gemeinsame Essen auch auf der Arbeit eine wichtige Rolle spielt, da hier die Mitarbeiter*innen zusammenkommen und ein für eine gute Zusammenarbeit wichtiges Gemeinschaftsgefühl bei den Kolleginnen und Kollegen entsteht.
Quelle1: wohnglueck.de
